17. Bar

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Bar
Substantiv, feminin [die]
intimes [Nacht]lokal, für das der erhöhte Schanktisch mit den dazugehörigen hohen Hockern charakteristisch ist

Auf dem Weg in die Innenstadt, habe ich Nick eine Nachricht geschickt und ihn darüber informiert, in welcher Bar Quinn und ich sein werden. Für den Fall der Fälle, dass er nach seiner Schicht im Allure noch bei uns vorbeikommen will.

Nach zwanzig Minuten sind wir bei der besagten Bar, von der Quinn geschwärmt hat, angekommen. Sie liegt in einer der Seitenstrassen in der Innenstadt. Durch die Fenster erkenne ich, dass sie bereits ziemlich gefüllt ist. So hat Quinn also wiedereinmal Recht behalten, als sie sagte, dass auch am Montag etwas los ist. Wir treten ein.

Ich stelle fest, dass die Blue Lagoon ihrem Namen alle Ehre macht, da nicht nur die Polster der Barhocker blau sind, sondern auch der Boden aus einem blau-weissen Mosaikmuster besteht. Die Regale hinter der Bar werden blau beleuchtet und auch die Gläser haben alle unterschiedliche Blautöne. Der Charme hat mich direkt gepackt, als ich die grünen Efeublätter entdecke, die von der Decke hängen. Es sieht wunderbar aus.

Quinn zieht mich zu der Bartheke und wir lassen uns auf zwei Barhocker mit den blauen Polster nieder. Sie lächelt mich an. "Ich find's toll, dass wir das machen. Sowas brauchen wir. Mädelsabend. Einmal im Monat. Was hälst du davon?" Ich korrigiere sie: "Mädelsabend inklusive Nick." Quinn stimmt zu.

"Ladies, was darf's sein?" Die Stimme des jungen Mannes zieht unsere Aufmerksamkeit auf ihn. Er trägt ein schlichtes schwarzes T-Shirt, welches auf der linken Brust mit dem Logo des Blue Lagoons bedruckt ist. Seine braunen Locken reichen ihm fast bis zu den dunkelblauen Augen, mit denen er uns freundlich anschaut. Als er uns anlächelt stelle ich fest, dass er die weissesten und geradesten Zähne besitzt, die ich jemals gesehen habe. "Ähm", Quinn legt ihre Fingerspitzen an die Lippen und überlegt. "Was kannst du denn empfehlen?" Sie klimpert mit ihren langen Wimpern. "Naja", der Barkeeper kratzt sich am Hinterkopf, ehe er die Arme vor seiner Brust verschränkt. "Kommt ganz darauf an was eure Intention für diesen Montagabend ist."

Ich ziehe die Augenbraue hoch. "Wie bitte?"
"Naja", sagt er. "Wenn ihr morgen arbeiten müsst und deshalb früh aufsteht, würde ich euch einen klassischen Spritz empfehlen. Wenn ihr allerdings hier seid, um euch zu betrinken, dann kann ich euch einen Negroni anbieten oder einen Moscow Mule."
Ich antworte: "Negroni. Zweimal bitte." Ich zeige ihm Zeige- und Mittelfinger." Er nickt zufrieden und macht sich daran, unsere Drinks zuzubereiten.

Das Stimmenwirrwarr ist wegen der lauten Musik kaum zu hören. Doch trotzdem glaube ich Ethans Stimme gehört zu haben, weshalb ich mich ruckartig umdrehe und nach ihm Ausschau halte. Doch natürlich ist er nicht hier. Wie auch? Ich bin ihm doch gerade noch in der WG zusammen mit Taylor begegnet. "Suchst du wen?", fragt Quinn und ich schüttle nur abwesend den Kopf. "Ich dachte, ich hätte Ethans Stimme gehört."

Ich spüre Quinns Hand, die sich auf meinen Oberschenkel gelegt hat. "Hey", sagt sie. "Ich verstehe, dass das schwierig ist. Das habe ich dir heute schonmal gesagt. Aber", sie hebt einen Zeigefinger, "du hast jetzt zwei Möglichkeiten, zwischen denen du entscheiden kannst. Du kannst entweder die traurige Exfreundin sein, die ihm hinterher weint, oder du bist die geile Single Frau, die ihr Leben geniesst. Du bist nämlich ein ziemlich grosser Fang, du siehst hammer aus." Sie zwinkert und fügt leise hinzu. "Besonders in diesem Top."

"Das sagt sich so leicht", entgegne ich. "Es ist nicht so einfach über die Liebe deines Lebens hinwegzukommen." Quinn würgt. "Wenn ich das schon höre. Da könnte ich echt kotzen."
"Was meinst du?"
"Liebe deines Lebens. So ein kitschiger Schwachsinn. Igitt."

"Habe ich da Liebe deines Lebens gehört?" Der Barkeeper, von dem wir noch immer nicht wissen, wie sein Name lautet, stellt die blauen Gläser mit der roten Flüssigkeit vor uns ab. "Wer ist die Glückliche?"

"Wohl eher unglücklich", brumme ich und hebe kurz die Hand, um ihm zu zeigen, dass er mich meint. Er lächelt gedrückt und schiebt uns die Drinks noch ein Stück weiter zu. "Na dann", sagt er. "In diesem Falle, gehen die heute auf mich." Er schaut mich einen Moment lang eindringlich an, ehe er sich abwendet um die nächsten Kunden zu bedienen.

Als Nick schliesslich auftaucht, haben Quinn und ich schon zwei Negronis, einen Bourbon on the Rocks und einen Manhatten hinter uns. Das sieht man uns wahrscheinlich auch an. Wir lachen lauthals über jede Kleinigkeit. "Da ist Nick!", quietscht Quinn, die ihn zuerst erblickt. Ich drehe mich um und wir ziehen ihn in eine feste Umarmung. Er riecht ein wenig nach Schweiss, was darauf schliessen lässt, dass die Schicht im Allure ziemlich anstrengend gewesen sein muss. "Oh nein", stönht er, als er versucht sich aus unserer Umarmung zu befreien. Er lässt sich auf den Barhocker neben mir sinken. Er sieht uns etwas misstrauisch an. "Ich glaub's nicht, dass ihr euch schon ohne mich betrunken habt."

Der Barkeeper tritt zu uns heran. "Was kann ich dir bringen?", fragt er Nick, der mit einem kurzen Blick zu uns sagt: "Ich hätte gerne alles was die beiden hatten. Ich muss auf dasselbe Level kommen." Der braune Lockenkopf nickt schmunzelnd und machte sich an die Arbeit.

"Wie war's im Allure?", frage ich und lehne mich ein wenig zurück, sodass Quinn ihn auch sehen kann. Nick stöhnt, ehe er sich aufrichtet und die Hände ineinander verschränkt. "Ich hatte einen Tisch mit fünf Männern. Die haben eine Flasche Rotwein bestellt. Und am Ende, als sie zahlen wollten", er schnaubt. "Ich meine, ich kann ja verstehen, dass jeder sein Essen selber zahlt und seine Drinks, Vollkommen in Ordnung. Aber", er hebt die Hände. "Dann fragen die mich doch allen ernstes, ob sie den Preis des Rotweins untereinander aufteilen können, sodass jeder ein Fünftel der Flasche zahlt. Und einer davon sagte dann noch, dass er ja nur ein Glas getrunken hatte, und die Anderen ja mehr davon getrunken hätten ." Quinn fängt an zu lachen.

"Ich teile doch nicht den Preis der Weinflasche auf und nehme noch darauf Rücksicht, dass der eine ja weniger getrunken hat. Sehe ich aus wie ein scheiss Mathematiker?" In diesem Moment stellt der Barkeeper zwei Negronis, einen Burbon on the Rocks und den Manhattan vor Nick auf den Tresen. Nick betrachtet die Getränke, zieht die Augenbrauen hoch und schaut zu uns. "Ihr hattet doch mehr als das, so wie ihr drauf seid."

Quinn hält Zeigefinger und Daumen dicht zueinander. "Bisschen Vodka bei Kasia zuhause."

"Hey", Nick hebt die Hand und winkt den Barkeeper ein erneutes Mal zu uns. Er setzt das charmante Lächeln auf, welches er immer aufgesetzt hat, als er uns neue Drinks vor die Nase stellt. "Smirnoff Vodka bitte. Drei Shots."

"Für jeden von uns?", zwinkere ich Nick zu, doch der schüttelt den Kopf. Seinen Negroni trinkt er in einem Zug aus, woraufhin er sein hübsches Gesicht zu einer schrecklichen Grimasse verzieht. "Sowas muss man geniessen!", platzt es empört aus Quinn heraus. "Das ist schliesslich kein Shot."

"Aber das", der Barkeeper stellt drei kleine, blaue Gläser, gefüllt mit der durchsichtigen Flüssigkeits des Vodkas vor unsere Nasen. Ich nehme den mittleren und hebe ihn hoch. "Worauf trinken wir?"

"Auf einen tollen Abend", sagt Nick, der in der einen Hand den Bourbon on the rocks hält, und in der anderen den Smiroff Shot. Quinn prostet und zu, ehe wir die Flüssigkeit in unsere Münder kippen.
Aus dem Augenwinkel nehme ich den Barkeeper wahr, der mich mit dem charmanten Lächeln beobachtet.

Lovely DarlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt