Wisst ihr was das erste war, was ich gedacht habe, als Mum sagte, dass wir in den Vorort ziehen?
Ich dachte: Endlich. Endlich gibt es einen Grund hier wegzuziehen. Versteht mich nicht falsch, ich habe Beverly Hills geliebt. Ich liebte mein Leben dort, das Haus, in dem wir wohnten und meine Freunde. Aber was ich hasste: Die Schule.
Nicht die Schule an sich, sondern das, was dort passierte."Faith!", brüllt Mum aus der Küche. Ich stehe von meinem Bett auf, ziehe mir meinen Hoodie über und schlüpfe in meine Airforce. Mum hasst es eigentlich, wenn ich Schuhe im Haus trage, aber im Moment ist mir das eigentlich egal.
Müde schleppe ich mich in die Küche.
"Deine Freundin ist hier", sagt sie, ohne mich anzuschauen. Ich glaube, Beverly Hills zu verlassen, hat Mum am meisten getroffen.
Sie vermisst ihr Leben dort noch mehr als ich oder Dad. Aber was Mum am meisten vermisst ist ihr Beliebtheitsgrad. Jeder kannte Kerry Evans und Kerry Evans kannte jeden.
Wir wurden immer zu irgendwelchen Partys und Feiern eingeladen.
Hier kennt uns kein Schwein, was ich persönlich echt erfrischend finde. Mum hingegen nicht.
"Sie heißt Jules", erwidere ich und verdrehe die Augen.
"Ein schöner Name. Vielleicht laden wir sie und ihre Eltern mal zum Essen ein, wie fändest du das?"
Mum schaut mich mit diesem bettelnden Blick an.
"Ja, ich frag sie mal", sage ich.Kurze Zeit später trete ich hinaus auf die Veranda. Jules steht unten in der Einfahrt neben ihrem Fahrrad und kaut provokant auf einem Kaugummi herum.
"Was stehst du da so lange?", fragt sie.
Ich lächle, komme zu ihr herunter und hole mein Fahrrad aus der Garage.
"Wieso warst du gestern eigentlich so früh weg?"
Ich schlucke.
Ich habe eigentlich gehofft, dass Jules die Party nicht mehr ansprechen wird.
"Mir war schlecht", lüge ich und steige aufs Rad.
"Schade, ich hätte dir Rue gerne vorgestellt."
"Du kannst sie mir immer noch vorstellen, zum Beispiel heute in der Schule."
"Bei Rue weiß man immer nicht so wirklich, ob sie in die Schule kommt, aber ja."
Irritiert schaue ich Jules von der Seite an.
Ich dachte immer, dass die Leute in Vororten total langweilig und prüde wären. Aber mittlerweile weiß ich nicht mehr, was ich denken soll.
"Bist du eigentlich gut mit Maddy und Nate befreundet?", frage ich. Mein Haar weht hinter mir im Wind und ich bekomme eine Gänsehaut.
Es ist definitiv noch zu kalt zum Fahrrad fahren, aber Jules besteht darauf.
"Es geht so. Maddy kann ne ganz schöne Zicke sein und Nate soll sehr..."
"Sehr was?"
"Es gehen einige Gerüchte rum, dass er Maddy wehtun soll. Du weißt schon, würgen und so."
Ich zucke erschrocken zusammen.
"Du meinst er ist gewalttätig?", frage ich und runzle die Stirn.Ich weiß noch als ich Nate das erste Mal gesehen habe. Ich tanzte in dieser Bar mit meinen Freunden und war eindeutig zu betrunken. Er beobachtete mich schon den ganzen Abend und ich fand es interessant, dass er mir nicht bekannt vorkam. Ich hatte die Schnauze voll von den Typen aus meiner Schule.
Irgendwann setzte ich mich alleine an die Bar und er kam auf mich zu.
"Hey, ich bin Nate."
"Faith."
Wir gaben uns die Hand und ein elektrischer Schlag durchfuhr mich.
"Kommst du von hier?", fragte ich und nippte an meinem Martini.
"Nein, du?"
"Ja, aber nicht mehr lange. Ich ziehe bald um."
Das war eigentlich die einzige Konversation, die wir an diesem Abend führten. Er bot mir an mich nach Hause zu fahren und dort machten wir rum und schliefen miteinander.
Er war lieb zu mir und zärtlich. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich Angst haben müsste, oder er mir wehtun könnte, was lustig ist, weil ich ihn ja kaum kannte."Keine Ahnung, Faith. Wieso interessiert dich das?"
Ich zucke gleichgültig mit den Schultern.
"Nur so."
Wir halten vor dem Schulgelände, schließen unsere Fahrräder an und laufen dann über den Parkplatz.
"Oh, da drüben sind Cassie und Lexi!", ruft Jules plötzlich.
Vor uns laufen ein blondes und ein brünettes Mädchen.
"Cass!"
Das blonde Mädchen dreht sich zu uns um.
"Oh, hey."
Ihre Stimme ist so leise und sanft, dass man meinen könnte, sie fängt gleich an zu weinen.
"Hey, ich bin Faith", sage ich.
Lexi kenne ich bereits. Sie ist in meinem Biologiekurs.
"Ich bin Cassie."
"Seid ihr Schwestern?"
Lexi nickt.
Das ist lustig, denn sie sehen sich eigentlich gar nicht ähnlich.
"Bist du nicht Faith Evans aus Beverly Hills?", fragt Cassie plötzlich und reißt die Augen weit auf.
"Ähm, ja..."
"Omg! Du bist doch Captain von den Beverly Bees gewesen!"
"Was für Bees?", fragt Jules und verzieht das Gesicht. Na toll, auch das noch. Ich wollte eigentlich einen Neuanfang und jetzt kennen mich schon zwei Leute hier.
"Sie war Captain ihres Cheerleader Teams, richtig? Ich habe mir alle Turniere live angeguckt, deine Choreos sind der Wahnsinn!"
"Danke."
Ich lächle bescheiden und schaue Lexi hilfesuchend an. Es ist mir ehrlich gesagt etwas peinlich über meine Erfolge zu sprechen.
Ja, ich hab meinem Team oft den Sieg gebracht, aber das ist Vergangenheit. Ich will nie wieder Cheerleader sein.
"Der Unterricht fängt gleich an", sagt Lexi und zieht Cassie mit sich.
"Du bist unbedingt Maddy kennenlernen. Sie ist der Captain unseres Teams! Vielleicht nimmt sie dich auf und..."
"Eigentlich will ich das gar nicht", unterbreche ich sie.
"Oh, okay..."
Sie sagt noch irgendwas, aber Lexi zieht sie weiter mit sich mit und ich kann sie akustisch nicht mehr verstehen.
"Du warst Cheerleader?", fragt Jules ungläubig. Anscheinend hat sie nun ein ganz anderes Bild von mir.
"Lass uns nicht darüber reden", schlage ich vor.
Ich trete einen Schritt vorwärts, um mich dem Eingang der Schule zu nähern, als plötzlich ein lautes Hupen ertönt.
"Faith!", kreischt Jules und zieht mich an sich heran.
Ein großer Jeep fährt an uns vorbei. Um ein Haar hätte er mich angefahren.
"Ist der verrückt?!", rufe ich und schaue dem Auto nach, welches gerade einparkt.
Und ratet mal wer aussteigt? Richtig. Nate.
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Euphoria - Nate & Faith
Teenfikce✨Dies ist eine Fanfiction, in der die Charaktere von der Serie Euphoria vorkommen. Achtung: Es können Spoiler auftreten.✨ Faith zieht aus Beverly Hills in einen langweiligen Vorort, wo sie Jules kennenlernt. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut...