Kapitel 15 - Nate

181 6 0
                                    

Scheiße. Das vorhin hätte echt nicht passieren sollen. Was ist, wenn Cassie gesehen hat, dass Faith und ich uns geküsst haben? Sie ist Maddys beste Freundin und wenn sie es ihr sagt, stecke ich echt in der Klemme. Trotzdem weiß ich, dass ich es ihr irgendwann sagen muss.
Es ist jetzt 20 Uhr. Das Training der Cheerleader ist vorbei und ich habe Maddy versprochen sie abzuholen.
Ich steige aus dem Auto aus und stelle mich davor. Vor lauter Nervosität rauche ich eine Zigarette.
Sie und Cassie kommen als erste auf den Parkplatz. Dicht hinter ihnen läuft Faith. Sie weicht meinem Blick aus, was kein gutes Zeichen ist.
"Okay, bis morgen dann", ruft Maddy und kommt auf mich zu. Cassie wirft mir einen giftigen Blick zu. Sie weiß es. Verdammt.
Das ganze fühlt sich an wie ein Schlag in die Magengrube.
"Hey babe."
Maddy umarmt mich und presst ihre Lippen auf meine.
"Hey."
Als ich wieder hoch schaue, ist Faith weg. Sie sitzt in ihrem Auto und fährt los.
"Wie war das Training?", frage ich.
"Wie immer."
Wir steigen ein und ich fahre los.
"Nichts besonderes?", frage ich erneut. Maddy schaut von ihrem Handy hoch und runzelt irritiert die Stirn.
"Nein, wieso fragst du?"
"Nur so. Hätte ja sein können."
"Hm, nur eine Sache...Faith..."
Mir stockt der Atem. Für einen Moment überlege ich einfach gegen einen Baum zu fahren. Höchstwahrscheinlich wären wir dann tot, aber einige Probleme wären somit aus der Welt. Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben.
"Sie ist echt gut. Fast besser als ich."
"Was?", frage ich.
"Ja, ich weiß. Ich würde es nie zugeben, aber ich habe noch nie jemanden gesehen, der so gut alle Techniken beherrscht. Sie hat's echt drauf."
"Das ist doch gut, oder?", frage ich unsicher.
"Ja, aber ich weiß trotzdem nicht, was ich von ihr halten soll. Irgendwas verheimlicht sie."
Ich antworte nicht mehr.

Nach einer Weile sind wir bei mir und Maddy und ich betreten das Haus.
"Hallo Mr. und Mrs. Jacobs", begrüßt Maddy meine Eltern. Die beiden mögen sie nicht besonders, lassen es sich aber zum Glück nicht anmerken.
"Hi Maddy. Wie gehts dir?", fragt Mum und wischt mit einem Lappen über die Küchentheke.
"Ganz gut und Ihnen?"
"Auch, danke. Ach Nate, wo warst du gestern Abend und die Nacht eigentlich? Ich wollte dich noch was fragen, aber du warst nicht da."
Maddy dreht sich zu mir um.
"Ähm...ich war bei..."
Shit. Ich kann jetzt wohl schlecht sagen, dass ich bei Faith war.
"McKay. Ich war bei McKay."
Maddy runzelt die Stirn.
"Cassie meinte, dass er gestern Abend bei ihr war."
Scheiße.
"Ja, ich hab mit seinen Brüdern gechillt und gleich da übernachtet", lüge ich.
"Mit seinen Brüdern? Die sind doch total peinlich", erwidert Maddy und verzieht das Gesicht. Sie hat recht. Ich würde nie freiwillig mit den beiden Zeit verbringen.
"Lass uns hochgehen", schlage ich vor.

Ich lege mich aufs Bett und surfe im Internet, während Maddy sich in meinem Bad frisch macht.
"Nach dem Spiel ist übrigens auch eine Party", sagt sie.
"Was?"
"Nächste Woche nach dem Spiel. Gehen wir hin?"
"Eine Party? Ich weiß nicht..."
"Komm schon. In letzter Zeit haben wir nicht viel miteinander gemacht. Das wäre doch schön."
Sie kommt, nur in Unterwäsche bekleidet, aus dem Bad und stellt sich ans Fußende des Bettes.
"Die habe ich für dich gekauft", haucht sie und dreht sich einmal, um mir ihre Dessous zu präsentieren. Normalerweise wäre ich jetzt total scharf auf sie, aber jetzt gerade bin ich es kein bisschen.
"Sieht gut aus", sage ich und widme mich wieder meinem Handy.
Kurze Zeit später setzt sich Maddy neben mich aufs Bett und legt ihre Hand in meinen Schritt. Ich zucke zusammen und lege das Handy weg.
"Was machst du?", frage ich überrascht.
"Wir hatten seit Ewigkeiten keinen Sex mehr, Nate. Was denkst du, was ich tue?"
Sie zieht meine Boxershorts runter und greift nach meinem Schw*nz. Ich stöhne kurz auf, empfinde aber keinerlei Lust.
"Meine Eltern sind noch wach", sage ich leise.
"Na und? Das hat dich früher auch nicht davon abgehalten mich zu vögeln."
Scheiße. Was soll ich bloß tun, damit sie aufhört?
Oder soll ich es einfach hinter mich bringen?
Ich habe so wenig Lust, dass ich nichtmal steif werde und Maddy merkt es. Sie wirft mir einen frustrierten Blick zu.
"Was ist los?", fragt sie. Ich zieh mir die Boxershorts wieder hoch.
"Nichts, ich bin nur...müde. Komm wir kuscheln", antworte ich und ziehe sie in meine Arme.
"Nate...du musst daran arbeiten. Ich weiß ja nicht, ob du psychische oder körperliche Probleme hast, aber ohne Sex..."
"Ja, okay", unterbreche ich sie genervt.
Ich kann ihr wohl schlecht sagen, dass ich sie einfach nicht mehr geil finde und bloß noch Faith im Kopf habe.
"Ich denke es ist einfach der Stress wegen der Schule", flüstere ich.
"Okay, wie du meinst."

Zum Glück schläft Maddy nach einer Weile ein. Ich hingegen bin hellwach.
Ich decke sie zu und verlasse leise mein Zimmer. Auch, wenn es eiskalt draußen ist, stelle ich mich in den Garten, um Faith anzurufen. Ich muss ihre Stimme hören.

"Wieso rufst du mich so spät an?", fragt sie mit verschlafener Stimme.
"Sorry, hast du schon geschlafen?", frage ich.
"Nein, hab grad an dich gedacht."
Ich muss lächeln.
"Ich auch an dich."
"Ich muss dir was sagen. Cassie hat es gesehen. Den Kuss. Unseren Kuss."
Nun lächel ich nicht mehr. Scheiße. Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.
"Aber sie hat mir versprochen, es Maddy nicht zu sagen, wenn wir es tun."
"Das werden wir. Ich werde es ihr sagen, versprochen."
"Okay."
Es kehrt kurz Stille ein.
"Ist sie gerade bei dir?", fragt Faith irgendwann.
"Ja."
"Okay..."
Wieder Stille.
"Hattet ihr Sex?"
"Nein, hatten wir nicht. Und das werden wir auch nicht haben. Mach dir keine Sorgen."
"Das ist nicht so einfach. Ich vermisse dich."
Faiths Stimme zittert und ich hasse es, dass ich sie gerade nicht in meinen Armen halten kann. Ich hasse es, dass ich sie nicht küssen kann.
"Ich dich auch. Aber wir schaffen das, okay?"
"Ja..."
"Okay, ich muss auflegen. Bis morgen."
"Bis morgen."

Ich laufe die Treppen nach oben und betrete mein Zimmer. Maddy schläft noch. Gut.

Ich lege mich zu ihr ins Bett.
"Wo warst du?", fragt sie leise. Sie ist also doch noch wach.
"Etwas trinken", antworte ich.
Sie dreht sich zu mir um und legt ihren Arm um mich.
"Wieso denke ich immer, dass du mich anlügst?"
Ich schlucke. Was soll ich darauf bloß antworten?
"Keine Ahnung, aber ich lüge dich nicht an."
Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und das ist das letzte was sie tut, bevor sie einschläft.

Ich hingegen liege die ganze Nacht hellwach und nachdenklich im Bett.

Euphoria - Nate & FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt