34. Kommunikation

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Kom.mu.ni.ka.tion
Substantiv, feminin [die]
Verständigung untereinander; zwischenmenschlicher Verkehr besonders mithilfe von Sprache, Zeichen

Ich habe Ethan schon oft geküsst, aber noch nie, noch nie, hat sich ein Kuss so gewollt und gebraucht angefühlt, wie dieser. Mein ganzer Körper zieht sich zusammen. Sein typischer Geruch von Rasierwasser und einer Spur von Autowerkstatt bahnt sich den Weg in meine Nase. Seine Hand liegt noch immer an meinem Nacken und als er den Druck verstärkt, kribbelt meine Haut an exakt dieser Stelle. Ich bin so überwältigt davon, dass Ethan mich geküsst hat, sodass ich keine Kontrolle über meine Gefühle mehr habe. So kullert mir aus dem Augenwinkel des linken Auges eine salzige Träne über die Wange.

In diesem Moment löst er sich sanft von mir. Sein Atem geht eine Spur schneller, genau wie meiner. Ethans Blick fällt auf die Träne, die er daraufhin sanft mit seinem Daumen weg wischt. Wie von alleine finden unsere Lippen erneut zueinander. Diesmal etwas stürmischer und noch gewollter. Unsere Zungen berühren sich. Sie harmonieren noch immer, so als würden sie miteinander zu einer Einheit verschmelzen. Nach all den Jahren hat sich daran nichts geändert.

Ethan schmeckt nach Rotwein und ich liebe es. Ich liebe jede einzelne Faser seines Wesens. Es ist diese bedingungslose Liebe, die ich in meinem Herzen für ihn empfinde. Seine Hände finden meine Hüften und ehe ich mich versehe, hat er mich auch schon ruckartig auf seinen Schoss gezogen. Dabei nehme ich das Geräusch eines umgefallenen Glases wahr. Es ist jedoch unbedeutend.
Alles was jetzt zählt, ist das Jetzt. Alles was zählt, ist Ethan. Seine Hände an meiner Taille, und die meinen an seinen Wangen. Ich spüre, wie sich seine Finger in meine Haut krallen und mir dabei ein leichtes Keuchen entfährt.

Ich weiss nicht wie wir das geschafft haben, ohne unsere Lippen voneinander zu lösen, aber irgendwann werde ich von seinem starken Körper auf die weiche Matratze seines Bettes gedrückt. Das Ziehen zwischen meinen Beinen wird stärker, als er sein Knie zwischen ihnen platziert. Meine Arme sind um seinen Hals geschlungen, als sich seine Lippen von mir lösen und ihren Platz auf der nackten Haut meines Halses finden. Mit geschlossenen Augen lege ich meinen Kopf in den Nacken um ihm so noch mehr Platz geben zu können. Da er sich wohl schon eine Weile nicht mehr rasiert hat, ist der berühmte drei Tage Bart entstanden, der ein Kitzeln auf meiner Haut verursacht. Er schiebt seine Hände unter mein Langarmshirt und legt sie auf meine nackte Haut.

Ich weiss, worauf diese Sache hinausläuft, aber ich weiss nicht, was sie zu bedeuten hat. Und ich frage nicht. Weil ich mich vor der Antwort fürchte. Es ist nur eine einmalige Sache, es hat nichts zu bedeuten, Taylor darf davon nie erfahren. All das könnte er sagen und davor habe ich Angst. Denn für mich fühlte es sich nicht wie eine einmalige Sache oder etwas unbedeutendes an.

Also schweige ich. Ethan löst sich von mir, um seinen Kapuzenpullover auszuziehen. Mein Blick fiel auf die glatte Haut seines flachen Bauches, wandert hoch und bleibt an seiner Rippe hängen. Ethan will sich erneut zu mir beugen, doch ich halte ihn davon ab und rappele mich auf. "Was ist los?" Er keucht. Mit dem Finger berührte ich wortlos seine Tättoowierung. Als ich ihn damals im Badezimmer gesehen habe, konnte ich nur den Blitz an seinem Oberarm sehen, doch diese Tättoowierung an seiner Rippe, ist nicht zu erkennen gewesen. Ich habe angenommen, es sein ein kleiner Schriftzug, doch jetzt, wo Ethan oben ohne dicht vor mir sitzt, erkenne ich die 999.

"Seit wann hast du das?", hauche ich mit einem klopfendem Herzen. Er seufzt, schaut mich mit einem Blick an, der aussieht, als würde er sich vergewissern wollen, dass ich wirklich eine Antwort will. "Ich habe mir das kurz nach unserer Trennung gestochen. Im Glauben, dass ich dich, besser gesagt uns, besser losslassen könnte."

"Und konntest du?" Ethan antwortet nicht. Doch das braucht er auch nicht, denn ich verstehe ihn auch so. Ich greife nach dem Saum meines Langarmshirts und streiche es mir langsam über den Kopf. Ich trage keinen BH darunter. Die kalte Luft legt sich auf meine weiche Haut, so dass sich all meine kleinen Härchen aufrichten.

Ethans grüne Augen weiten sich leicht, als er meine 999 unterhalb der Brust sah. Ein Zucken umspielt seine Mundwinkel. Er greift nach meiner Hand. "Und du?"

"Mitte Mai."

"Warum?"

"Aus dem gleichen Grund."

"Hat es funktioniert?"

Ich antworte nicht. Doch das brauche ich nicht, denn er versteht mich auch so.

Wir verstehen uns noch immer ohne Worte. Es ist die schönste Art von Kommunikation, die ich mir mit ihm vorstellen kann. Wissen, was der Andere denkt, ohne dass er es auszusprechen braucht. Wissen, was der Andere fühlt, ohne dass er es zu zeigen braucht.
Mir entfährt ein Lachen, in welches Ethan mit einsteigt. "Das ist verrückt", sage ich. Er legt seinen Kopf beiseite und schaut lächelnd auf unsere Hände, die ineinander verschlungen in meinem Schoss liegen. "Ja, das ist es wirklich."

Am liebsten hätte ich jetzt auf Pause gedrückt um diesen Moment noch eine Weile weiter zu geniessen. Am liebsten würde ich diesen Moment für immer festhalten. Doch die Realität holt uns ein. Ethan schaut auf und blickt direkt in meinen Augen. Er sieht die Verwirrung in meinem Gesicht, aber auch das Verlangen nach ihm.

"Was ist los", fragt er sanft und lehnt sich ein Stück weit nach vorne, in meine Richtung. Um mir noch näher zu sein. Ich hole Luft, setze zu einem Satz an, doch die Worte bleiben in meinem Hals stecken. Ich weiss, was ich sagen will, ich weiss nur nicht, welches die richtigen Worte dafür sind. "Sag's einfach", forderte Ethan. "Alles gut."

"Ich will nicht...", ich stocke. "Ich will nicht, dass du das nur machst, weil du glaubst mich trösten zu müssen. Ich will nicht, dass du glaubst, ich würde die Situation ausnützen, ich würde dich ausnützen."

Ethan legt seine Hand an meine Wange, "Das glaube ich nicht. Das glaube ich ganz und gar nicht. Wirklich nicht." Er legt eine Pause ein, ehe er weiterfährt: "Ich wusste seit ich dich im Dungeon geshen habe, dass du meine ganze Welt wieder auf den Kopf stellen würdest. So wie du es immer machst." Meine Brust wird von einem inneren Wärmegefühl überströmt. "Das kann ich gut, oder?" Ich schmunzle. Sein Mund ist nur noch Millimeter von meinem entfernt, als er sagt: "Ja, das kannst du."

Wir fahren da weiter, wo wir aufgehört haben. Unsere heissen, nackten Oberkörper pressen sich aneinander und als auch noch der restliche Stoff zwischen uns beseitigt ist, passt kein Blatt mehr zwischen uns. Wir schwitzen beide, denn in seiner Wohnung ist es viel zu heiss. Doch es scheint weder mich, noch Ethan zu stören. Er berührt mich überall, hinterlässt mit seinen Küssen seine Spuren auf meiner Haut.

Ich schliesse erneut die Augen um das Geschehen besser geniessen zu können. Ich höre ein Rascheln, als Ethan eines der Kondome aus seiner Nachttischschublade zieht. Er wirft mir einen letzten Blick zu, um sich zum letzten Mal zu vergewissern und ich nicke ihm bestätigend zu. Ethan sinkt wenige Augenblicke später auf mich herab und erfüllt mich komplett. Ich keuche, als wir unseren Rhythmus gefunden haben. Wir sind eins. Ein Zucken geht durch meinen Körper, welches immer heftiger wird und welches ich schliesslich nicht mehr zurückhalten kann.

Kein einziger Gedanke wird mehr an Taylor verschwendet. Sie spielt jetzt keine Rolle mehr. In diesem Moment geht nur um uns.

Lovely DarlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt