Kapitel 7- Eindringling

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Kapitel 7- Eindringling

Irgendwann hatten sie sich einfach auf dem Bett zusammen gerollt und war, ohne sich dessen bewusst zu sein, eingeschlafen. Wirre Träume hatten sie um ihre Erholung gebracht und so war sie verwirrt und noch genauso erschöpft wie zuvor, als sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf schreckte und grauenhafte Sekunden, die sie anfühlten wie Stunden, orientierungslos und verängstigt im Bett sitzen blieb und vor sich hin starrte.

Dann holte sie die Erinnerung wieder ein. Die lange Fahrt, die Begegnung mit Miss Walter, die Auseinandersetzung mit dem Unbekannten. Diese völlige Dunkelheit machte ihr zu schaffen. Zumal das hereinfallende Licht bizarre Schatten an die Wand warf die beinahe den Anschein erweckten jemand schleiche draußen herum.
Im nächsten Moment war sie hellwach. Sie war nicht einfach so aufgewacht. Etwas hatte sie geweckt. Und nun spürte sie es ganz deutlich. Sie war nicht allein. Irgendjemand war bei ihr. Verbarg sich in der Dunkelheit und gab sich offenbar alle Mühe nicht entdeckt zu werden. Dennoch entdeckt sie den Fleck, der noch dunkler war als die übrigen Schatten. Ganz in der Nähe ihres Bettes. Zwischen ihr und der rettenden Tür.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich während sie fieberhaft nach einem Ausweg suchte und als würde der Eindringling das genau bemerkten, konnte sie erkennen, dass er sich bewegte. Das Rascheln seiner Kleidung wirkte in der angespannten Stille ohrenbetäubend. Die darauf folgende Männerstimme machte das alptraumhafte Szenario komplett.

„Ganz ruhig.", murmelte der Unbekannte. „Ich mache das Licht an."
Die plötzliche Helligkeit der aufflammenden Deckenlampe beraubte sie einen schrecklichen Moment erneut ihrer Orientierung. Dann gewöhnte sich ihre Augen daran und sie erkannte den Mann, der da neben der Tür stand. Bedrohlich wirkte er nicht. Eher aufgeregt und....irgendwie hilflos. Doch würden Verbrecher auch wie Verbrecher aussehen, gäbe es vermutlih überhaupt keine Verbrechen mehr auf der Welt. Sevil blieb auf der Hut, während sie den Mann taxierte.

Er trug Jeans, einen gewöhnliche Jacke, Turnschuhe. Dunkles Haar, drei Tage Bart und Ringe unter den Augen. Mitgenommen sah er aus. Allerdings war sie meilenweit davon entfernt Mitleid mit ihm zu haben.
Wütend kam sie auf die Beine und baute sich vor dem nächtlichen Schreckgespenst auf während sie ihn mit zornigem Blick festnagelte.
„WAS zum Teufel haben Sie in meinem Zimmer zu suchen?", zischte sie und wurde von der eigenen Angst noch weiter angstachelt.

Er schluckte schwer und hob abwehrend die Hände. Beschwichtigend. Ein Friedensangebot. Nur war Sevil alles andere als nach Frieden und sie machte einen weiteren Schritt auf ihn zu.
„Ich habe Sie was gefragt!", erinnerte sie ihn.
„Bist du Sevil? Michaels Schwester?"

Diese kurzen Sätze reichten aus um ihr allen Wind aus den Segeln zu nehmen, brachten sie sogar ins Wanken sodass sie sich wieder ein wenig entfernte.
„Wer will das wissen? Wie sind Sie hier überhaupt herein gekommen?"
„Ich bin Thomas."
Mehr musste er nicht sagen. Sevil war sofort im Bilde und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Verschwinden Sie oder ich rufe die Polizei."
Thomas atmete bebend ein. Setzte an etwas zu sagen und sah dabei unheimlich hilflos und verletzlich aus. Unter anderen Umständen hätte das ausgereicht um sie milde zu stimmen. Aber nicht in dieser Situation.
„Ich sagte verschwinden Sie!", verlangte sie mit Nachdruck. Einen Moment lang starrte er sie nur an, dann wandte er sich tatsächlich zum Gehen, hielt in der Tür allerdings noch einmal inne.
„Ich...werde morgen noch einmal wieder kommen. Dann können wir in Ruhe..."
„Einen Teufel werden Sie tun.", unterbrach sie ihn brüsk und schob ihn grob hinaus. „Ich bin nicht hier um an ihrem Spielchen teilzunehmen sondern ganz allein in privater Angelegenheit. Verschwinden Sie und gehen Sie mir so gut es in diesem Kaff eben geht aus dem Weg. Ich will Sie nicht sehen. Ich will Sie nicht treffen und ganz sicher nicht mit Ihnen reden. Nicht mit Ihnen und auch nicht mit einem Ihrer feinen Freunde, sagen Sie ihnen das."

Damit knallte sie die Tür hinter ihm zu und schloss ab. Das hatte sie zuvor auch schon getan, was offenbar nichts brachte und sie hatte so eine Ahnung wem sie das zu verdanken hatte. Fluchend zog sie einen Stuhl heran und verkeilte ihn unter der Klinke und erst dann ließ sie sich auf den Stuhl vor dem Tisch sinken und klappte den Laptop ihres Bruders auf. Das Dunkel der Kapuze starrte ihr entgegen und mit einem weiteren Fluch schlug sie den Laptop gleich wieder zu.

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