2. Sternenreise

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Mittlerweile ist es dunkel und ich stapfe immer noch durch den Wald. Ich dachte, es geht am schnellsten, wenn ich laufe. Ich habe ganz vergessen, wie weit es ist, bis nach Hogwarts.

Ich spiele mit dem Gedanken, wieder umzukehren und mir eine Mitfahrgelegenheit zu suchen.

Doch plötzlich sehe ich ein Licht. Tief im Wald. Es weckt mein Interesse und ich gehe weiter darauf zu, um zu schauen, was das dort ist.

Nach einer kurzen Zeit stehe ich vor einer Holzbrücke, die zu einer Hütte führt. Eine kleine, aber feine Hütte aus Stein. Ein Dach aus Stroh und Holzbalken, die wirken als würde die Hütte nur ihretwegen noch stehen. Ein großer Schornstein auf dem Dach, aus dem Rauch aussteigt. Durch die kleinen Fenster strahlt gelbes warmes Licht, das einen nur so einlädt. Neben der großen schweren Holztür steht eine Bank, auf der ein Korb steht, mit Äpfeln. Ich fühle mich wie in diesem Märchen Schneewittchen. Links neben der Tür ist ein Spaltklotz zum Hacken von Feuerholz, welches aufgereiht unter dem Fenster ist. Die Axt lehnt gegen den Stapel und glänzt im Mondlicht.

Ringsherum tanzen lauter Glühwürmchen und sehen aus als wären sie Sterne am Boden. Es war still, man kann nur eine Eule weit weg hören.

Ich stapfe zur Holztür, nehme den Korb voller Äpfel und klopfe. An der Tür hängt ein Schild, auf dem der Name Pfiffling steht.

Ein Brummen ertönt und einen Moment später öffnet sich langsam die Tür und knarzt.

Ein alter Mann steht im Türrahmen und sieht sehr verwirrt aus. Im Hintergrund steht eine kleine ältere Frau, die vorsichtig zu uns schaut.

Ich beginne zu reden:

„Guten Abend Sir. Ihre Äpfel standen noch hier, vor der Tür."

Ich übergebe ihm den Korb, während er verwirrt die Augen zusammenkneift. Er war deutlich total desorientiert, was ich sogar verstehen kann. Wahrscheinlich steht nicht jeden Abend ein junges Mädchen vor der Tür und gibt die Äpfel, von der draußen herein.

„Vielen Dank, die junge Dame, was machen sie den noch so spät draußen?", fragt er und seine Frau tretet einige Schritte näher.

„Willst du hereinkommen? Es ist doch bestimmt kalt draußen. Dann kannst du uns in Ruhe erzählen, was du brauchst" erklingt ihre helle Stimme in meinen Ohren. Als ich bemerke, wie kalt es wirklich ist, umfasse ich meine Arme und verschränke diese.

Ich nicke. Sie greift vorsichtig nach meinem Arm und zieht mich herein. Sie hackt sich bei mir ein und führt mich zu einem flauschigen Sessel, indem ich mich fallen lasse. Die beiden setzen sich gegenüber von mir auf ein kleines Sofa und mustern mich. Die Frau durchbricht die Stille und beginnt:

„Also Liebes, erzähl, was machst du noch draußen?"

Ich überlege kurz und antworte mit:

„Ich bin auf dem Weg nach Hogwarts und habe keine Mittel, außer meine Füße, um hinzukommen. Ich kam her, um zu fragen, ob es hier in der Nähe eine Möglichkeit gibt, um schnellstmöglich nach Hogwarts zu kommen?"

Beide konnten sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

„Da hast du es ja noch ganz schön weit." grunzt der Mann. Ich lache und fühle mich irgendwie ziemlich wohl bei ihnen.

Die Frau runzelt ihre Stirn und sagt „Morgen fährt hier, in der Nähe am Bahnhof ein Zug nach Hogwarts. Den kannst du nehmen."

Ich bin mir ziemlich unsicher, aber antworte „Ich muss ziemlich früh morgens schon da sein. Gibt es hier in der Nähe noch eine andere Möglichkeit, außer dem Zug?"

Die Frau schüttelt den Kopf, jedoch wirkt der Mann als hätte er einen Geistesblitz gehabt.

„Doch! In meiner Hütte neben dem Haus steht ein alter Besen. Wenn du den hochbekommst, kannst du damit fliegen!"

Ich antworte begeistert:

„Das wäre perfekt, wenn es ihnen nichts aus macht, borg ich mir den. Ich bring ihnen den auch wieder!"

„Das ist nicht nötig, schau mich an, ich bin viel zu alt zum Fliegen." Sagt der Mann darauf und die Frau musste lachen.

Die Frau greift nach meiner Hand und schaut mir tief in die Augen, fast schon so tief, dass sie mir in die Seele blicken kann.

„Wie heißt du den Liebes? Und möchtest du etwas trinken?"

Ich schüttele den Kopf und achte auf ihre schönen grauen Haare, die mit einer Klammer nach hinten zusammengebunden sind.

„Mein Name ist y/n Couronne."

„y/n Couronne. Couronne ist ein schöner Name woher stammt der Name?"

Der Mann lächelt mich an und betont meinen Namen sehr.

Ich zucke mit den Schultern.

„Aus dem französischen vermute ich mal." Ich lache.

Der Mann greift nach dem Knie seiner Frau, lächelt und sagt:

„Gut, da die junge Dame sich beeilen muss, sollten wir mal herausgehen und den Besen holen."

Die Frau gibt ihm einen Kuss auf die Wange und er steht auf. Auch ich erhebe mich und direkt sehne ich mich wieder nach dem bequemen Sessel. Jedoch laufe ich dem Mann hinterher. Aus der Haustür raus und dann nach rechts. Wir laufen an den gestapelten Scheiteln Holz vorbei und gehen dann zur anderen Seite des Hauses. Hinter dem Haus ist eine kleine Hütte aus Holz. Wirklich winzig. Er schließt die Tür auf, greift rein und gibt mir einen etwas älteren Besen raus.

Er grinst bei dem Anblick.

„Damals war ich auch an der Hogwartsschule. Ich war ein Ravenclaw. Ich war ein schrecklicher Schüler auf dem Besen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr genutzt."

Antworten konnte ich ihm nicht, denn ich bin abgelenkt und betrachte den Besen ganz genau. Schlecht sieht er nicht aus. Ein wenig staubig, aber sonst alles gut.

Er stupst mich leicht an: „Und? Denkst du, du bringst ihn wieder zum Fliegen?"

Ich nicke energisch und freue mich auf den Flug.

Er sieht so aus als würde er sich sehr darüber freuen, dass der Besen wieder genutzt wird. Wir laufen wieder zur Vorderseite des Hauses und die Frau kommt aus der Tür mit einem Beutel. Sie hält ihn mir hin.

„Etwas Proviant für deinen Flug durch die Sterne"

„Vielen Dank" ich konnte es kaum glauben, wie nett diese Personen doch waren. In dem Beutel ist eine gestrickte Jacke, die ich mir überziehe.

Ich verabschiede mich noch von ihnen und steige auf den Besen.

Meine Hände umschließen den Griff und ich stoße mich mit aller Kraft vom Boden ab. Nun schwebe ich leicht über dem Boden.

Ich winke noch einmal und fliege los. Meinen eigenen Rucksack auf den Rücken und von Frau Pfiffling den Beutel auf der Schulter. Ich fliege hoch hinaus zu den Wolken, über die Bäume hinweg. Die Glühwürmchen sind nicht mehr zu erkennen, aber die Sterne immer mehr.

Ich schaue in den schönen Nachthimmel und staune.

Man kann die Sterne genau erkennen, auch wenn heute Nacht auch einige Wolken am Himmel sind. Die Wolken schauen wie weiße Zuckerwatte aus.

Ich fliege genau durch eine dieser Zuckerwattewolken und strecke meine Hand aus, um nach der Wolke zu greifen.

Ich fühle mich einfach leer.
Nicht auf eine angsteinflößende Art, sondern auf eine mächtige Art.
Ich fühle mich frei.

Nach einem ganzen Augenblick, den ich über den Wald fliege, erscheinen riesige Türme vor mir. Lichter im ganzen Schloss. Ein großer See um den Berg auf dem das Schloss steht. Der große ewige Wald hinter mir. Ich lande hinter einer großen Gruppe junger Kinder. Ich vermute mal neue Schüler, da sie wirklich klein sind. Eine alte Frau empfängt die kleinen Schüler und erklärt ihnen alles. Ich bleibe bei ihr stehen und warte, bis ich mich an sie wenden kann. Die Schüler stellen sich vor einer großen Tür auf und warten, zwischenzeitlich stellt sich die alte Frau mir vor.

„Professorin McGonagall ist mein Name!"

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