16 Das Reich der tausend Geheimnisse

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Am Abend des darauf folgenden Tages erreichten sie die Bucht Helliòs. Ruhig und verlassen lag sie im aufziehenden Nebel. An der Küste gab es ein kleines Fischerdorf, nicht mehr als drei oder vier Häuser, von wo sie ein Boot nahmen. Ihre Pferde ließen sie als Unterpfand zurück. Die Menschen sahen ihnen finster und doch neugierig auf solche Fremden hinterher.

Die Nacht zog auf und der Nebel wurde dichter, je näher sie Pan Gu kamen. Die Insel war von der Ferne nur an sehr guten Tagen sichtbar, die meiste Zeit war sie von Nebelschwaden verdeckt. Daher auch der Name den man ihr hier noch gab, Insel der Geheimnisse.

Als es Morgen wurde, sahen sie die Insel noch immer nicht. Der Nebel lag hartnäckig in Bodennähe. Jedoch hörten sie Vogelrufe und vernahmen das rascheln von Bäumen im Wind. Sie segelten auf eine Passage zu, eine Bucht am Ufer zwischen dem Kontinent Pan Gu und der um vieles kleineren, vorgelagerten Insel, Uzume. Sie lag im Norden Pan Gus, östlich vor deren Küste.

Die Sonne drang nur schwach durch die Nebelschwaden, doch konnte man erkennen, dass sie schon ihrem höchsten Punkt am Tage zustrebte, es wurde Mittag. Endlich erreichten sie die Bucht, in der sie an Land gehen wollten. Die Küste war steinig und es begann fast unmittelbar der Wald. Sie versteckten ihr Boot im Unterholz und liefen in den Wald hinein. Obwohl sie alle sich Gedanken machten, ob sie dieses Boot jemals wieder sehen würden. Es ging leicht bergan und sie beeilten sich vorwärtszukommen. Kurz nach Mittag erreichten sie den Gipfel der Anhöhe und konnten endlich das Gebiet vor sich überschauen. Sie sahen eine Senke, die Ränder der Hügel waren noch immer in Nebel gehüllt, so sahen sie nicht, wie hoch es an deren Seiten reichte. Alles war grün um sie herum, der Wald, die Wiesen, alles ein saftiges, lebendiges Grün. An den Hängen waren bewachsene Terrassen angelegt, um kleinere Höfe herum, auf diesen bauten sie Nahrung an, Getreideartig. Ein kleiner Bach schlängelte sich durch die Senke, entlang dessen ein Weg führte.

„Wo wollen wir nun lang? Das Beste wäre wohl über die Höhe, so wird uns niemand bemerken."

„Wir wollen nicht unbemerkt bleiben, wir müssen zum Herrscher Pan Gus gelangen."

„Nun, dann doch durchs Tal."

Gåny schritt voran, ohne zu murren. Die anderen folgten ihm. Sie kamen an mehreren Bauern vorbei, welche in ihren Feldern arbeiteten. Sobald man sie sah, zogen sich die meisten ängstlich und erschrocken zurück und entsandten ihre Leute in die Wälder vor ihnen.

„Ich denke, es ist nun wohl schon bekannt, das wir hier sind."

Naréen lief neben Ahrèn. Sie sah ihn abschätzend von der Seite an. Er konnte nicht sagen, ob sie mit seiner Entscheidung einverstanden war.

„Ahrèn, was habt ihr vor? Die Menschen Pan Gus, und vor allem nicht die Herrscher, sind für ihre Freundlichkeit Fremden gegenüber bekannt. Wir hätten erst vorsichtig Erkundigungen einziehen sollen, ob es hier Reiter gibt."

Sie sprach leise, sodass Gåny und Origenes vor ihnen sie nicht hörten.

„Seht euch die Menschen an. Unsere Herkunft fällt augenscheinlich auf. Egal wohin wir gehen würden, jeder würde uns bemerken, wir könnten keine heimlichen Erkundungen durchführen. Es ist besser, erst überhaupt nicht den Eindruck von Täuschung zu erwecken."

Die Menschen Pan Gus hatten einen gelblichrosa Teint mit leicht nach außen geschlitzten Augen. Das Haar war bei fast allen schwarz und glatt. So fielen die Menschen der Gruppe tatsächlich sehr auf, da sie hier völlig andersartig aussahen. Große runde Augen und ein Rosa bis beige, oder sogar noch hellerer Hautton. Die Haare waren meist leicht gewellt, außer bei Naréen, sie hatte glattere Haare als die anderen. Wohl ein Erbe der Hezeidéen. Gåny hatte sogar fast grauses Haar. Und keiner von ihnen hatte schwarzes Haar.

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