Kapitel 12 - Nate

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Ich kann nicht glauben, dass Andy wieder da ist. Nicht, dass er mir Angst machen würde, aber ich mache mir Sorgen um Faith. Sie hat mir das erste Mal etwas aus ihrer Vergangenheit anvertraut. Sie hat wirklich viel durchgemacht.

Ich betrete die Sporthalle mit dem Wissen, dass ich jetzt mit Andy Sport habe.
Er und Zayn stehen bereits am Spielfeldrand und tuscheln.
Ich nähere mich der Umkleide, wo McKay bereits auf mich wartet. Durch Lautsprecher schallt Rapmusik in schlechter Qualität.
„Was ist denn hier los?", frage ich irritiert.
„Andy ist wieder da!", brüllt ein Typ, dessen Namen ich nicht kenne.
Jetzt wird Andy auch noch gepriesen für seine Taten. Im Ernst: Es wird Zeit, dass die Leute die Wahrheit erfahren.
Wütend knalle ich meine Sporttasche in meinen Schrank.
„Alles okay, bro?"
McKay sieht mich besorgt an.
„Nicht wirklich. Dieses Schwein hat es nicht verdient wieder hier zu sein."
Er nickt zustimmend.

Wir verlassen zusammen die Umkleide.
„Meinst du er macht beim Unterricht mit?", frage ich McKay leise.
„Sieht so aus."
„Gut."
„Hey, was hast du vor?!"
„Er kriegt das, was er verdient."
McKay hält mich auf.
„Hat er das nicht schon? Reiß dich zusammen, oder willst du von der Schule geschmissen werden?"
Mist. Er hat recht.
„Aber wenn ich es wie einen Unfall aussehen lasse... wir spielen Basketball. Da kann schon so einiges passieren."

Ich stelle mich auf meine Position hinter Andy und warte auf den Pfiff, dann geht es los.

Die ersten Körbe werden geschmissen, bis ich einmal den Ball ergattere. Ich passe ihn mit einer gewaltigen Kraft zu Andy, so dass er ihn kaum halten kann.
„Hey spiel vernünftig!", ruft er mir zu.
Das Spiel geht weiter.
„Nate hör auf mit dem Scheiß", flüstert mir McKay im Vorbeigehen zu.
Andy hat wieder den Ball. Er will zum Korb. Ich renne auf ihn zu und stelle ihm ein Bein, sodass er hinfällt und den Ball verliert.
„Hey! Foul!", brüllt er.
Unser Trainer ist eine echte Schlafmütze. Dementsprechend hat er davon nichts mitbekommen.
„Das kriegst du zurück, Jacobs!", ruft Andy wütend.

Ich habe den Ball und dribbel ihn zum Korb, als ich plötzlich einen stechenden Schmerz in den Rippen spüre. So doll, dass mir der Atem wegbleibt. Andy hat mir mit dem Ellbogen in die Rippen geboxt und er tut es nochmal.
Ich krümme mich zusammen und lasse den Ball fallen.
Ein stechender Schmerz durchzieht meinen ganzen Körper. Scheiße.
Ich kriege keine Luft. Alles tut weh.
„Pass auf mit wem du dich anlegst, Jacobs", flüstert Andy mir zu.
Okay, das reicht. Ich packe ihn am Arm und will ihn zu mir ranziehen. In dem Moment kommt Zayn zur Hilfe geeilt und boxt mir drei Mal in die Magengrube.

Ich lasse Andy los. Die Schmerzen quälen mich. Mir wird schlecht. Ich sehe nur noch Schwarz.

Mir wird so schlecht, dass ich mich mitten in der Turnhalle übergebe.
„Ihhh!", schreit einer.
„Oh man, Nate! McKay bring ihn zur Schulschwester!", ruft unser Trainer.

„Das hast du davon", flüstert McKay.
„Danke für deine Hilfe", sage ich, halb ironisch und halb ernst gemeint.

Die Schulschwester macht einige Untersuchungen.
„Wahrscheinlich sind nur deine Rippen geprellt, aber du solltest dich ausruhen. Wie doll war der Schlag in den Magen?", fragt sie.
„Doll!", antwortet McKay für mich.
„Nicht so doll", verbessere ich ihn.
„Ruh dich für eine Stunde aus. Danach kannst du wieder in den Unterricht."

Sie verschwindet und lässt McKay und mich allein.
„Warum hast du das überhaupt getan?", fragt er irritiert.
„Weil er es verdient hat. Er ist ein Arschloch!"
„Ja das weiß ich, aber er hat dir doch nichts getan."
„Aber Faith."
Scheiße. Das ist mir jetzt so rausgerutscht.
„Faith? Ist das dein Ernst? Hast du dich verknallt oder was?!"
Er wackelt übertrieben mit den Augenbrauen und als ich nichts antworte, reißt er die Augen weit auf.
„Das gibts doch nicht! Du liebst sie!"
„Halt die Klappe!"
„Nate Jacobs hat sich in das neue Mädchen verliebt!"
„Sei nicht so laut!", fauche ich.
„Wie kommts denn? Ihr verbringt doch kaum Zeit miteinander."
Für einen Moment denke ich nach. Wahrscheinlich bringen Lügen nichts mehr. Ich muss ihm die Wahrheit erzählen.
„Wir kenne uns schon länger...", fange ich an. McKay hört mir aufmerksam zu, während ich ihm von Beverly Hills erzähle.
„Wow, das ist...ihr hattet also schon Sex?"
„Ist das alles, was dich interessiert?!"
McKay seufzt.
„Was ist mit Maddy?"
„Keine Ahnung. Ich weiß echt nicht, was ich machen soll."
„Versteh ich."
„Ich kann Maddy nicht einfach verlassen, sonst bricht Krieg aus."
„Ja man, Maddy ist verrückt."
„Du darfst es also auf keinen Fall Cassie erzählen!"
„Nein mach ich nicht, versprochen. Aber du musst dir echt was überlegen. So kann es nicht ewig weitergehen."
Ich schlucke schwer.
„Ja, ich weiß."

Euphoria - Nate & FaithWo Geschichten leben. Entdecke jetzt