Sie fuhren entlang des Sees, den ganzen nächsten Tag über. Doch sie sahen nichts dergleichen mehr, was sie am Vortag erblickten hatten – ob Minen oder Werkstätten. An einigen Stellen gingen sie an Land, um hinter größeren Hügeln nachzusehen was sich dahinter verbarg, im Inneren des Landes der Uhuzeréen-Hsing. Doch alles was sie entdeckten, waren friedlich scheinende Orte, viele Frauen, Kinder und Alte, doch kaum Wachen begegneten ihnen. Es schien, als wären die meisten der Uhuzeréen in den Bergwerken beschäftigt die sie gesehen hatten und ihr Land blieb dabei fast ungeschützt zurück. Dies wäre jedoch nicht die angemessene und zu erwartende Handlung für eine Macht, die erobern wollte.
Am Abend des selbigen Tages erreichten sie einen der Flüsse, welcher in einen der nächsten Seen führte, dem Land der Uhuzeréen-Lun. Sie waren der dritte Stamm der Uhuzeréen, in deren Land ebenfalls einer der drei Gerichtshöfe lag.
„Wisst ihr, ob auch sie dem Feind erlegen sind?"
Ahrèn stand mit Dezéen an der Reling und sah beobachtend über das Land am Ufer. Der Nebel nahm langsam wieder zu und hüllte alles ein. Das Land wirkte wie schlafend, mit einer grauen Decke über sich, welche jeden Laut und jedes Licht dämpfte.
„Wir wissen nichts Genaues über diesen Stamm. Doch was an unser Ohr drang lässt vermuten, dass es ihnen wie den Hsing erging. Die Urteile des Gerichts sind unlogisch und einseitig. Es sieht aus, als wollten sie jeden aus ihrem Volk, welcher nicht derselben Meinung ist, aus dem Weg räumen."
„Was erwartet einen der Verurteilten?"
„Meist der Tod. Wenige werden in ihre Gefängnisse geworfen oder nach Shang-ti gebracht. Noch nie in unserer Geschichte starben so viele unseres Volkes durch die Hand ihrer eigenen Brüder, nicht einmal in dem Kampf mit den Hezeidéen."
„Was war dies damals für ein Kampf? Oder ist die Frage zu vermessen?"
Dezéen sah hinüber zu Naréen, welche nicht weit von ihnen entfernt stand und starr in den Nebel hinaus blickte.
„Sagte sie es euch nicht?"
„Sie weiß es wohl selbst nicht genau."
Dezéen lächelte.
„Ja, die Hezeidéen waren schon immer sehr Geheimnis umwittert. Mehr als unser Volk dies ist, vielleicht, weil wir zahlreicher sind als sie. Die Kämpfe sind vor langer Zeit geschehen. Als es noch alle Völker auf der Welt gab, als die Wolfsmenschen noch unter uns lebten. Sie säten Zwietracht in die Herzen der anderen, auch in die unseren. Leider folgten einige diesem Ruf. Beinahe wäre es uns wie den Wolfsmenschen ergangen, die als Strafe ihres Krieges und ihrer Niedertracht verbannt und ihrer Würde beraubt wurden. Doch so war unsere Strafe das unser Volk nur getrennt und den Hezeidéen, da leider wir sie zuerst angriffen, die Ehre zuteil wurde, die Nornen zu schützen. Doch waren wir ein Volk und nun, da wir getrennt sind, ging viel der Kraft und des Wissens des Volkes verloren. Dies bedauern einige, besonders die Hsing und sie machen es sich leicht. Sie sagen, die Hezeidéen sind die Schuldigen. Doch die Wahrheit ist, wir selbst fingen den Kampf an. Daher bergen wir auch keines der Hütervölker mehr. Doch wer weiß, vielleicht können einige von uns diese Schuld tilgen. Es wurde uns verheißen! Wenn wir Geduld lernen, wenn wir zu Friedensstiftern und Hütern werden, wenn wir den Hass begraben! Ihnen nicht nur vergeben, Nein, vergessen!"
Ahrèn hatte ihm aufmerksam zugehört. Diesen Teil seiner Vergangenheit kannte er nicht, doch wusste er, dass auch er ein Teil davon war und davon beeinflusst wurde, ob er es wollte oder nicht.
„Deshalb helft ihr uns? Ihr wollt wieder gut machen, was damals geschah?"
„Zum Teil deshalb. Aber auch, da wir endlich Frieden wollen, wir wissen, wir brauchen ihn und auch sie! Sie ruhten sich aus auf ihrem Erbe, machten Fehler. Ihre Herzen wurden hoch! Dieses Übel, das nun schon seit Jahrhunderten schwelt, muss endlich gänzlich vernichtet werden."
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Lichtwelten
FantasyKann man etwas vergessen, das Lebenswichtig ist? Das Königreich Ygg-Drasil, welches von Unbekannten angegriffen wird, ist in Aufruhr. Der Aggressor muss gefunden und aufgehalten werden. Boten werden gesandt, um dem Einhalt zu gebieten, doch finden...