Kapitel 33.1- Die ganze Geschichte Teil 1

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Ihr Lieben! 

Heute ist es soweit und ich leite das Ende dieser Duskwood Fanfiction ein. Heute kommen für euch die letzten Vier Kapitel. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an all die fleißigen Leser, die mich hier hindurch begleitet und das obwohl diese Geschichte vor Fehlern nur so strotzt. Vielleicht finde ich irgendwann ja doch noch die Muße sie zu überarbeiten. Oder mir läuft doch noch ein neuer Beta-Leser über den Weg. 

Ich hoffe ihr alle hattet euren Spaß und ich konnte euch die elend lange Wartezeit ein klein wenig verkürzen. 

Eure Holly

33.1- Die ganze Geschichte Teil 1

Dröhnender Kopfschmerz begleitete sie zurück an die Oberfläche. Orientierungslos. Hilflos. Ein grausames Déjà-vu.
Ihre Kehle war wie ausgetrocknet und ihre Augen brannten wie Feuer. Wo war sie?
Es war ihr unmöglich etwas zuerkennen. Da war nur ein dunkler Grauton, der sich hinter dem Tränenschleier verbarg.
Benommen versuchte sie sich zu erinnern. Was war geschehen?
Dumpf nahm sie noch die letzten Überreste der starken Aufregung war, die sie die letzten Minuten vor dem Blackout erfüllt hatte. Tief in sich konnte sie noch immer den Nachhall spüren. Aber was war dann geschehen?

„Hallo?", krächzte eine Stimme ganz in ihrer Nähe und erschreckte sie beinahe zu Tode. Sie hatte nicht mitbekommen, dass sie nicht alleine war. Die Stimme kam ihr vertraut vor. Aber wer war es?
„Ist da jemand?"
„Lilly?"
Die Andere stutzte einen Moment Dann konnte Sevil hören wie sie aufatmete.
„Sevil?"
„Ja."
Ihr drehte sich urplötzlich der Magen um sodass sie die Zähne fest zusammenbiss und sich dazu zwang ruhig und kontrolliert zu atmen. Was auch immer mit ihr geschehen war, es hatte offenbar heftige Nebenwirkungen.
„Ich kann nichts sehen.", konnte sie Lilly schwach vernehmen.
„Ich auch nicht. Oder schlecht."
„Keine Sorge. Das gibt sich wieder."
Die neue Stimme klang dröhnend. Laut und regelrecht euphorisch. Licht flammte auf und stach ihr schmerzhaft in die Augen.
Sevil stöhnte gequält auf und kniff sie zu. Wieder rebellierte ihr Magen. Wieder biss sie die Zähne zusammen und atmete konzentriert.
„Wie unhöflich von dir."
Sie spürte wie jemand vor sie trat. Dann schloss sich etwas schraubstockartig um ihr Kinn. Es schmerzte mehr als sie erwartet hatte und instinktiv versuchte sie den Kopf zurück zu ziehen. Aber es gelang ihr nicht. Unerbittlich drückte eine feste, kräftige Hand zu. Fingernägel bohrten sich in ihre Haut.
„Hat meine Schwester dir denn nicht beigebracht, wie man sich benimmt?", säuselte eine Frauenstimme mit trügerischer Liebenswürdigkeit direkt in ihr Ohr und die feinen Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf.
Schwester. Mrs Tenner.
Tapfer schlug sie die Augen auf. Sie tränten noch immer, sodass das Gesicht, das direkt vor ihr zu schweben schien, nichts weiter war als ein ovaler heller Fleck.
Nur langsam klärte sich ihre Sicht und tatsächlich hockte da vor ihr eben jene Frau, die sie erst wenige Stunden zuvor in der Bibliothek und später auf Fotos gesehen hatte.

Die dünnen, blassen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, dem es vollkommen an Freundlichkeit fehlte.
„Schon besser. Ich wusste doch dass Marianne nicht versagen würde."
Die Worte übermittelten eine schauderhafte Botschaft. Lilly neben ihr schluchzte auf und Mrs Tenners Gesicht verzog sich zu einer wutverzerrten Fratze.
„Ruhe du nichtsnutziges Gör. Bedank dich bei deiner Schwester."
Dann verschwand die Wut ebenso schnell, wie sie gekommen war und ihre Miene glättete sich. Wurde wieder zu dem freundlichen, menschlichen Gesicht wie vorher. Und das war tausendmal schlimmer.
‚Sie hat den Verstand verloren. ', schoss es Sevil durch den Kopf. ‚Sie ist wahnsinnig. '
Doch sie sagte nichts, sondern versuchte ihre Orientierung zurück zu erlangen. Nun registrierte sie langsam, dass sie auf einem Stuhl saß. Ihre Arme waren schmerzhaft zurück gebogen und sie konnte etwas Raues spüren, das um ihre Handgelenke geschlungen war. Ein Widerstand, der aber nicht vollkommen war.
Ihre Umgebung war vertraut.
Doch es dauerte noch einige weitere wertvolle Sekunden, bis sie erkannte wo genau sie sich gerade befanden.

ooo


Zur selben Zeit zerbarst ein Stuhl krachend an einer Wand. Der, der ihn in hilfloser Wut geworfen hatte, stand schwer atmend mitten im Zimmer und starrte auf die Trümmer zu seinen Füßen.
Nichts! Absolut Nichts! Er hatte alles versucht und nicht die geringste Spur.
„Jake."
Cleo, die bei seinem Ausbruch in sich zusammen gesunken war, erhob sich langsam und trat auf ihn zu. Ihr war die Angst, die sein Inneres erstarren ließ, offen ins Gesicht geschrieben. Doch sie rang tapfer nach Fassung.
„Die Polizei hat alle Informationen. Sie werden sie finden."
„Und wenn es zu spät ist?", fuhr er sie an unfähig die Ruhe zu bewahren.
Wie hatte das geschehen können? Wie hatten sie direkt vor ihrer Nase ein Opfer gegen zwei Andere tauschen können? Er hatte Sevil doch sogar noch gesehen. Hatte allein von der Tatsache, dass sie bei ihm war, Ruhe inmitten des ganzen Chaos gefunden.
„Ihnen wird nichts geschehen.", beschwor Cleo.
Er starrte sie an. Dan und Richy, die sie begleitet hatten, saßen ungewohnt still da. Nicht einmal Dan schien der Sinn danach zu stehen einen seiner berüchtigten Sprüche zu reißen.
„WER sagt uns das?", brüllte Jake. Dann sackte er in sich zusammen.
Er hatte seine Halbschwester gefunden. Und dafür mit seiner anderen Halbschwester und der Frau, die er liebte bezahlt.
Er stutze nicht einmal bei dieser Erkenntnis. Er hätte auf sie aufpassen müssen. Er wusste doch, dass diese Frau es auch auf sie abgesehen haben könnte. Und dennoch hatte er sie im Stich gelassen.
„Du darfst sie jetzt nicht aufgeben!", vernahm er Cleos Stimme. Und überließ es ihm zu entscheiden, wen genau sie nun damit meinte.

ooo

Lilly schlotterte. Sie war am Ende ihrer Kräfte und Sevil konnte es ihr nicht verdenken. Auch sie spürte wie die Geschehnisse an ihr nagten. Wie alles zusammen auf sie einstürzen wollte. Aber sie kämpfte verbissen dagegen an während ihre Entführerin sich gerade auf ein Sofa sinken ließ, das den beiden Frauen gegenüber stand.
Nun hatte sie auch erkannt wo sie sich befanden. In eben jenem Haus, aus dem sie sie und Jake vertrieben hatten.
War das der Plan gewesen? Waren sie schon die ganze Zeit da gewesen? Irgendwo versteckt und ständig in ihrer Nähe?
Allein der Gedanke krampfte ihr sofort wieder den Magen zusammen.
„Du hast es uns ganz schön schwer gemacht.", begann Mrs Tenner im Plauderton und ihre Augen richteten sich auf die Brünette. Fixierten sie regelrecht und der kalte Glanz darin, ließ sie übles ahnen.
„Du warst so ein aufmüpfiges undankbares Kind. Marianne hat oft über dich gesprochen."
Sevil biss die Zähne zusammen. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren.
„Hast ihr ständig nur Scherereien gemacht und bist dann einfach verschwunden. Sie war schrecklich enttäuscht."
Sie machte eine Pause als würde sie erwarten dass ihre Gefangene etwas darauf erwidern würde. Aber Sevil schwieg eisern und hielt dem eisigen Blick stand.
„Als sie starb war ich wirklich überrascht. Es war schon alles vorbei als ich es erfuhr."
Was erklärte warum sie bis dahin nicht in Erscheinung getreten war. Doch Sevil wusste, dass die Geschichte noch nicht zu Ende war.
„Selbstmord!", rief die Andere aus und ein Funkeln trat in ihre Augen. Noch immer sprach sie in diesem irreführenden Plauderton, der nur aufzeigte wie gefährlich diese Frau war. Fieberhaft überlegte Sevil. Sie spürte dass die Fesseln um ihre Hände sich ganz leicht gelockert hatten, doch noch nicht genug. Sie durfte nur nicht auffallen. Und sich überlegen wie es dann weiter gehen sollte.
„Ich erfuhr von den Anschuldigungen und über einen Freund bekam ich auch einen Namen. Hannah Danford. Aber, habe ich mich gefragt, WOHER kann dieses Mädchen das alles wissen? Woher nimmt diese dreiste Kröte die Frechheit über eine Vergangenheit zu sprechen, bei der sie gar nicht dabei war? Das konnte wohl nur eins bedeuten."
Lilly an ihrer Seite hatte aufgehört zu schluchzen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihre Entführerin an und folgte mit wachsendem Entsetzen den Ausführungen. Auch sie musste registrieren worauf das alles hinaus lief. Und ahnte vermutlich ebenso wie Sevil, dass kein gutes Ende geplant war.
„Sie war nur ein Bauernopfer!" Mrs Tenner brach in ein verstörendes Gekicher aus und bescherte Sevil abermals eine Gänsehaut. „Sie sollte nur die Botschaft überbringen aber dahinter steckten andere. Und da es um dich und deinen missratenen Bruder ging, musste man nicht lange überlegen um zu erkennen wer."
Was nicht ganz stimmte. Denn damals hatten weder sie noch Michael sich eingemischt. Doch ihr Gegenüber bewies seine Intelligenz von neuem als sie fortfuhr.

„Zumindest dachte ich das am Anfang. Mein Sohn hat sich auf Hannahs Spur gesetzt und sie beobachtet und dabei entdeckt dass sie gar keinen Kontakt zu euch hatte. Also hat er etwas tiefer gegraben und ein paar interessante Emails entdeckt. Er war zwar nicht lange da aber ich habe ihn trotzdem erkannt. Euren feinen kleinen Freund, der immer nur für Ärger gesorgt hat. Aber du und dein Bruder wart genauso Schuld an allem. Ihr habt meine Schwester dazu gezwungen zu tun was sie tun musste. Ihr wart unerzogen, frech und ohne sie wäre nie etwas aus euch geworden."
Sie war aufgesprungen. Tigerte beim Reden hin und her und kam dichter. Beinahe so als würde sie ihre Opfer belauern um im richtigen Moment zuzuschlagen.
„Und während er sie beobachtet hat wurde meinem Kyle klar wie klein die Welt doch ist. Ist es doch eure kleine Freundin gewesen die damals bei einem Unfall dabei gewesen ist als Kyles Freundin ums Leben kam."
Sevil horchte auf. Und auch Lillys Kopf ruckte in die Höhe. Mrs Tenner lächelte überlegen.
„Sie hatte ihn verlassen, diese JENNIFER." Sie spie den Namen aus als wäre er ein Schimpfwort. Aber immerhin redete sie und war damit beschäftigt. Sevil spürte wie die Fesseln immer noch ein Stückchen nachgaben und nun wusste sie auch was sie tun musste. Solange niemand dazu kam, würde es funktionieren. Wenn sie den richtigen Moment erwischte.
„Also hat er beschlossen sie zu erschrecken. Damals an diesem Tag. Aber sie hat anders reagiert als er erwartet hatte. Statt aus dem Weg zu springen hat sie nur die beiden Gören zur Seite gestoßen und ist selbst stehen geblieben. Tja."
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. Sevil spürte kalte Wut in sch aufsteigen. Diese Frau sprach über ein Menschenleben! Und tat als wäre die Auslöschung eines solchen etwas Nebensächliches!

„Er hat die Kinder dazu gebracht ihm dabei zu helfen wegzuschaffen und ihnen eingeschärft dass sie genauso Schuld haben wie er."
Lilly stieß ein entsetztes „Oh Gott.", aus, doch Mrs Tenner beachtete sie gar nicht. Ihre ganze Aufmerksamkeit lag auf Sevil, die die Zähne zusammen biss und wütend zurück starrte. „Das hat funktioniert.", fuhr sie in diesem grässlichen Plauderton fort und nahm ihre Runden wieder auf.
„Bis Hannah ihn wieder gesehen hat. Offenbar hatte sie das ganze verdrängt. Sie wusste nicht mehr was geschehen war, erinnerte sich aber sehr wohl an einen Mann, der ihnen nachgeschlichen war als sie als Kinder mit Jennifer unterwegs waren. Und nun sah sie denselben Mann. Ich muss sagen als Beobachter stellt mein Sohn sich nicht sonderlich geschickt an."
Sie machte eine bedauernde Miene, dann grinste sie amüsiert.
„Das dumme Ding hat das zweite Mädchen aufgesucht. Und die hat sich erinnert. Kyle hat gesehen wie sie eurer Hannah wenige Tage später eine Zeichnung zeigte. Von ihm. Da musste er natürlich handeln. Also hat er sich nicht nur eine Frau geholt, sondern Beide. Aber Amy hat sich gewehrt und wir brauchten sie ja nicht."

Sevil spürte wie das raue Material sich endgültig löste und hielt es hastig fest, damit es nicht zu Boden fiel.
„Also lief für Sie alles wie geplant.", ergriff sie das Wort. „Sie holten Hannah und ihr Sohn verschickte Michaels Nummer um sie kurz darauf zu löschen. Ihre erste Spur zu Jake, falls er sich einmischen würde."
„Und natürlich mischte er sich ein. Aber trotz allem gewann er das Vertrauen deines Bruders. Und zusammen erreichten sie eine ganze Menge. Sie fanden sogar dieses verfluchte Armband!"
„Das Hannah selbst wieder zum Pfandleiher brachte, nachdem sie es davor selbst gekauft hat. Aber sie wollte auf Nummer sicher gehen. Hatte Jennifer es von ihrem Sohn?"
Mrs Tenner strahlte.
„Allerdings. Euer Köpfchen muss man euch lassen. Gut kombiniert."
„Sie hat ihn erkannt und wollte eine Spur zu ihm legen."
„Ihr Freund kam uns leider zuvor und stellte dieses vermaledeite Ding sicher. Also mussten wir dafür sorgen dass ihr die Informationen darüber nicht erhaltet. Jake und Michael haben wirklich gute Arbeit geleistet aber es fehlte ja noch jemand."
Sevil schluckte schwer. Sie bemerkte aus dem Augenwinkle wie Lillys Kopf in ihre Richtung flog und wusste, dass auch sie die Zusammenhänge geknüpft hatte.
„Ich.", sagte sie und war selbst überrascht wie ruhig sie klang.

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