28 Getrennte Wege

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Der neue Tag brach an. Origenes und Gåny sahen Ahrèn erleichtert an, als sie ihn nach Aufgehen der Sonne im Palastgarten trafen. Er streckte sich erfrischt und kräftig in der Morgensonne.

„Wir dachten schon, wir könnten euch nicht wieder erblicken. Gerade unseren Anführer!"

Ahrèn lachte.

„Macht euch keine Sorgen, dies wird so schnell nicht wieder Vorkommen. Ich werde mich von den Reitern nicht mehr erwischen lassen. Habt ihr indes etwas in Erfahrung bringen können?"

„Der König hat viele Boten entsandt, noch in der Nacht. Es scheint, dass er die Worte Naréens befolgt. Hanuman haben wir seitdem nicht mehr gesehen. Was wirklich Schade ist, denn er ist ein feiner Kerl."

Ahrèn sah Gåny überrascht an.

„Es wundert mich, dass ihr ihn mögt, wo doch die Bergherren für ihre Voreingenommenheit anderen gegenüber bekannt sind!"

„Auch ein Bergmensch kann sich ändern. Wir haben auf unserer Reise nun schon manche getroffen, gute und schlechte, doch ihn mochte ich als Ersten sofort."

„Wahrscheinlich, weil er ebenso Wild wie ihr aussieht."

Origenes lächelte und verkniff sich ein lautes Lachen. Gåny knurrte ihn an und stumpfte ihn von der Seite.

„Ihr haltet euch wohl wieder für sehr Lustig, Sir Origenes."

Er drehte sich weg und ging.

„Ärgert ihn nicht zu sehr. Wie ich hörte, können Bergmenschen sehr nachtragend sein."

„Ach was, er mag mich, ich weiß das. Wie geht es euch heute, Sir Ahrèn?"

Ahrèn sah ihn verwundert an, sagte jedoch nichts, doch hatte auch Origenes im Laufe der Reise, einige Veränderungen an sich durchgemacht, für ihn merkbar oder nicht.

„Besser. Ich spüre kaum noch etwas von der Wunde."

„Das ist gut, es wäre tragisch euch als Führer zu verlieren."

Wieder sah Ahrèn erstaunt auf. Origenes blickte verschämt weg.

„Es freut mich, das aus eurem Mund zu hören. Doch kann es sein, das sich unsere Wege bald trennen werden, dann müsst ihr auf euch und den Meister der Berge achtgeben."

„Das werde ich. Hat euch die Hezeidéen schon Genaueres sagen können?"

„Nein, doch werden wir unseren Weg noch früh genug erfahren."

„Eure Ruhe möchte ich haben, Sir Ahrèn. Ich kann dieses Warten nicht mehr lange ertragen. Immer wieder sitzen wir nur herum und warten auf eine, ich weiß nicht, ‚Offenbarung'! Ich bin für solch etwas nicht geschaffen. Ich bin ein Krieger, kein Diplomat, oder gar Kindermädchen."

„Ich denke bald werden wir aufbrechen. Ich fühle, dass wir hier nicht mehr lange verweilen werden. Der Norden des Landes rückt vor und auch die Reiter kommen uns immer näher, schon haben Späher sie gesehen."

„Wir müssen sie irgendwie aufhalten können."

„Denkt darüber nach, vielleicht fällt euch etwas ein, was uns nützen könnte."

„Das werde ich, Sir Ahrén."

Sie nickten einander zu und jeder ging in eine andere Richtung davon. Ahrén suchte nach Naréen, sie zog sich immer mehr von den anderen zurück, blieb lieber allein. Doch er wusste, dass dies nicht gut für sie war, nicht in diesem Moment. Die Präsenz der Reiter setzte ihr zu, dass wofür sie standen, Trauer und Tod, besonders der Tod der Mutter. Naréen saß in der Nähe des Hauses von Aditi, diese sammelte in ihren Gärten Kräuter und man sah sie immer wieder in und hinter Büschen und Sträucher verschwinden. Ahrén setzte sich neben Naréen. Sie hielt das Amulett in der Hand und betrachtete es gedankenverloren.

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