15. Veränderung

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Ver.än.de.rung
Substantiv, feminin [die]
1. Das Verändern
2. Das Sichverändern, das Anderswerden

Mit Quinn im Schlepptau schlendere ich auf den rostigen Einkaufswagen gelehnt zwischen den vollgestopften Regalen hindurch und halte Ausschau nach einer neuen Bettwäsche. Ich habe das dringende Bedürfnis nach Veränderung gespürt, als ich heute Morgen aufgewacht bin. An der weissen Bettwäsche, welche ich momentan besitze, habe ich mich sattgesehen. Ausserdem ist sie viel zu langweilig und erinnert mich an ein steriles Krankenhaus. Dazu kommt, dass ich super aufpassen muss, wenn ich im Bett esse, was ich für gewöhnlich ziemlich häufig tue.

Kurzerhand habe ich also Quinn und Nick angerufen und sie gefragt, ob sie Lust haben mit mir in einige Möbelgeschäfte zu gehen. Da Nick an diesem Montagnachmittag allerdings arbeiten muss, haben sich Quinn und ich alleine auf den Weg gemacht.

Mein Blick fällt auf den Einkaufswagen, in dem bereits einige Artikel liegen. Einige Gummipflanzen, eine Lichterkette, zwei Vasen und ein kleines Brett, welches ich an der Wand befestigen möchte. Mein Zimmer kann dringend etwas mehr Deko vertragen. Gerade überlege ich, ob ich mir auch neue Vorhänge zulegen soll, als ich von Quinn unterbrochen werde: "Wäre die nicht was?" Sie deutete auf einen schwarzen Bettbezug mit etlichen kleinen, weissen Totenköpfen darauf. Ich werfe ihr einen Blick zu, der so viel sagt wie: Bist du bescheuert?

"Für dich vielleicht, aber doch nicht für mich. Ich bin kein Emo, Quinn." Sie reisst die Augen weit auf. "Ich bin auch kein Emo." Meine Augen blicken skeptisch an ihr herunter. Unter dem kurzen Minirock trägt sie eine zerissene Strumpfhose. Ihre Lederjacke reicht ihr beinahe bis zu den Knien. Ich dachte ja, meine wäre gross, aber ihre übertrifft nochmal alles. Das einzige, was an ihr nicht schwarz ist, sind ihre roten Haare und die giftgrünen Fingernägel. Sie bemerkt meinen Blick und verteidigt sich: "Wenn du mal Emo im Internet googelst, dann wirst du schon sehen wie die aussehen. Nämlich ganz anders."

Ich winke ab. "Wie dem auch sei. Ist mir ja auch egal. Ich will einfach keine Totenköpfe auf meiner Bettwäsche haben." Meine Hände legen sich wieder an den Einkaufswagen und ich schiebe ihn weiter. Quinn überholt mich und hält mir weiter vorne eine hellrosa Bettwäsche mit lauter Prinzessinnenkrönchen darauf vors Gesicht. Eine Kinderbettwäsche. "Und die?" An ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass sie sich einen Scherz mit mir erlaubt.

"Mein fünfjähriges Ich wäre begeistert gewesen", entgegne ich. Spielerisch schnaubt sie und verdreht ihre Augen. "Warum hast du mich überhaupt zur Beratung mitgenommen, wenn du meine Vorschläge alle so scheisse findest?"
Ja, warum habe ich Quinn gebeten mitzukommen? Zum einen, weil ich es doof fand alleine zu shoppen, zum anderen, weil ich Zeit mit ihr verbringen wollte. Aber auch, weil ich dringend Ablenkung brauche, sonst wird Ethan noch meine Gedanken sprengen.

Ungewollt seufze ich laut und Quinn bemerkt es. Sie kommt einige Schritte auf mich zu. "Ist alles in Ordnung?" Nun habe ich zwei Möglichkeiten. Ich kann lügen, oder ich sage ihr die Wahrheit und weihe sie in das Dilemma mit Taylor, Ethan und mir ein. Ich entscheide mich für zweite Option. "Geht so", brumme ich.

"Was ist los?" Ein fragender Ausdruck liegt in ihren grünen Augen. Ich seufze erneut. Fest davon überzeugt, dieses Mal nicht zu weinen, beginne ich zu erzählen.

"Erinnerst du dich, als ich dir von meinem Exfreund Ethan erzählt habe, den ich per Zufall im Dungeon getroffen habe?" Quinn nickt langsam, ohne etwas zu sagen. "Nun", fahre ich fort. "Ich habe ihn wiedergesehen."

Ihre Augen weiten sich. "Wirklich? Wie hast du ihn denn gefunden?" Ich kaue auf meiner Unterlippe herum, ehe ich antworte. "Ich habe ihn nicht gefunden. Wir sind uns eher per Zufall erneut begegnet."
"Wenn zwei Zufälle hintereinander passieren, dann ist das nicht mehr Zufall, sondern Schicksal."

Lovely DarlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt