Bitter Planned Love

Teil 45: Epilog

Wilde Pinselstriche in warmen Gelb- und Orangetönen landen auf der Leinwand vor mir auf die ich vorher mit Bleistift ein Haus gemalt habe. Das Bild nimmt immer mehr Gestalt an, bis mir bewusst wird, dass ich das erste Mal in meinem Leben eine eigene Interpretation zum Thema Liebe male. Kein rosarot, keine kitschigen Herzen. Nein, ein einfaches simples Haus aus dem so viel Sicherheit und Wärme heraus strahlt, dass man einfach hinein gehen möchte um endlich zu Hause anzukommen.

Gleich nachdem Korben aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bin ich vor ihm auf die Knie gefallen und habe ihn gefragt, ob er mit mir zusammen ziehen will. Er hat dabei so glücklich ausgesehen, als hätte ich ihm in diesem Moment einen Heiratsantrag gemacht. Liam stand direkt neben uns und ist darauf vor Lachen zusammen gebrochen. Er muss sich wohl erst noch daran gewöhnen, dass es seinen Bruder und mich ab jetzt nur noch im kitschigen Doppelpack gibt.
Durch die ganzen Ereignisse ging die Eröffnungsveranstaltung so viral, dass ich mich vor weiteren Anfragen und Käufern der Bilder kaum mehr retten konnte. Eines der Bilder, dass ein paar Blutspritzer von Korben abbekommen hatte, ich frage mich heute noch wie das überhaupt passieren konnte, wurde sogar für eine Million verkauft.
Kranke Menschen gibt es auf dieser Welt!
Aber so konnten wir uns eines der Apartments unter Abraham und Lilly kaufen. Es ist bei weitem nicht so schick und groß wie ihres und hat auch keinen direkten Eingang durch den Fahrstuhl, aber es hat für uns beide die perfekte Größe mit optimalem Blick auf die Schönheit der Stadt.

Verträumt male ich weitere wilde Strahlen auf mein Bild, als es plötzlich wild an der Tür klingelt.
Verwundert lege ich meine Sachen zur Seite und öffne so eilig ich kann. Eine schwer schnaufende Lilly erscheint in meinem Blickfeld.

"Luzi, meine Fruchtblase ist geplatzt", wimmert sie und kann sich vor Schmerzen kaum auf den Beinen halten.

Fuck!
Wieso muss das dumme Ding ausgerechnet heute raus wollen?
Der errechnete Termin wäre doch frühestens erst nächste Woche gewesen. Abraham, Markus, Liam und auch Korben sind auf einer wichtigen Konferenz in einer zweistündigen entfernten Stadt. Es wird Stunden dauern bis wir sie überhaupt erreichen können und sie hier sein können.

"Soll ich Abraham anrufen?" frage ich panisch und versuche sie etwas zu stützen.

"Nein...du musst mich sofort ins Krankenhaus fahren."

Sie atmet dabei abgehakt aus und ich erstarre.

"Ich...ich habe meinen Führerschein doch erst seit zwei Wochen. Ich kann dich doch nicht..."

Erneut schreit sie auf.

"Scheiße Luzi, hör auf zu diskutieren und fahr mich sofort dorthin. Ansonsten presse ich das Baby noch hier vor deiner Tür heraus."

Angewiedert von dieser Vorstellung stellen sich mir meine Nackenhaare auf. Dann versuche ich schnell meine Nervosität wegzuschlucken und schnappe mir den Autoschlüssel und meinen Geldbeutel. Wie eine gestörte rase ich in die Tiefgarage und fahre so zügig ich kann mit Korben's Wagen so nah wie möglich vor den Eingang. Hastig stelle ich den Beifahrersitz in eine liegende Position und hieve Lilly mit etwas Mithilfe darauf.

"Mir ist schlecht", äußert sie plötzlich, worauf ich hektisch nach einer Tüte krame und sie ihr in die Hände drücke.

Wenn sie in Korben's Auto kotzen sollte, bin ich tot.
Dann versuche ich mit so viel Ruhe wie es mir überhaupt noch möglich ist den Motor wieder zu starten und mich in den Verkehr einzugliedern. Dabei lege ich mein Handy auf das Armaturenbrett und wähle Korben's Nummer.

"Hey, was gibt's?" meldet er sich sofort durch den Lautsprecher.

"Korben das Baby kommt!" sage ich viel hysterischer als ich es beabsichtigt hatte und spüre, dass ich ein wenig zittere.