Ich zucke zusammen, als ich meinen Namen höre. Mr. Peters schaut mich fragend an. In seiner Hand hält er ein Fossil oder so. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, worum es geht, weil ich seit dem Beginn des Unterrichts nicht aufgepasst habe.
"Nate? Können Sie mir sagen, was ich hier in der Hand halte?"
Ich betrachte das Ding und zucke mit den Schultern.
"Einen Stein?", frage ich.
Er seufzt.
"Vielleicht sollten Sie sich besser auf den Unterricht konzentrieren, als auf Football und Prügeleien."
Das hat gesessen. Normalerweise würde ich kontern, aber ich kann mir Stress mit Lehrern momentan nicht leisten. Bald wird Andy aus dem Krankenhaus raus sein und er wird über mich aussagen. So wie ich ihn kenne, wird er mich in ein schlechtes Licht rücken.
Ich merke, dass Maddy mich von ihrem Platz aus anstarrt. Ich erwidere ihren Blick nicht.
McKay neben mir chattet schon den ganzen Unterricht über mit Cassie.
"Woher weiß sie von der Party und dem Gras? Hast du Maddy davon erzählt?", flüstert er mir aufgebracht zu.
"Nein, habe ich nicht."
"Wie kommen Mädchen immer an ihre Informationen? Unglaublich", zischt er.Nach dem Unterricht verlassen wir den Raum.
"Nate?"
Ich drehe mich um. Maddy lächelt mich an.
"Ich geh schonmal", sagt McKay gereizt und läuft weiter.
"Wieso warst du heute so abgelenkt?"
Wegen Faith, natürlich. Aber das kann ich wohl schlecht so sagen.
"Ist es immer noch wegen der Sache mit Andy?"
Sie ergreift meine Hand und für einen kurzen Moment will ich sie wegziehen.
"Ja, vielleicht."
"Armes Baby, wie wäre es, wenn ich heute nach der Schule zu dir komme und dich ein bisschen verwöhne?"
Sie zwinkert mir verführerisch zu. Früher hätte ich sofort eingewilligt, jetzt schlage ich ihr Angebot ab.
"Ich bin zu müde und muss außerdem noch lernen."
Enttäuscht seufzt Maddy.
"Vielleicht morgen?", frage ich, damit sie nicht wütend wird.
"Morgen habe ich Training. Das weißt du doch. Ach übrigens haben wir ein neues Mitglied. Rate mal wer...?"
Wir werden durch einen lauten Knall unterbrochen."Wie hast du sie genannt?!", brüllt eine weibliche Stimme. Soweit ich das erkennen kann, ist es Kat, die einem Typen gerade eine runtergehauen hat.
"Chill!", ruft er und hält sich die Wange.
Maddy läuft auf die beiden zu.
"Was ist los?", fragt sie Kat.
"Er hat Rue einen Junky genannt!", antwortet Kat aufgebracht.
"Naja, ist sie das denn nicht?"
Fassungslos öffnet Kat den Mund.
"Wie kannst du sowas sagen, Maddy? Sie ist unsere Freundin!"
"Ja, unsere drogensüchtige Freundin."
Kat schnauft.
"Nein, du bist nicht ihre Freundin. Oder warst du einmal bei ihr im Krankenhaus, um zu fragen wie es ihr geht?!"
Bevor Maddy etwas sagen kann, lässt Kat sie stehen und läuft davon.Maddy dreht sich zu mir um. Ihr Blick wirkt irritiert und verletzt zugleich.
"Was war das denn?", fragt sie. Ihre Stimme zittert. Sie wird gleich anfangen zu weinen, ich kenne sie. Kats Wort haben sie getroffen.
Nein, ich kann das jetzt nicht. Ich kann sie jetzt nicht trösten.
"Sorry, ich muss los."Was bin ich für ein schlechter Freund? Maddy und ich sind ein Paar und ich flüchte vor ihr, weil ich ihr vor lauter Schuldgefühle nicht mehr in die Augen sehen kann. Wie soll das bloß weitergehen? Ich muss mich von ihr trennen. Ich habe keine andere Wahl.
Ich verlasse die Schule früher, um niemanden über den Weg laufen zu müssen. Weder Maddy noch Faith.
Zuhause hole ich mir eine kalte Dose Bier aus dem Kühlschrank, drehe die Musik auf die lauteste Stärke und lasse mich auf die Couch fallen.
Ich hole mein Handy aus meiner Hosentasche und surfe etwas im Internet, bis ich eine Nachricht von Faith bekomme. Es ist ein Foto.Ich öffne die Nachricht und reiße die Augen weit auf. Es ist ein Foto von Faith und mir bei ihr im Bett. Es ist ein Selfie, was sie gemacht hat. Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern.
Wir lachen beide und sehen echt glücklich auch; beinahe wie ein verliebtes Pärchen, obwohl wir damals keins waren. Das sind wir auch heute nicht. Noch nicht.
"Erinnerst du dich?", schreibt sie mir.
"Beinahe", antworte ich.
Sie schickt einen Lachsmiley, was mich auch zum lachen bringt.
"Steht die Einladung noch?", fragt sie.
Ich denke für einen Moment nach. Natürlich steht sie noch. Ich brauche Faith. Ich will sie in meinen Armen halten.
"Ja."
"Dann bin ich um 17 Uhr bei dir."Ich schicke ihr meine Adresse und lege mein Handy weg.
Danach laufe ich einmal quer durch das Haus. Zum Glück sieht es noch nicht so unaufgeräumt aus, wie ich befürchtet habe.
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Euphoria - Nate & Faith
Genç Kurgu✨Dies ist eine Fanfiction, in der die Charaktere von der Serie Euphoria vorkommen. Achtung: Es können Spoiler auftreten.✨ Faith zieht aus Beverly Hills in einen langweiligen Vorort, wo sie Jules kennenlernt. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut...