14 Gesandte des Edna

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Sie erreichten schon bald das Festland. Langsam wich die Anspannung aus ihren verkrampften Gliedern. Nur der Wolfsmensch klammerte sich noch immer ängstlich an Ihindéen, seine Schultern bebten noch immer, ob des Vorgefallenen, welches zwar hinter ihnen lag, ihn jedoch nicht losließ. Sie marschierten leise in Richtung des Lagers, die Kanus auf ihren Schultern tragend, den ganzen Tag über, ohne jedoch sehr viel Miteinander zu sprechen. Sie waren schon fast auf der Höhe des Sees, als es wieder dunkel wurde. Der Himmel wurde von gelblich, leicht rosa leuchtenden Bändern überzogen. Flôdev blieb fasziniert stehen und betrachtete diese. Doch es dauerte nicht lange, dann waren sie auch schon wieder verschwunden. Die anderen Männer waren ebenfalls stehen geblieben und sahen gebannt in den Himmel. Die Kanus hatten sie abgesetzt. Die Krieger der Inuis lächelten leise.

„Die Nordlichter grüßen uns. Ein gutes Zeichen, kommt, lasst uns schnell weiter ziehen."

„Seht ihr dies jeden Abend?"

Flôdev konnte sich von dem dunkel werdenden Himmel nicht losreißen.

„Meist, Ja. Man sagt, dies sei durch die hohe Kälte. Doch genau weiß ich es nicht. Fragt, wenn ihr irgendwann, in besseren Zeiten, zu uns kommt, unseren Stammesältesten. Er weiß alles über dieses Phänomen."

Flôdev nickte. Ortés lächelte ihm zu und so riss er sich endlich wieder los. Sie marschierten weiter. Immer wieder in den Himmel schauend, ob er nicht noch einmal erleuchtet wird. Als sie den See endlich erreichten, warteten dort andere Krieger der Inuis auf sie. Sie grüßten sie leise und verhalten. Neugierige Blicke durchsuchten ihre Gesichter nach Antworten.

„Wir halten schon eine Weile nach euch Ausschau. Kommt, die Ältesten erwarten unruhig eure Rückkehr."

Sie bestiegen die Kanus und fuhren schnell heimwärts, dem Lager der Inuis entgegen. Eine leichte Strömung trieb sie voran. Bald erreichten sie die Mündung des Flusses und bogen in diese ein, auf dem eisfreien Wasser trieb sie die Strömung noch schneller vorwärts. Als sie das Lager erreichten, erhellten Fackeln den Uferrand. Viele der Inuis saßen in Decken gehüllt vor ihren Hütten und schienen auf sie zu warten. Als sie endlich bemerkt wurden, standen die meisten auf und gingen zum Flussufer. Still standen sie dort und sahen ihnen nach, als sie zum Versammlungsplatz fuhren und dort anlegten. Kein gellendes Geschrei erhob sich, wie bei ihrem ersten Eintreffen.

„Warum sind alle wach geblieben?"

Die Männer sahen sich überrascht um. Hendelerio zog unsicher den Kopf ein und legte die Hand an die Waffe, doch Ortés hielt ihn zurück, bedeutete ihnen ruhig zu bleiben.

„Es ist so Sitte, Wache zu halten und um eine gute Heimkehr von Boten zu beten."

Hendelerio sah sich unsicher und verwirrt um, solch ein Verhalten war er nicht gewohnt und das brachte ihn aus der Fassung, er war so viel Fremdes nicht gewohnt, obwohl er sich für tolerant hielt. Selbst in Adrién war er schon gewesen. Sie begaben sich zu der Hütte der Ältesten. Man hielt ihnen den Eingang auf und sie traten ein. Die Ältesten saßen auf ihren Plätzen und sahen ihnen erwartungsvoll entgegen. Auch sie hatten Wache gehalten.

„Nun, was konntet ihr erfahren?"

Die Männer verneigten sich kurz. Dann bedeutete man ihnen, Platz zu nehmen. Der Wolfsmensch kauerte wieder zu Füßen Ihindéens nieder.

„Ehrwürdiger, wir sahen Menschen anderer Art als der Wolfsmenschen auf dieser Insel, dunkel waren sie gekleidet, völlig verhüllt und ihre Stimme wirkte hypnotisierend auf die Wolfsmenschen, besonders da sie von diesen Gestalten einen Trank erhielten, der sie in Trance fallen ließ. Wir konnten nicht erkennen, was es für ein Volk ist, aber es kann kein uns Bekanntes sein, auch wenn sie uns vertraut erschienen. Besonders Ihindéen bemerkte sie, doch er sagte, sie seien ihm vertraut, doch nicht von seinem Volk."

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