Prolog

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Prolog

Es war kalt in dem düsteren Zimmer, dessen Einrichtung aus nicht mehr bestand, als einer Matratze in der Ecke und einem Schrank, der jeden Moment in sich zusammen zu brechen drohte.
Das schlecht isolierte Fenster hielt den herrschenden Temperaturen nicht stand sodass es innerhalb weniger Minuten eiskalt geworden war und die einzige Lichtquelle, die Flamme einer fast herunter gebrannten Kerze, tanzte wild im ständigen Luftzug und warf unheimliche Schatten an die kahlen Wände.
Still war es an diesem Ort, nur gelegentlich von einem verhaltenen Schniefen unterbrochen. Die zwei schmalen Körper, die sich unter der einfachen Decke auf der Matratze dicht zusammen gedrängt hatten, lagen aneinander geschmiegt da während der Atem in weißen Wölkchen von ihren bebenden Mündern aufstieg.
„Es ist so kalt.", wisperte eine helle Mädchenstimme, zitternd und gedämpft von all den ungeweinten Tränen.
„Ich weiß."
Die Stimme des Jungen sollte mutig klingen. Zuversichtlich. Wie es sich für einen großen Bruder gehörte, doch auch hier schlug sich die Resignation und Erschöpfung nieder. Er zog sie noch ein bisschen dichter an sich heran. Wollte ihr noch ein bisschen mehr Wärme geben. Sie war so klein und zerbrechlich. Wie eine Puppe.
„Sie werden dich wegschicken."
Nun wankte ihre Stimme bedrohlich während ihre ungewöhnlichen Augen sich auf ihn richteten. Das Kerzenlicht ließ die braunen Sprenkel in dem tiefen Grün regelrecht funkeln.
Dieses Mal schwieg er. Auch das wusste er und seit dem SIE das verkündet hatte, überlegte er fieberhaft was er tun konnte. Weglaufen. Das hatten sie versucht. Hilfe holen. Die Bitterkeit trieb ihm die Galle herauf bis es in seinem Hals brannte und tapfer blinzelte er die Tränen fort.
„Ich hätte den Mund halten sollen.", flüsterte er erstickt.
Sie schüttelte energisch den Kopf.
„Wir haben uns. Er hat niemanden. Es war gut ihm zu helfen!"
Er schluckte. Dann musste er lächeln.
„Du bist mein tapferes Herz und mein Verstand."
Das hatte ihr Vater immer gesagt. Lächelnd und mit strahlenden Augen, die den ihren so glichen.
„Wir gehören zusammen, Little. Und egal was passiert, selbst wenn sie alles tun um uns zu trennen, ich bleibe immer bei dir und werde dich immer wieder finden!"
Die Worte, die sie eigentlich aufheitern sollten, brachten das kleine Mädchen nun doch wieder zum Weinen. Und doch, das wusste er, war dieses Versprechen angekommen. Tief verwurzelt, tief in ihrem Herzen.

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