Kapitel 11
„Die Insel Juton"
Die Kanus bewegten sich leise durch das Wasser. Langsam und vorsichtig paddelten sie auf die Insel Juton zu. Sie lag bedrohlich, aber still vor ihnen. Nichts rührte sich. Die aufgehende Sonne lag in ihrem Rücken, ein Vorteil für sie, da die intensiven Strahlen der Sonne, Menschen vor ihnen vielleicht blendeten. Sie steuerten vorsichtig auf eine abgelegene Bucht zu.
„Seid ihr sicher, dass wir hier landen sollten? Wer weiß, wohin uns diese Kreatur führt."
Hendelerio sah sich vorsichtig und leicht geduckt um. Aber noch immer rührte sich niemand auf der Insel.
„Er sagte Ihindéen, das die Mitglieder seines Volkes des Tages über meist schlafen, also ist es jetzt die beste Gelegenheit für unser Vorhaben. Diese Bucht sei von ihnen ungenützt, da sie zu keinem Festland zeige. Zeigen wir vertrauen."
Ortés saß mit Ikul und Hendelerio zusammen in einem der Boote. Das andere Boot war mit Tinmi, Flôdev, dem Wolfsmenschen und Ihindéen besetzt. Noch immer hielt sich der Verängstigte meist nahe bei dem Hezeidéen, wohl auch, da dieser allein seine Sprache verstand und ihn meist mit fast freundlicher Beachtung behandelte.
„Wärt ihr so bereitwillig gefolgt, wenn er uns woanders hingelotst hätte? Dies ist logisch, also ist vertrauen zu zeigen auch leichter."
Ortés sah zu ihm und schnaufte ärgerlich. Hendelerio zeigte eine starke Abneigung gegen den Wolfsmenschen. Jedoch war Offenheit nicht ein Wesenszug der Bewohner der Ebene, meist begegneten sie Menschen anderer Völker mit mistrauen und einer gehörigen Portion an Vorurteilen. Auch Meister Flôdev teilte diese Vorurteile in Bezug auf den Wolfsmenschen, wie es schien, jedoch zeigte dieser es nicht so offen. Da die Bergbewohner jedoch die Insel oftmals in Seh- und vor allem Hörweite hatten, war dies bei ihm nicht völlig unbegründet. Doch die Bergbewohner waren offener, Ortés hoffte, dieser würde sich noch an ihr neues Mitglied gewöhnen.
„Nun still, wir kommen gleich an Land."
Ikul machte eine beschwichtigende Handbewegung. Alles wurde ruhig und noch vorsichtiger in den Bewegungen, sodass sich das Wasser kaum noch bewegte, während sie mit den Paddeln eintauchten. Ikul deutete seinem Freund, daraufhin glitt Tinmi leise in das Wasser und zog das Boot mit sich. Ikul tat dasselbe. Die Männer stiegen aus, als die Boote Grund unter sich hatten, denn der Kies auf dem das Boot nun angelangte verursachte ein lauter schabendes Geräusch. Tinmi schlich eine Anhöhe entlang und sah sich geduckt um. Dann kam er vorsichtig zu ihnen zurück.
„Es ist niemand zu sehen, eine ganze Meile lang. Dies ist wahrlich ein guter Platz zum Landen."
Er nickte ihnen allen aufmunternd zu und sie schlichen ihm nach. Der Wolfsmensch ging mit Ihindéen, nur knapp hinter Tinmi und Ikul. Er sah sich ängstlich um. Dann deutete er in eine Richtung und sie bewegten sich auf einen größeren Hügel zu. Die Landschaft war öde, kaum ein Gewächs überlebte auf dieser Insel aus Dreck, Steinen und Lava, aus deren Öffnungen im Boden ein widerlich riechendes Gas entwich. Von weitem roch man auch die Schwefelseen, welche sich im Inselinneren befanden und die einen weithin sichtbaren gelblichen Nebel aufsteigen ließen. Gräulicher Dunst hing in Bahnen in Bodennähe in ihrer Umgebung und verlieh der Szenerie etwas Unwirkliches.
„Wie kann man hier nur leben? Es ist ein Haufen Dreck, der auch noch bestialisch stinkt."
Hendelerio verzog das Gesicht. Der Wolfsmensch drehte sich kurz mit dem Kopf zu ihm um und sah ihn strafend an, er verstand ihre Sprache sehr wohl.
„Seht ihr, Sir Ortés. Er hat mich verstanden."
„Natürlich hat er das, wer sagte euch, dass er uns nicht versteht. Bedenkt eines, dies ist ein Gefängnis, kein selbst erwählter Lebensraum. Es muss hier nicht nett und beschaulich aussehen."
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Lichtwelten
FantasyKann man etwas vergessen, das Lebenswichtig ist? Das Königreich Ygg-Drasil, welches von Unbekannten angegriffen wird, ist in Aufruhr. Der Aggressor muss gefunden und aufgehalten werden. Boten werden gesandt, um dem Einhalt zu gebieten, doch finden...