28. Thestral

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Ich stehe mit Mattheo im dichten Wald, umgeben von dunklen Bäumen und geheimnisvollen Schatten. Die Atmosphäre ist mysteriös und geheimnisvoll, aber ich fühle mich hier lebendig vor Aufregung. Unsere Herzen schlagen schnell, als wir die Thestrale in der Ferne hören, ihre majestätischen Flügelschläge durch die Luft schneiden.

Vorsichtig schleichen wir uns tiefer in den Wald hinein. Plötzlich tauchen sie vor uns auf - drei ehrfurchtgebietende Thestrale. Ihre schwarze Haut spannt sich direkt über die Knochen und lässt ihr gesamtes Skelett deutlich erkennen. Die ledrigen, riesigen Fledermausflügel verleihen ihnen eine beeindruckende Erscheinung. Anstelle eines typischen Pferdekopfes haben sie eher einen drachenähnlichen, echsenartigen Kopf. Diese Besonderheiten machen sie zu faszinierenden und wunderschön unheimlichen Wesen.

Ich stelle meine Tasche zu Boden und hole eine Tüte Fleisch heraus, welches ich in der Zeit aus der Küche geholt habe, in der Mattheo seine Tasche gepackt hat. Ich nehme ein Stück in die Hand, um einen der Thestrale zu füttern. Allesamt kommen sie auf uns zu, als sie den verlockenden Duft von Blut wittern. Ihre weißen, pupillenlosen Augen wirken leer und gespenstisch, doch ich spüre eine seltsame Verbundenheit zu ihnen.

"Sie sind so beeindruckend," flüstere ich leise zu Mattheo, der neben mir steht und die Thestrale mit ebenso betrachtet.

"Ja, das sind sie. Es ist erstaunlich, wie sehr sie missverstanden werden," antwortet er nachdenklich, während ich vorsichtig das Fleisch hinhalten und ein Thestral zurückhaltend aus meiner Hand frisst.

Trotz ihrer Schönheit und Nützlichkeit werden Thestrale in der magischen Gesellschaft oft mit dem Tod in Verbindung gebracht und als schlechtes Omen angesehen. Während die Thestrale das Fleisch nacheinander aus meiner Hand nehmen, spüre ich eine seltsame Vertrautheit mit ihnen. Es ist fast so, als könnten wir uns auf einer tieferen Ebene verstehen, als ob sie meine Empfindungen und Gedanken wahrnehmen könnten. Doch ich bin mir bewusst, dass es vielleicht nur meine Einbildung ist, da sie im Grunde wilde und stolze Kreaturen sind.

Als das Fleisch leer ist, beende ich das Füttern und sehe den Thestralen zu, wie sie sich zurückziehen und ihre majestätischen Schwingen ausbreiten. Ich fühle eine tiefe Dankbarkeit, dass ich die Möglichkeit habe, diese faszinierenden Wesen zu sehen und ihre Anwesenheit im Verbotenen Wald zu erleben.

"Es ist jedes Mal eine besondere Erfahrung," flüstere ich.

Mattheo nickt ruhig und in Gedanken verloren.
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Meine Schritte knirschen auf dem trockenen Laub, während ich mit Mattheo immer tiefer in den Verbotenen Wald eindringe. Der Waldboden ist mit einem dichten Teppich aus trockenem Laub, feuchtem Moos und geheimnisvollen Pilzen bedeckt. Unzählige Pfade schlängeln sich zwischen den Bäumen hindurch, aber keiner gleicht dem anderen, und es ist leicht, sich in diesem Labyrinth aus verwirrenden Wegen zu verlieren. Die Luft ist erfüllt von dem Duft von feuchter Erde, verrottendem Holz und wilden Blumen, die zwischen den Baumstämmen emporwachsen.

Nach einer Weile des Durchstreifens des undurchdringlichen Verbotenen Waldes stoßen Mattheo und ich überraschend auf eine kleine Lichtung. Die grüne Wiese ist von einem dichten Blätterdach überwachsen, das das Sonnenlicht blockiert und die Umgebung in eine schattige Dunkelheit taucht. Ein diffuses, grünliches Licht dringt durch die Blätter und wirft geheimnisvolle Schatten auf den Boden.

Die Lichtung wirkt wie ein versteckter Ort, abgeschieden von der Außenwelt, und ein kühler Windhauch umweht uns, als wir uns darauf zubewegen. Die gespenstische Stille des Verbotenen Waldes wird hier von einem leisen Flüstern der Blätter überlagert, das sich fast wie ein fernes Murmeln anhört.

Obwohl die Lichtung von einem undurchdringlichen Blätterdach bedeckt wird, gibt es dennoch kleine Lücken, durch die vereinzelte Sonnenstrahlen auf den Boden gelangen. Hier und da tanzt ein funkelndes Lichtspiel auf den Grashalmen, was der Lichtung eine fast magische Atmosphäre verleiht.

Inmitten der Lichtung steht ein einzelner, hoher Baum, dessen Blätterwerk das Zentrum der Wiese bildet. Die Äste reichen weit in den Himmel und bilden ein komplexes Netz aus Schatten auf dem Boden. Unter dem Baum befindet sich eine uralte, moosbewachsene Steinbank, als ob sie seit Ewigkeiten dort steht und die Geheimnisse des Waldes bewahrt.

Trotz der Dunkelheit, die den Boden bedeckt, ist die Lichtung erstaunlich lebendig. Kleine Tiere huschen zwischen den Baumstämmen hindurch, und Vögel zwitschern leise in den Kronen über uns. Es ist, als ob dieser abgeschiedene Ort eine eigene, verborgene Welt beherbergt, die nur den Auserwählten offenbart wird.

Plötzlich erhebt sich vor uns ein schattenhafter Umriss, der sich majestätisch aus den Schatten schält. Es ist ein Hippogreif, halb Adler und halb Pferd. Seine riesigen Flügel spannen sich weit aus, und sein mächtiger Kopf mit scharfen Schnabel und stolzen Augen ruht auf einem muskulösen Pferdekörper. Ich halte den Atem an, während der Hippogreif uns misstrauisch beäugt.

"Sei ruhig und zeige Respekt," flüstert Mattheo mir zu und tritt vorsichtig einen Schritt zurück. "Sie sind wunderschöne Kreaturen, aber auch sehr stolz und territorial."

Ich nicke verstehend und senke meinen Blick demütig, während ich den Hippogreif aus den Augenwinkeln betrachte. Es ist faszinierend, wie gruselig und majestätisch zugleich er aussieht, mit seiner beeindruckenden Erscheinung und der Mischung aus Eleganz und Wildheit.

Langsam verlassen wir die geheimnisvolle Lichtung, unsere Schritte leise auf dem weichen, moosigen Waldboden. Überraschend dringt das leise Rauschen von fließendem Wasser an unsere Ohren, und wir entscheiden uns, dem Geräusch zu folgen. Schließlich stoßen wir auf einen breiten, wilden Fluss, der majestätisch unseren Weg versperrt. Der Fluss strömt mit beeindruckender Kraft, seine Wellen wirbeln und tanzen und reflektieren das sanfte Licht der Sonne, die durch das Blätterdach dringt. Ich kann spüren, wie das Wasser die Luft mit seiner erfrischenden Feuchtigkeit erfüllt und eine angenehme Kühle verbreitet.

"Wir müssen irgendwie überqueren", sagt Mattheo mit einem entschlossenen Ausdruck in den Augen.

Er zückt seinen Zauberstab und untersucht den Fluss und die Umgebung. Schließlich findet er einen nahegelegenen Baum mit starken Ästen, der perfekt als improvisierte Brücke dienen könnte.

Er konzentriert seine Magie und zaubert geschickt, so dass der Baum sich über den Fluss neigt und eine Verbindung schafft, die uns sicher über das reißende Wasser bringen könnte.

"Komm, lass uns vorsichtig sein und gemeinsam darübergehen", sagt Mattheo und streckt mir seine Hand entgegen.

Ich ergreife seine Hand fest und wir betreten die selbst geschaffene Brücke. Unsere Schritte sind behutsam und unser Herz schlägt aufgeregt, während wir uns über den wilden Fluss wagen, der unter uns rauscht.

Die Baumbrücke trägt uns sicher ans andere Ufer, und wir erreichen unbeschadet das nächste Kapitel unserer Reise durch den faszinierenden und geheimnisvollen Verbotenen Wald.

Als wir unseren Weg fortsetzen, tauchen plötzlich seltsame Schattenwesen auf, die sich in der Dunkelheit zu bewegen scheinen. Es sind Irrwichte, die ihre Gestalt je nach den tiefsten Ängsten ihrer Betrachter annehmen. Sie wirken geisterhaft und unheimlich, und ich spüre ein Schaudern über meinen Rücken laufen.

"Versuche nicht, sie anzusehen oder deine Angst zu zeigen," flüstert Mattheo mit ruhiger Stimme. "Sie ernähren sich von den Emotionen ihrer Opfer."

Ich beiße mir auf die Lippen und richte meinen Blick starr nach vorne, während wir vorsichtig an den Irrwichten vorbeigehen. Es ist schwierig, ihre eindringlichen Blicke zu ignorieren, aber ich konzentriere mich darauf, keine Angst zu zeigen, denn ich möchte nicht zu ihrer Beute werden.

Die Erleichterung überwindet meine Anspannung, als wir sicher an den Irrwichten vorbeigehen. Mattheo führt den Weg, seinen Zauberstab bereit, um mögliche Gefahren abzuwehren. Ich beobachte ihn, wie er mit ruhiger Entschlossenheit voranschreitet, und fühle mich in seiner Gegenwart sicher. Seine Tapferkeit und Entschlossenheit ermutigen mich, meine eigenen Ängste zu überwinden und weiterzugehen.

Die Zeit scheint im Verbotenen Wald eine andere Bedeutung zu haben, und wir verlieren uns in der Magie der unberührten Natur. Stunden vergehen wie Minuten, und wir sind uns der Welt außerhalb des Waldes völlig entrückt. Die Sonne beginnt langsam zu sinken, und das warme, goldene Licht durchdringt das dichte Blätterdach und malt faszinierende Schatten auf den Waldboden. Die sanfte Dämmerung füllt den Wald mit einem geheimnisvollen Zauber, der uns tiefer in seinen Bann zieht.

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