Kapitel 5 - Nate

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Fuck. Am liebsten hätte ich Faith gerade in den Arm genommen. Ich weiß nicht, warum sie geweint hat, aber es tat mir weh, sie so zu sehen.
Aber für sowas habe ich jetzt keine Zeit. Gleich beginnt das Spiel und ich muss meine Gefühle in den Hintergrund stellen.
"Seid ihr bereit?!", brülle ich in die Umkleide.
Die Jungs fangen an zu jubeln. Das ist das beste am Football: Die Atmosphäre, der Kampfgeist.
"Dann lasst uns die Tigers zerstören!", rufe ich.

Wir rennen raus aufs Feld und das Publikum fängt an zu jubeln. Maddy und ihre Mädchen stehen vorne und führen ihre Choreo auf.
Durch die grellen Scheinwerfer erkenne ich kaum. wer im Publikum sitzt. Vielleicht ist das aber auch besser so, denn irgendwo da oben wird wohl auch mein Dad sitzen. Er ist immer da, um zu sehen, wie ich gewinne.
Und jedes Mal danach zählt er mir auf, was ich hätte besser machen können.

Wir stellen uns auf und das Spiel geht los. Adrenalin schießt durch meinen Körper und ich vergesse alles um mich herum.
Ich nehme nicht einmal mehr das Gejubel und das Anfeuern der Cheerleader wahr. Der Platz gehört mir. Das ist mein Spiel.

In der ersten Halbzeit liegen wir vorne. Wir sind ein eingespieltes Team.
"Sehr gut, Männer!", rufe ich und klopfe McKay auf die Schulter.
Ich schaue rüber zu Andy, der über den Platz zu den Tribünen rennt.
Was tut er?
Ich nehme meinen Helm ab, um besser gucken zu können. Er rennt auf ein Mädchen in einem dunkelblauen Hoodie zu. Das ist Faith.
Er hebt sie hoch und küsst sie. Auf den Mund.
Ich schlucke schwer. Das mit anzusehen war verdammt schmerzhaft.
Ich dachte sie verarscht mich bloß, hätte nie gedacht, dass sie wirklich was mit diesem Typen anfängt.

"Hey, Babe! Du bist großartig!", ruft Maddy mir plötzlich zu.

Ich antworte nicht, schaue nur rüber zu Faith. Andy setzt sie wieder ab und ihre Münder lösen sich voneinander.
Er kommt wieder auf uns zu gerannt. Am liebsten würde ich ihm eine reinhauen.
Faith starrt mich nun auch an und sie sieht nicht glücklich aus.
Was will sie? Was will sie damit erreichen?

"Weiter gehts!", ruft McKay. Ich setze meinen Helm wieder auf und stelle mich auf meine Position, aber ich bin zu abgelenkt.
Das Spiel gehört mir nicht mehr. Es gehört jetzt Andy. Die Stimmen um mich herum sind unerträglich laut. Ich schaue immer wieder rüber zu Faith und einmal werde ich sogar umgestoßen, weil ich im Weg stand.
Fuck. Wir verlieren, wenn das so weitergeht.
"Komm schon, Baby!", ruft Maddy, was die Sache nicht besser macht.

Das Spiel ist vorbei. Wir haben knapp gewonnen. Um ein Haar hätten wir verloren. McKay hat uns zum Schluss gerettet.

Wütend werfe ich den Helm auf den Platz und verlasse ihn.

Die anderen in der Umkleide jubeln, weil sie gewonnen haben. Aber ich habe verloren. Und zwar meinen Stolz. Und das nur, weil ich mich durch dieses Mädchen hab ablenken lassen. Wieso musste sie hier auftauchen? Wieso konnte sie nicht in Beverly Hills bleiben, verdammt nochmal?

Nach dem Spiel laufe ich über den Parkplatz zu meinem Auto, an dem mein Vater steht. Er sieht ernst aus.
"Glückwunsch zum Sieg", sagt er.
Ich werfe meine Tasche in den Kofferraum.
"Danke."
Auf einmal spüre ich einen Schlag an meiner Wange. Es ertönt ein lautes Klatschen.
"Fuck!", rufe ich und halte mir das Gesicht.
Er hat mir eine verpasst.
"Ich denke dazu muss ich nichts sagen, mein Junge."
Er lässt mich stehen und läuft zu seinem Auto. Ich drehe mich um. Zum Glück hat das niemand gesehen.
Verdammt nochmal.

Ich steige ins Auto ein und fahre los. Aber ich kann jetzt nicht nach Hause. Ich kann nicht dahin, wo er ist. Wie soll ich ihm in die Augen schauen?
Mir bleibt also nichts anders übrig, als zur Party zu fahren. Auch, wenn mir überhaupt nicht nach Party ist.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, wer die Party schmeißt.

Ich parke an der Straße, steige aus und laufe los. Schon von weitem höre ich den Bass der Musik, lautes Gelächter und Geschrei. Die Party ist schon in vollem Gange.

"Hey, Nate! Klasse gespielt!", ruft mir ein Typ von der Veranda aus zu. Ich glaube er heißt Timmy.
Ohne zu antworten betrete ich das Haus. Die Musik ist so laut, dass meine Gedanken leiser werden, was gut ist.
Ich steuere auf die Küche zu, schnappe mir eine Vodkaflasche und nehme drei große Schlücke.
Eklig. Ich schüttel mich und verziehe das Gesicht. Aber Alkohol soll ja nicht schmecken, er soll wirken. Also nehme ich noch zwei Schlücke.

Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche. Es ist Maddy.

"Wo bist du?!"
Mal ehrlich. Ich habe jetzt echt keinen Nerv um zu antworten.
Ich öffne Instagram und checke meine DM's. Ich habe eine Nachricht von Faith bekommen, die mir gar nicht angezeigt wurde.

"Sorry, dass ich so lange nicht geantwortet habe, Andy ist gerade bei mir. Aber ja, mir geht es gut."

Ich spüre wie ich vor Wut koche. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Ich denke wieder an den Kuss von vorhin.

Scheiße. Ich bringe den Typen um.

Euphoria - Nate & FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt