22. Freunde

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Die Tage vergehen wie im Flug und schon bin ich an dieser Schule seit einem ganzen Monat.
Die Schulstunden verlaufen super.
Snape bevorzugt mich und verabscheut die Gryffindors mehr und mehr.
Pansy ist mir ganz schön ans Herz gewachsen, genauso wie die anderen aus der Gruppe. Mattheo ist ein sehr enger Freund geworden und wir beide trauen uns einiges an.
Cedric und ich haben beschlossen Freunde zu bleiben, weil wir uns beide nicht ganz wie wir selbst fühlen beieinander. Er gab mir das Gefühl eine so viel bessere Version von mir selbst zu sein, sodass ich mich unwürdig für ein so liebenswerten Jungen bin. Heute wollen wir uns treffen mit ein paar weiteren Freunden und ein wenig Alkohol trinken.
Dafür mache ich mich gerade fertig.
Pansy ist bei mir und schminkt sich noch.

Ich trage ein cremefarbenes Kleid. Es ist langärmlig, bedeckt meine Haut nur bis zur Hälfte meines Rückens und fällt ab der Hüfte, bis knapp unter meinen Hintern, weit herunter. Meine Haare binde ich zu einem Pferdeschwanz. Ohrringe trage ich mittlere, goldene Reifen. In weiße Air Force stecken meine Füße, verziert mit einer kleinen Fußkette.

„Bist du bald mal so weit, Pans?", frage ich ungeduldig, das Mädchen hinter mir, da wir schon 15 Minuten zu spät sind.
„Ja, ja, gleich. Warte eine kleine Verbesserung noch"
Bevor sie diese machen kann, schnappe ich ihr Handgelenk und ziehe sie aus meinem Zimmer.
„Eyy, ich war nicht fertig!" schmollt sie.
„Du siehst gut aus, okay. Weißt du eigentlich, dass wir zu spät sind?" frage ich genervt.
„Du. Ich bin nur dein kleines Mitbringsel" stellt Pansy klar und stahlt über beide Backen.
Zusammen laufen wir den Astronomieturm hoch, wo auch schon die anderen warten.

„Ich dachte schon, ihr lasst mich mit denen allein" schnauft ein erleichterter Theodore.
Cedric steht auf und umarmt mich. Für die meisten wäre diese Situation zwischen uns vielleicht seltsam, aber ich fühle mich keineswegs komisch in seiner Nähe. Im Gegenteil, er ist ein klasse Freund.

Seine Freundin, die er mitgebracht hat, steht auch auf und umarmt mich.
„Hey, ich bin Katalina. Wir haben uns schonmal auf dem Quidditchturm gesehen" stellt sie sich mir vor.
„Ja, stimmt, ich erinnere mich. Ich bin y/n"

Katalina ist ein kleines, zierliches Mädchen, hat rotbraune Haare, grünbraune große Augen und eine kleine Stupsnase. Ich finde, sie sieht aus, wie ein weiblicher Cheburashka (чебурашка) und das nicht auf eine böse Art gemeint, sondern weil ich sie süß finde.

Wir setzen uns in einen Kreis hin, öffnen eine Flasche Éclat Dry Gin und reichen den die Runde nach herum.
„Woher habt ihr den denn?", fragt Theodore skeptisch, bevor er an der Flaschenöffnung riecht und einen Schluck nimmt.
„Ich habe den bei Mattheo aus dem Schrank geklaut" erkläre ich, als wäre es das normalste der Welt.
„Und ihn dann nicht einmal eingeladen?" hakt Pansy enttäuscht nach.
„Du weißt wie gerne er Cedric hat" weise ich sie erneut drauf hin.

„Lasst und Flaschen drehen spielen" schlägt Pansy dann vor.

Schon seit ein paar Tagen weicht sie mir aus und versucht meinen Fragen oder unseren generellen Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Ich weiß nicht, was ich getan habe, aber ich finde es irgendwie schade.

Pansy legt die Flasche in die Mitte und dreht.
„Cedric, wie fühlst du dich, nachdem das jetzt mit y/n beendet ist"
„Pansy!" ermahne ich sie.
Cedric legt mir eine Hand auf Knie und schaut mir liebevoll in die Augen.
„Ich fühle mich hervorragend. Natürlich finde ich es schade, dass ich mit so einem unfassbaren Mädchen nicht zusammenkommen werde, aber ich bin froh über unsere Freundschaft" klärt Cedric Pansy auf und dreht.

„Theodore. Wen aus der Schule findest du toll und würdest gerne mehr über sie erfahren?"
Cedric wählt seine Worte mit bedacht und versucht Theodore nicht irgendwie zu nahezutreten.
„Katalina würde ich gerne besser kennenlernen. Sie ist wirklich bezaubernd"
Katalina wird etwas rot und kichert leicht. Cedric stoßt sie leicht an, um auf etwas hinzuweisen.
Die Blicke zwischen Katalina und Theodore habe ich schon bemerkt, jedoch dachte ich nicht, dass es wirklich auf Gegenseitigkeit beruht. Theodore beäugt jedes Mädchen, auch wenn er nichts von ihr will.

„War es nicht sonst immer y/n?"
Pansy geht mir heute Abend wirklich auf die Nerven. Was ist los mit ihr.
„Y/n hatte mich mal interessiert, ja, aber die ist mit ihrem Kopf doch ganz woanders"
Theodore dreht, ohne ein weiteres Wort an Pansy zu richten.

„Pansy", ruft Theodore ein wenig rachsüchtig und grinst.
„In wen bist du verliebt?"
„Na ja... ich habe ein Auge auf Draco geworfen"
„Echt?" rufe ich aufgeregt und lege einen Arm um sie.
„Warum erzählst du mir das nicht?"
Jetzt nehme ich den zweiten Arm dazu und ziehe sie in eine Umarmung voller Freunde, wobei sie es nicht erwidert.

Wieder normal an meinen Platz sitzend, dreht Pansy die Flasche.
„Y/n, Theodore sagte, du bist mit Gedanken woanders. Also an wen denkst du die ganze Zeit und bist du in ihn verliebt?"
„Ich weiß nicht ganz, was Theodore meint und auch nicht, ob ich in ihn verliebt bin..."
„In wen?" hakt Katalina voller Freunde nach.
„Wir sind nur gute Freunde, denke ich"
„y/n, in wen?" fragt Cedric auch neugierig nach.
„Mattheo...", flüstere ich.

Die Runde ist geschockt.
Theodore und Katalina brechen die Stille.
„Irgendwie finde ich das süß", sagt er, woraufhin sie fröhlich antwortet:
„Es ist mega, ein Traumpärchen!"
Cedric und Pansy fassen sich auch wieder.
„Ich weiß nicht. Er ist ein ziemlicher Fuckboy" sagt Pansy angeekelt.
„Stimmt doch gar nicht. Er hat in letzter Zeit kaum eine" stellt Theodore klar.
„Ich glaub auch nicht, dass Mattheo ein guter Freund für dich wäre" wirft Cedric ein.

Ich bin mir unsicher. Auf wen sollte ich eher hören. Meine beste Freundin, die seit Tagen komisch zu mir ist und Cedric, der mal was von mir wollte oder auf Theodore, einen sehr guten Freund von Mattheo und Katalina, eine Außenstehende, die keine persönliche Meinung zu Mattheo hat.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich auf Pansy noch so vertrauen kann.
Warum unterstützen mich meine Freunde nicht, sondern machen meine Gefühle zu Mattheo noch schlecht?

Mit Schwung stehe ich auf, nehme den Gin und stapfe die Wendeltreppe, vom Astronomieturm hinunter. Auf einigen der Stufen mache ich kurz Halt, nehme einen Schluck aus der Flasche und laufe weiter.
„Y/n warte!", ruft eine weibliche Person über mir die Treppe runter. Katalina stürmt die Treppe mit hinterher.
„Katalina, ..."
„Nenn mich Kata" unterbricht sie mich.
„Kata, du kannst ruhig hoch zu Cedric und Theodore wieder, ich komme auch allein klar" setze ich ruhig fort.
„Das verstehe ich, y/n, aber ich dachte, wir können allein weiter trinken"
„Und was wollen wir trinken?" erkundige ich mich und hebe, die mittlerweile leere Flasche an.
„Lass uns zu mir. Ich habe noch einiges da."

Eine kleine, liebevolle Hufflepuff hat Alkohol versteckt.
Das klingt interessant, weswegen ich mich darauf einlasse und mit ihr zum Hufflepuffgemeinschaftsraum, welcher sich ebenso im Kerker wie der Slytherin befindet, gehe. Der Eingang befindet sich direkt neben der Küche.
Kata läuft voran und entriegelt die Tür, indem sie in einer bestimmten Reihenfolge ein paar kleine Fässer vor der Tür antippt. Gleich hinter der runden Tür verbirgt sich ein ebenso runder Gemeinschaftsraum. Es schaut sehr gemütlich aus, mit einer niedrigen Decke und zirkularen Fenstern, auf denen viele Pflanzen stehen. Weitere Pflanzen hängen von der Decke herunter, einige davon tanzen sogar. Wahrscheinlich bringt die Hauslehrerin, Professorin Sprout, diese immer wieder mit.
Außerdem ist der Gemeinschaftsraum mit dick gepolsterten und gelb und schwarz bezogenen Sesseln und zahlreichen polierten Kupfergegenständen dekoriert. Runde Türen, die auch an Fässer erinnern, führen zu den Schlafsälen. Beleuchtet ist alles von Kupferlampen.

In ihrem Zimmer angekommen, kramt sie aus einer der vielen Schubladen, zwei ganze Flaschen Alkohol. Ein gut aussehender Bellini und einen besonderen ‚The London No. 1 Original Blue Gin'.
Sie dreht den Gin auf, nimmt einen Schluck, reicht ihn mir weiter und lässt sich auf ihr großes Boxspringbett fallen. Auch ich nehme einen Schluck. Er fällt sehr mild und recht süß nach Getreide und Süßholz aus. Des Weiteren zeigen sich frische Zitrustöne von Zitrone und Orange sowie eine sanfte Würznote von Zimt.
Dieser Gin hat 43 % und haut nach dem anderen Gin vorhin ganz schön rein.

Meine Gedanken schweifen immer wieder zurück. Zurück zu Mattheo und zurück zu den unterschiedlichen Meinungen meiner Freunde. Was soll ich nur tun?
Ich möchte die Freundschaft mit Mattheo echt nicht verlieren, aber mein Verlangen nach ihm, kann ich nicht einfach vergessen und verdrängen.

„Hatten du und Mattheo schonmal etwas am Laufen?"
Kata setzt sich wieder aufrecht hin und schaut hoch zu mir. Ich lasse mich neben ihr auf ihr Bett fallen und nicke leicht.

Infinite DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt