Euphoria - Nate & Faith

Kapitel 11 - Nate

Ich sehe Faith noch zu ihrem Auto laufen und wegfahren, dann schließe ich die Tür. Irgendwas riecht verbrannt.
Fuck. Das Essen.

Ich stelle schnell den Herd ab und will den Topf von der Herdplatte ziehen. Tomatensoße spritzt auf meine Hand.
"Fuck!"
Ich halte sie unter kaltes Wasser, aber der Schmerz lässt nicht nach. Zumindest nicht der in meinem Herzen.

Wieso habe ich auf ihr verdammtes Handy geschaut? Wieso? Wieso musste es in dem Moment klingeln?
Sie hätte es mir noch erzählt und wir hätten das ganze normal klären können. Jetzt ist sie weg.
In dem Moment klingelt mein Handy. Es ist Maddy.
Ich drücke auf Lautsprecher, um nebenbei die Küche aufzuräumen.
"Hey, babe!", ruft sie.
"Hey."
"Was ist los?"
"Nichts, bei dir?"
"Auch nichts. Mir gehts echt beschissen wegen Kat. Die Nummer heute von ihr war echt scheiße."
"Ja, total."
Selbst ein Blinder mit einem Krückstock würde mein Desinteresse raushören. Maddy nicht.
"Aber scheiß auf sie."
"Ja, scheiß auf sie", wiederhole ich.
"Holst du mich morgen nach dem Training ab? Wir könnten zu dir fahren und..."
"Ja, vielleicht. Meine Eltern kommen grad heim. Ich ruf dich an, bye."
Ich lege auf und schalte mein Handy aus.

Ich liege im Bett und versuche zu schlafen. Erst um 2 Uhr gelingt es mir.

Mein Wecker reißt mich aus dem Tiefschlaf. Ich habe gerade mal ein paar Stunden geschlafen und muss jetzt zur Schule.
Unten höre ich bereits die Stimme meines Dads. Darauf könnte ich jetzt ehrlich verzichten.

"Nathaniel! Guten Morgen!", ruft er mir zu. Sogar von hier aus rieche ich seine Fahne.
"Morgen."
Ich greife nach einer Wasserflasche und einem Apfel.
"Setz dich doch und frühstücke mit deiner Familie!"
"Nein, danke."
Mum sagt mal wieder nichts, sondern lässt sich sein Verhalten einfach gefallen. Ich hasse diese Familie.
"Setz dich!", ruft Dad energisch.
Ich lasse mich auf dem Stuhl nieder.
"Wir sollten über die Geschichte mit Andy sprechen."
"Woher weißt du davon?"
"Ich habe meine Ohren überall, mein Sohn."
Natürlich hat er das. Er ist Cal Jacobs.
"Es gibt nichts zu besprechen."
"Ich wäre mir da nicht so sicher. Der Junge wird reden und die Wahrheit erzählen und du wirst suspendiert. Deine Football-Karriere kannst du dir dann auch abschminken. Willst du das?"
Er droht mir. Das ist typisch.
"Gut, dass ich auch die Wahrheit gesagt habe", antworte ich.
"Die Wahrheit? Wieso solltest du dieses Mädchen beschützen?", fragt er belustigt.
Weil ich sie liebe, verdammte Scheiße. Ein Gefühl, dass du nicht kennst.
"Ich hatte meine Gründe. Darf ich jetzt gehen?"
Ich stehe auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
"Halt dich aus Schwierigkeiten raus!", ruft er mir noch nach.

Ich steige in mein Auto und fahre zur Schule.

Bereits als ich das Gebäude betrete, spüre ich Faiths Anwesenheit. Ich erblicke sie am Ende des Ganges. Sie unterhält sich mit Jules. Rue steht stumm daneben. Sie scheint wieder aus dem Krankenhaus raus zu sein.

Ich nähere mich den dreien und bleibe kurz vor ihnen stehen. Jules bemerkt mich als erstes. Erst lächelt sie, dann verschwindet ihr Lächeln. Rue starrt mich an, als würde sie mich nicht kennen und zuletzt guckt mich Faith an.
Für einen Moment bleibt die Zeit stehen und ich kriege nichts mehr mit. Ich blicke einfach nur in ihre Augen.

„Wir sehen uns später", murmelt Jules und zieht Rue mit sich mit.
Ich nähere mich Faith, merke aber, dass sie gar nicht reden will. Am liebsten würde sie wegrennen, aber sie tut es nicht.
Sie starrt etwas hinter mir furchtvoll an. Um uns rum wird er still. Ich drehe mich um und jetzt weiß ich, was los ist.

Andy ist wieder da.

Er ist in Begleitung von Zayn, der wie immer wie ein Schoßhündchen neben ihm herläuft.

Scheiße. Darauf war ich nicht vorbereitet. Wieso muss er genau jetzt wieder da sein?

Mit einem finsteren Blick kommt er geradewegs auf mich zu. Er bleibt circa einen Meter vor mir stehen. Alles um uns herum ist still und jeder starrt uns an.

„Jacobs! Lange nicht mehr gesehen!", ruft er. Ich erwidere nichts.
Ich drehe mich kurz zu Faith um, die zitternd dasteht und immer bleicher wird. Sie hat Angst. Vor ihm? Verständlich.
„Ich glaube wir haben noch eine Rechnung offen."
Er kommt etwas näher.
„Das gilt für euch beide."
Er schaut an mir vorbei zu Faith.

„Wir sehen uns!"

Mit einem stolzen Gang läuft Andy den Flur runter. Als er weg ist, fängt das Getuschel an. Ich drehe mich um, um nach Faith zu schauen, aber sie ist bereits weg.