Kapitel 18 - Heiliger oder Horrorabend?

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Es war komisch wieder bei Deans Familie zu sein und gleichzeitig war es grausam, denn so wurde Jeremy und mir uns erneut bewusst, dass unsere Eltern fort waren. Natürlich wussten wir es die ganze Zeit, doch gerade an Weihnachten war es schwer mit all dem. "Cassie warum tust du dir das hier an?" Jemand umarmte mich von hinten. "Ich muss einfach Dean" murmelte ich leise und hielt meinen Blick auf das Grab meiner Eltern gerichtet. "Cassie sie wollen sicherlich nicht, dass du dir kein Glück gönnst." Erst bei diesen Worten fiel mir ein, dass ich wahrscheinlich schon viel zu spät zum Essen bei Deans Familie kam. "Sorry. Hier vergesse ich die Zeit."

"Ich weiß. Deswegen hol ich dich ja." Leicht und sanft lenkte er mich vom Grab weg und ich löste mich aus meiner kleinen Starre. Dann sah ich ihn an, murmelte ein "Danke." und küsste ihn zärtlich. Er erwiderte ebenso.

Zurück im Anwesen entschuldigte ich mich sofort für die Verspätung. "Naja. Was soll ich erwarten. Aber Cassie kommst du bitte mal mit? Ich muss mit dir reden." Ich löste mich von Dean, der mich im Arm hielt und ging Mrs. Jefferson hinterher. Ihre Stimme war schon wieder so angespannt. Sie führte mich ins Arbeitszimmer ihres Mannes und stellte sich vor mich. "Verführ meinen Sohn nicht so. Ist das der Dank dafür, dass du hier wohnen kannst? Mir meinen Sohn zu stehlen? Ihn die ganzen dunklen Sachen mit zuziehen?" Vollkommen geplättet von ihren Worten schüttelte ich leicht den Kopf.

Ich spürte kleine Tränen meine Wange herunterfließen, doch wusch sie sofort weg. "Ich liebe Dean und werde ihn doch niemals wegnehmen. Er bleibt immer ihr Sohn auch wenn wir ein Pärchen sind." meinte ich mit fester Stimme. "Entweder kennst du wirklich die Wahrheit nicht oder du bist eine verflucht gute Lügnerin. Ich behalte dich im Auge und ich sag dir wehe es passiert etwas auf diesem ReinblüterBall. Dann bist du hier schneller raus als du gucken kannst." Damit ging sie auch schon und ließ mich starr im Zimmer. Was für eine Wahrheit? Ich begann mich wirklich langsam zu fragen in was ich da verwickelt war. Ich wollte gerade gehen, als mir ein kleiner roter Brief in den Blick fiel und ich das Kürzel auf diesem sah.

Sie wissen ja nicht wen sie sich da ins Haus geholt haben.

-R

Ich legte den Brief wieder auf Mr. Jeffersons Schreibtisch und starrte auf die Nachricht. Wer war R? Und warum machte er oder sie mir alles schwerer? Doch ehe ich einer Lösung nah war, wurde ich gerufen und strich meinen schwarzen Rock glatt. Heiligabend bei Deans Familie war wahrscheinlich schön, doch ich bekam kaum etwas mit. Ich war zu sehr in Gedanken und verließ auch direkt nach dem Abendessen das Zimmer.

Außerdem konnte ich es nicht erwarten aus dem Blickfeld von Deans Mutter zu verschwinden. Sie hatte kein Wort mit mir gesprochen während des Essens und somit war die Stimmung nicht sie Beste. Ich hatte gestern, nachdem wir angekommen waren, die Geschenke für Dean und Jeremy, noch in der Winkelgasse gekauft.

Wir hatten es so geregelt, dass Deans Geschenke an seine Eltern und Schwestern von uns beiden kamen. War am einfachsten, denn ich kannte sie einfach nicht gut genug. Oben in meinem Zimmer warf ich mich aufs Bett und befreite mich von der weißen Bluse und dem schwarzen Rock. Wenigstens war ich die Uniform mal los. Ich zog mir ein einfaches kurzes Nachthemd an und krabbelte ohne zu zögern unter die Decke. Ich war wirklich müde und einfach nur froh endlich Ruhe zu haben. Ich wollte jetzt über nichts nachdenken und bloß endlich einmal zur Ruhe kommen.

Der Traum begann ziemlich harmlos. Doch schon kurz darauf war mir klar, dass es kein Traum sondern wieder eine dieser Visionen war, denn es war einfach zu realistisch. Ich stand auf einer Waldlichtung in einem langen schwarzen Tüllkleid. Es war wunderschön und hatte hinten sogar eine kleine Schleppe. Aber ich war nicht allein. Ein Mann, ganz in schwarz gekleidet, trat an meine Seite. "MyLady Cassandra. Folgt mir." Er bot mir seinen Arm an und da ich wissen wollte, was nun wieder war, hakte ich mich ein. Die Lichtung wandelte sich in einen großen Saal.

Ich denke einem Tanzsaal, denn es standen keine Möbel hier und auch die goldverzierten Wände und riesigen Kronleuchter deuteten auf diese Vermutung hin. "So früh schon hier? Wie schade ich wollte eigentlich nicht, dass du zusiehst, aber es bleibt mir keine andere Wahl als es dann vor dir zu tun." Erschrocken wand ich mich um hundertachtzig Grad, sah hoch auf ein kleines goldenes Podest, auf dem normalerweise die Musiker standen und erblickte einen Mann mit langem schwarzen Haar und in einen schwarzen Mantel gekleidet. Ich kannte ihn nicht, aber ich sah sofort das Zeichen auf seinem Arm. Er hatte den Zauberstab auf jemanden gerichtet, der durch Zauber an die Wand gekettet war. Ich erkannte die Person aus dieser Entfernung nicht, aber was ich erkannte war, dass es magische Fesseln waren.

"Ohh hat dir der Anblick deines Freundes dir die Sprache verschlagen Tochter" meinte der Mann und fassungslos starrte ich ihn an. Klar das war Dean. In der kleinen Tasche um meiner Schulter wühlte ich nach meinem Zauberstab und als ich diesen hatte, raffte ich das Tüllkleid hoch und ging raschen Schrittes hoch auf die Bühne. Doch warum hatte der Mann mich Tochter genannt? "Was habt ihr vor und warum nennt ihr mich Tochter?" zischte ich und richtete den Zauberstab auf den Mann. Klar es war wieder eine dieser Visionen, doch es war so real... "Cassie lass ihn mich einfach töten. Du hast ein Erbe anzugehen" flüsterte eine schwache Stimme und diese gehörte zu Dean.

"Du hast mir keine Fragen zu stellen und er sollte schweigen. Still sterben geht schneller. Wenn du mehr redest, mach ich es langsam und qualvoll. Meine Tochter muss befreit sein von dir und, wo du Recht hattest, ihr Erbe antreten" Damit warf er Dean den Folterfluch an den Hals, oder versuchte es zumindest, denn ich warf mich vor ihn und obwohl ich bloß eine Vision hatte, schrie ich vor Schmerz auf. Es war als würde ich wirklich gefoltert und ich sackte mit dem Rücken auf dem Boden zusammen.



"Cassie. Cassie" Deans Stimme klang nun fester und näher und langsam wurde auch der Schmerz weniger. Ich spürte meinen rasselnden Atem und versuchte mich zu beruhigen. "Es ist alles ok. Du bist hier." sagte Dean und mir war klar, dass die Vision vorüber war. Ich öffnete die Augen und sah Dean an. Er saß bei mir. Es war alles besser wo ich ihn jetzt sah. Müde griff ich nach seiner Hand und drückte diese leicht. "Hey..." Er saß auf dem Bettrand und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, während ich mich langsam beruhigte und dennoch die Bilder vor Augen hatte. "Vision." murmelte ich und stemmte mich im Bett hoch, wobei ich vor Schmerz die Zähne zusammenkniff. Mein ganzer Körper fühlte sich an wie bei einem üblen Muskelkater. Na toll also waren die Visionen auch noch beinahe lebensecht.

"Alles okey bei dir?" Erst jetzt bemerkte ich Victoria die im Türrahmen stand uns mich besorgt musterte. Als ich ein knappes Ja murmelte, verließ sie dann auch das Zimmer und ließ mich mit Dean allein. "Das verfolgt dich also immer mehr. Willst du drüber reden?" flüsterte Dean doch ich schüttelte den Kopf. Es würde ihn zu viel Kopfzerbrechen bereiten. Er nickte bloß und stand auf. "Kannst du bleiben auch wenn deine Mum sauer auf mich ist? Ich halt nicht noch so eine Vision aus heute." murmelte ich ohne groß nachzudenken. Allein der Gedanke allein zu bleiben, während ich ja immer träumte das Dean etwas passierte machte mich schon fertig. Ihn dann nicht zu sehen wenn ich wach wurde...

Zu meiner Erleichterung nickte er und krabbelte zu mir unter die Bettdecke. Jetzt bereute ich es ein wirklich kurzes Nachthemd anzuhaben, denn so viel Haut hatte ich ihm nie gezeigt und ich musste zugeben in diesem Punkt war ich wirklich etwas schüchtern. Vor allem, wenn Todesvisionen dazukamen. "Warum bist du eigentlich gekommen? Hab ich geschrien? " fragte ich ihn leise und machte es mir auf der Seite bequem und er legte seinen Arm um meine Hüfte. "Ich hab irgendwie gespürt, dass etwas nicht stimmt und dann hab ich dein Gemurmel gehört" Ich sagte darauf nichts weiter und kuschelte mich an ihn.


Cassie Kentwell [2] - The Change [HP-FF] ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt