Euphoria - Nate & Faith

Kapitel 3 - Faith

Es ist Dienstag, aber ich fühle mich, als sei schon Donnerstag. Ich bin geschlaucht, fühle mich müde und kaputt, obwohl ich eigentlich nichts gemacht habe, außer Nate in der Schule aus dem Weg zu gehen, was nur so semi klappt.
Immer wenn ich mich umdrehe, steht er da und guckt mich an, was die Sache nicht gerade leicht macht. Denn immer wo er ist, ist auch Maddy, die mich nicht wirklich mag.
Jules ist heute krank, weswegen ich allein zur Schule fahre. Auf halbem Wege zum Unterricht treffe ich auf Kat.

"Hey, ist Jules heute nicht da?", fragt sie.
"Sie ist heute krank", erwidere ich.
"Und du? Du siehst auch nicht wirklich gesund aus."
Ich schaue an mir herunter. Ich trage Jeans, einen Jogger und Converse, was eigentlich ein normales Outfit für mich ist. Allerdings habe ich mich heute nicht geschminkt.
"Ja, ich bin ziemlich müde."
"Verstehe, diese High School ist nicht für jeden was."
"Ach, damit habe ich kein Problem. Meine alte High School war viel schlimmer als diese."
"Sag das nicht. Du bist erst seit einer Woche hier."
Kat verzieht das Gesicht.
Plötzlich bleibt sie stehen.
"Pass nur auf, mit wem du dich abgibst. Ich habe gesehen, dass du dich mit Nate Jacobs unterhalten hast."
Shit. Sie haben es also doch gesehen. Nur Kat, oder auch alle anderen?
"Oh, er hat mich nur gefragt, was der Bagel kostet, der dort lag", lüge ich.
Kat schmunzelt. Ich war noch nie eine gute Lügnerin.
"Er ist nicht gerade ungefährlich und niemand, mit dem man sich anfreunden sollte."
"Wieso sagst du das nicht Maddy? Ist sie nicht deine Freundin?", frage ich leicht gereizt.
"Hab ich, bis wir irgendwann keine Freunde mehr waren. Die ganze Jacobs Familie ist wie Gift für diese Stadt. Sei einfach vorsichtig."

Kat ist zwar schon längst weg, aber ich stehe immer noch nachdenklich im Gang herum und versperre den anderen den Weg.
Ihre Worte geistern immer noch in meinem Kopf herum.
Wieso soll Nate Jacobs so gefährlich sein? Weil er angeblich seine Freundin gewürgt hat? Wenn er so gefährlich ist, wieso ist er dann immer noch so beliebt?

Ich betrete den Unterrichtsraum und setze mich neben Lexi, die so vertieft in ihr Buch ist, dass sie mich gar nicht mitbekommt.
Erst, als ich sie antippe, schaut sie zu mir hoch.
"Oh, hey."
"Was liest du da?"
"Ist nur Recherche für mein Stück."
"Dein Stück?"
"Ja, Oklahoma."
Ich runzle die Stirn.
"Oklahoma? Davon hast du mir nichts erzählt. Worum geht es in dem Stück?"
"Das ist vorerst geheim."
Lexi grinst. Ich mag sie. Sie ist nett, hilfsbereit und lustig. Im Gegensatz zu allen anderen hier, scheint sie normal zu sein.
Wahrscheinlich fragt ihr euch jetzt, was normal bedeuten soll. Normal bedeutet für mich dramafrei.
Als ich noch in Beverly Hills lebte, bestand mein ganzes Leben aus Drama, aber ich wollte es auch so, bis es zu viel wurde und ich zusammenbrach.
Alles was ich jetzt noch will ist Normalität.

Plötzlich landet etwas heißes auf meinem Pullover und dringt bis zu meiner Haut durch. Ich schreie auf und schrecke von meinem Stuhl hoch. Es ist Kaffee, der auf mich geschüttet wurde. Und zwar von einem gutaussehenden Typen mit dunklen Locken.
„Alter Zayn, was tust du denn da?", fragt der Typ hinter ihm. Er hat blonde Haare und sieht genauso gut und durchtrainiert aus wie Zayn.
„Es tut mir leid...", murmelt er. Seinen Pappbecher, wo zuvor der Kaffee drin war, schmeißt er in die Tonne hinter sich.
„Seit wann schütten wir Kaffee auf hübsche Mädchen?", fragt der blonde.
Okay, das ist ziemlich schnulzig.
„Ich hab doch gesagt, dass es mir leid tut!"
Der blonde nickt und richtet seine Aufmerksamkeit auf mich, wie auch der Rest der Klasse.
„Ich bin Andy und Zayn wird dir deinen Pullover bezahlen, keine Sorge."
„Es ist nur Kaffee, den kriege ich raus, wenn ich den Pullover wasche", erwidere ich.
Der heiße nasse Stoff fühlt sich eklig an auf meiner Haut.
„Können wir es trotzdem irgendwie wiedergutmachen?"
Andy reißt seine Augen weit auf. Ist ja ganz süß, dass er sich so bemüht, aber trotzdem frage ich mich, was das soll. Er kennt mich doch nicht einmal.
„Alles gut", antworte ich, schnappe mir meine Tasche und verlasse den Raum.