Ahrèn und seine Gefährten brachen früh im Morgengrauen auf. Origenes schien sich während der Nacht erholt zu haben. Er schritt wieder schnellen Schrittes neben Ahrèn einher, doch sah er ihn kaum an. Warum er es vorzog, stets neben ihm zu laufen obwohl er ihn verachtete, war ungewiss.
„Wohin führt uns unser Weg?"
„Nach Zemlyn, dem Patriarchen Sitz Gėillens. König Sarius gab mir einen Brief für die Erben des Thrones mit auf den Weg. Mit der Bitte, die Fehde um die Herrschaft, wenn möglich, in Frieden zu schlichten."
„Eine schwierige Aufgabe. Sollten wir dies nicht den Ländern selbst überlassen und vorrangig nach den Verursachern des Übels selbst suchen? Wenn wir uns mit solch Problemen aufhalten, werden wir womöglich von unserem Ziel abgelenkt."
Origenes sah ihn ernst an, seine Stirn in tiefe Falten gelegt. Er war nicht einverstanden, das merkte Ahrèn. Doch er musste ihm zu erkennen geben, dass nicht er über ihre Wege bestimmte, doch wollte er ihn nicht noch mehr wegstoßen, auf das er noch wütender wurde.
„Wenn aber unser Reich in unserer Abwesenheit einer Thronfolgefehde erliegt, obwohl wir hätten vermitteln können? Nein, wir müssen vor allem unserem Volk helfen. Dafür wurden wir ausgesandt. Auch ist es ein Befehl unseres Königs."
Origenes schwieg, er sah Ahrèn mit gerunzelter Stirn an. Naréen pfiff leise, sodass alle stehen blieben. Sie deutete mit der Hand an, allen sich in die Hocke zu begeben. Ahrèn lauschte in die Dichte des Walds. Leise hörte er das Klirren von Pferdegeschirr in der Ferne. Hufschläge zweier schwerer Pferde näherten sich ihnen. Sie zogen ihre Schwerter. Nur Naréen besaß Pfeil und Bogen. Leise wartend hockten sie hinter Büschen verdeckt. Die Reiter näherten sich ihnen auf wenige Schritte. Als sie dicht neben sie kamen, wurden sie langsamer, bis sie stehen blieben. Sie trugen dunkle schwere Ledermäntel, deren Kapuze verdeckte ihr Gesicht zum größten Teil, der Rest war schwer erkennbar, nur vage sah Ahrèn die Augen, welche sich suchend umsahen. Man konnte ihre Herkunft nicht erkennen, auch trugen Sie keine Symbole, welche man einem bestimmten Volk zuordnen konnte. Beide lauschten in das Dickicht neben sich.
Sie hielten alle die Luft an, keiner wagte es, zu atmen.
Etwas Bedrohliches ging von den Reitern aus. Ahrèn bedeutete Origenes leise unten zu bleiben und dies an Gåny weiter zu geben, da er diesen nicht direkt sah. Origenes sah ihn verneinend an, tat aber widerstrebend, was ihm geheißen wurde. Er wollte sie angreifen, durch direkten Kontakt, deren Herkunft ermitteln. Doch sie wussten nichts um deren Stärke, außer, dass noch niemand lebend einen Zusammenstoß verlassen hatte.
Ahrèn bewegte sich schnell, er schlich unter das Unterholz, hin zu Naréen. Sie bewegte sich nicht, wie erstarrt saß sie da. Ihr Körper verkrampfte sich von Minute zu Minute mehr. Sie schüttelte den Kopf, als höre sie etwas, ihre Augen wurden schwer, sie fielen ihr immer wieder zu, als kämpfe sie gegen den sehnlichen Wunsch des Schlafes an. Ahrèn sah vorsichtig zu den Reitern. Diese sahen sich an. Einer sprang vom Pferd, während der andere weiter ritt. Der Gebliebene näherte sich dem Platz an dem Ahrèn und Naréen in geduckter Stellung verharrten. Naréen kippte leicht gegen Ahrèn, sie konnte sich kaum noch wach halten, als zwang sie etwas in den Schlaf. Ahrèn gab Origenes ein weiteres Zeichen. Dieser sprang sofort freudig auf und zog Gåny mit sich. Die Beiden liefen, laut brüllend, in der entgegengesetzten Richtung davon. Der Reiter in ihrer Nähe schreckte auf und lief ihnen hinterher, ohne sich um zu sehen.
Ahrèn packte Naréen fest, mit schmerzhaftem Druck an der Hand, zog sie unerbittlich mit sich und lief mit ihr zu dem warteten Pferd. Er setzte sie darauf, schob sie mit aller Gewalt in den Sattel. Sie bewegte sich nur schwer fällig. Er schwang sich hinter sie und trieb das Pferd an. Der fremde Krieger sah sich um und ließ von Gåny und Origenes ab, um nun Ahrèn nachzujagen. Doch Ahrèn ritt in weitem Bogen und so schnell er das Pferd antreiben konnte durch den Wald, zurück zu den Seen. Bald hatten sie den nun Pferd losen Reiter abgeschüttelt, denn dieser rannte nicht sehr schnell und Naréen erwachte langsam aus ihrer Starre, wohl durch das schwere Schwanken des Tieres und der Luft, die ihnen während des Rittes entgegen wehte. Sie griff mit der Hand an ihren Kopf und wusste scheinbar nicht, wo sie war.
DU LIEST GERADE
Lichtwelten
FantasíaKann man etwas vergessen, das Lebenswichtig ist? Das Königreich Ygg-Drasil, welches von Unbekannten angegriffen wird, ist in Aufruhr. Der Aggressor muss gefunden und aufgehalten werden. Boten werden gesandt, um dem Einhalt zu gebieten, doch finden...