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Nach dem Essen liefen sie am Han River entlang. Yoongi hatte die Hände in den Jackentaschen seiner neuen Winterjacke, die er sich heute gekauft hatte, vergraben, Jimin hielt sie vor sich, um den fallenden Schnee zu fangen.
"Warum magst du den Winter so gerne?", fragte Yoongi. Der Junge blieb stehen. Lächelte.
"Weil er mich lebendig fühlen lässt. Wenn die Schneeflocken auf meine Haut schmelzen, dann brennt es ein bisschen, wenn der Schnee hoch liegt, habe ich Schwierigkeiten zu laufen. Und das hilft mir in den Moment zurückzukehren. Mich zu konzentrieren, meine Füße zu heben, langsam einzuatmen, denn wenn ich zu schnell atme, sticht mir die Kälte in die Lunge. Und, wenn der Schnee meine Klamotten durchnässt, dann ist mir so eiskalt. Und gerade das alles lässt mich lebendig fühlen."
So hatte Yoongi das noch nie betrachtet. Aber es stimmte. Jimin hatte recht. Der Winter holte einen mit seiner Kälte und seiner Nässe ins Leben zurück. Er gab einem einfach nicht dich Chance sich taub und stumpf durch die Welt zu bewegen, sondern zwang einen, wieder in den Moment zurückzukehren und die Außenwelt wieder wahrzunehmen.
"Wie fühlst du dich denn, wenn du dich nicht lebendig fühlst?" Seine Kehle war trocken, als er diese Frage stellte, er wusste, wie riskant das war. Dass sie einen triggernden Effekt auf den Jungen haben konnte.
"Leer." Jimin legte den Kopf in den Nacken und starrte in den wolkenverhangenen Himmel. "Leer und grau. Alle Gefühle in mir einfach weg. Alles ist mir egal, wenn ich mich nicht lebendig fühle. Als wäre ich eine leere Hülle, die mechanisch durch das Leben geht und das tut, was sie tun muss."
Betroffen ließ Yoongi die Worte in sein Bewusstsein dringen, spielte sie in seinem Kopf noch einmal ab. Das klang so traurig.
"Das..." Doch ihm fehlten die Worte. Er wusste nicht, was eine angemessene Antwort hierauf war, es gab keine angemessene Antwort. Keine Worte, die die Schwere aus dem nehmen konnten, was Jimin gerade gesagt hatte. Keine Worte, die ihm helfen konnten die Leere zu vertreiben.
Und der Jüngere schien zu verstehen, denn er wandte den Kopf und schenkte Yoongi ein schwaches Lächeln. Und seine Augen waren dabei so trüb und grau wie der Wolkenhimmel über ihren Köpfen.
"Jimin" Yoongi machte einen Schritt auf ihn zu, zögerlich, unsicher, wie der Junge reagieren würde. "Darf... darf ich dich umarmen?" Jimin ließ die Schultern hängen. Und sein Blick war so traurig, so hilflos und schnitt Yoongi ins Herz, als er langsam nickte. "Okay."
Es war, als würde in Jimins Herzen immer kalter, trister Winter herrschen. Eine blendend weiße, leere Schneedecke hatte sich über den Gefühlen des Jüngeren ausgebreitet und sorgte dafür, dass sie von der Außenwelt getrennt waren. Yoongi glaubte es zu verstehen. Nur ein kleines bisschen glaubte er zu verstehen, was in Jimin vorging.
Und er trat einen weiteren Schritt nach vorne. Schlang die Arme um die zierliche, zerbrechlich wirkende Gestalt und zog sie an sich. Ganz vorsichtig. Als hätte er Angst, dass der Junge jeden Moment in seinen Armen zerfallen würde und vom Wind davon getragen würde. Hoch nach oben über die glänzenden Lichter von Seoul. Wie die weißen, pulverigen Flocken, die in dieser Nacht vom Himmel fielen.