Ortés war nun ebenfalls seit zwei Tagen mit seiner Truppe von Kriegern auf dem Pferd unterwegs. Erst entlang des Gmern, tief hinein in die Wälder von Arnheim, auch bei Ihnen ohne Zwischenfälle. Kurz bevor diese endeten und das Land Vehéndien begann, bogen sie gen Süden, auf die Wasser des Mare Uner zu, der großen See. Sie betraten das Land der Hezeidéen nicht, ritten nur an dessen Grenzen entlang. Alle vier sprachen in dieser Zeit nur wenig, ihr Blick war auf die Aufgabe vor ihnen gerichtet, auch gab es unter ihnen nicht die Unzufriedenheit und Uneinigkeit der anderen Gruppe, denn Ortés war ein wahrhaft umsichtiger und geachteter Führer, von gutem Blut wie man sagte, die des Volkes aus Klhee. Niemand bezweifelte die Befähigung, die ihn zu ihrem Anführer machte.
Nur nach kurzer Zeit begannen sie schon in der Ferne den Shyr zu sehen, den Grenzfluss zwischen den Ländern Adrién und Vehéndien. An seinem linken Ufer entlang ritten sie weiter, auf die Bucht Myhrén zu. Einem Einschnitt an den Gestaden des Mare Uner, wie ein Keil ragte er ins Landesinnere. Das Wetter wurde immer wärmer. Des Tages brannte die Sonne unerbittlich auf sie hernieder. Jedoch ihre Aufgabe trieb sie vorwärts. Ohne auf sich zu achten, trieben die Männer sich und ihre Pferde weiter. Sie wechselten immer noch kaum ein Wort miteinander. Abends erholten sie sich, aßen und schliefen, wortlos, wie am Tage. Am Nachmittag des zweiten Tages erreichten sie endlich die Bucht. Sie hielten an den Klippen und sahen auf das Meer hinaus. Die Gischt trieb große Wellen an die Felsen und es schäumte bedrohlich. Die See war unruhig, so als wüsste sie, wer an ihren Ufern stand und auf sie hernieder blickte. Im Osten sahen sie die Spitzen der Klippen von Héros aufragen, dem völlig mit Stollen durchsetzten Gebirge des Landes Adrién, welches schon so ausgehöhlt war von den Minen, das es Wunder nahm, warum sie noch immer etwas in den Tiefen fanden, warum der Berg nicht über ihnen einstürzte, da ihn doch kaum noch etwas zusammenhielt, außer den Bohlen der Minen.
Ihindéen deutete auf die rechte Seite der Bucht. Nahe der Mündung des Shyr lag ein kleines Schiff vor Anker. Es war schlank, aus hellem Holz, mit der, in rötlicher Farbe angebrachten, Schrift der Hezeidéen, entlang des oberen Rands. Die Form erinnerte an ein zusammen gefaltetes Blatt, was es zerbrechlich wirken ließ.
„Mein Volk sendet uns einen Gruß."
Sie stiegen alle von ihren Pferden ab. Entlang eines schmalen Pfades stiegen sie hinab in die Bucht. Ihre Pferde führten sie mit sich.
„Wir können die Tiere nicht mit uns nehmen. Das Schiff ist zu klein."
Flôdev sah anklagend den Hezeidéen an.
„Wir können sie hier, auf dem Land meines Volkes, lassen. Es wird sich gut um sie gekümmert. Wenn wir zurückkehren, werden sie hier auf uns warten."
Ihindéen reagierte nicht säuerlich auf die Anklage des Bergbewohners, denn diese liebten ihre Tiere. Er war ein ruhiger Mann, man merkte kaum eine Regung an seinem Gesicht. Es strahlte eine fast übermenschliche Ruhe aus.
„Falls wir zurückkehren."
Hendelerio sprach aus, was die meisten von ihnen dachten. Diese Reise war gefährlich. Sie begaben sich zu Völkern, von denen oftmals grausame Geschichten bekannt waren. Die Menschen auf dem Kontinent Mushkrat waren für ihre Blutrünstigkeit berühmt. Es hieß, manche von ihnen würden ihren Gefangenen bei lebendigem Leibe das Herz herausschneiden und es ihrem Herrn als Speise darbringen.
„Es wird uns nicht helfen, wenn wir zaudern. Last uns zusammenhalten, dann werden wir diese Prüfung bestehen und unseren Familien und unserem Volk Ehre erweisen."
Ortés sattelte sein Pferd ab und lies es die Bucht hinan laufen in das Land der Hezeidéen. Die anderen taten es ihm gleich, sie legten die Sättel unter einen Busch und nahmen nur den Inhalt der Satteltaschen mit sich. Dann bestiegen sie das Boot, holten den Befestigungsanker ein und setzten Segel, hinaus auf das Wasser des Mare Uner. Die See war Rau und die Nacht brach herein. Zwei blieben immer wach und lenkten das Schiff, während die anderen beiden schliefen.
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Lichtwelten
FantasyKann man etwas vergessen, das Lebenswichtig ist? Das Königreich Ygg-Drasil, welches von Unbekannten angegriffen wird, ist in Aufruhr. Der Aggressor muss gefunden und aufgehalten werden. Boten werden gesandt, um dem Einhalt zu gebieten, doch finden...