23. Kribbeln

144 6 0
                                    

Erschöpft vom letzten Abend, wache ich in einem weichen Bett auf. Kopfschmerzen zerren mich ins Kopfkissen. Im Raum liegt ein extremer Geruch nach Gras, Alkohol und Zigaretten in der Luft, zusätzlich auch ein mir nur allzu gut bekannten Duft. Meine noch geschlossenen müden Augen versuche ich zu öffnen, jedoch haben diese sehr zu kämpfen mit dem hellen Licht im Raum.
Bis sich meine Pupillen an das grelle Licht gewöhnt haben, stütze ich meinen Oberkörper hoch und setze mich aufrecht hin.
„Guten Morgen, Sonnenschein" ertönt eine angenehm ruhige Stimme im Raum.
Braunen Augen mustert mein schläfriges Gesicht von oben bis unten.
Das zugehörige breite Lächeln liegt auf mir und ein kaltes Kribbeln durchflutet meine Adern.

Kraftlos und ausgelaugt blinzle ich hoch zu dem munteren Lockenkopf. Sein erwähntes Grinsen ziert sein komplettes Gesicht.
„Was mache ich hier?", frage ich in mich hinein.
„Du... Betrunken... Vor meiner Tür. Erinnerst du dich?"
Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen, während ich beginne zu lachen.

____________Rückblende_____________
„Hatten du und Mattheo schonmal etwas am Laufen?"
Kata setzt sich wieder aufrecht hin und schaut hoch zu mir. Ich lasse mich neben ihr auf ihr Bett fallen und nicke leicht.
„Gibt es einen Grund, warum es nicht mehr ist?"
„Ich weiß nicht"
„Dein Ernst y/n? Dann frag ihn!" befehlt sie mir.
„Nein danke. Ich will unsere Freundschaft nicht kaputt machen"
„Nur wegen eurer Freundschaft?" intensiv beäugt sie mich, sodass ich nicht anders kann und alles aus mir heraussprudelt.
„Kata, ich wünschte wirklich ich könnte ihm sagen, wie ich mich fühle, doch es wird sich dann alles ändern"
„Was, wenn es sich positiv ändert"
„Ich glaube nicht"
„Du glaubst? Okay, finden wir es heraus!"

Sie schnappt meine Hand, führt mich aus dem Hufflepuffhaus und stellt sich mit mir vor den Eingang zum Slytherinhaus. Zusammen treten wir ein. Ich soll ihr zeigen, welches mein Zimmer ist, wo sie hereingeht und dann weiter zu Mattheos Zimmer gehen.
Mit der Flasche Alkohol in der Hand, stapfe ich zu Mattheo.
Großer Schluck und durch, überlege ich, während ich vor seiner Zimmertür auf und ab gehe.

Mattheo liegt oberkörperfrei im Bett, untenrum von der Bettdecke bedeckt. Die Tür schließe ich hinter mir und laufe schwankend und langsam auf ihn zu, während er mich nur verwundert anschaut.
„Bringst du mir Alkohol?", fragt er sarkastisch, da die Flasche offensichtlich leer ist.
„Ich habe Langeweile"
„Dann komm her, wir gucken zusammen einen Film"
Er rutscht im Bett ein Stück an die Seite und klopft auf den freigewordenen Platz. Schnell krabbel ich zu ihm unter die Bettdecke und muss an Katas Worte denken „finden wir's heraus".

Soll ich es wagen und ihn testen?

Der Alkohol im Blut macht mir Mut.
Mattheo sucht gerade einen Film im Fernsehen, als ich ihn anspreche.
„Mattheo?"
„Ja, mi dulce?", fragt er, wendet seinen Kopf mir zu und schaut mir tief in die Augen. Sofort durchfährt ein Kribbeln meinen Körper und ich bemerke wie ich schwach werde, während der Mut meinen Körper verlässt.
Bevor der Mut komplett verschwunden ist, lehne ich mich nach vorne und lege meine Lippen auf seine.
Während Mattheo meinen Kuss sehr intensiv erwidert, verspüre ich eine Lust wie schon lange nicht mehr. Heißhunger.
Das ist ein Gefühl, was man mit meiner Lust nach ihm vergleichen kann, nur dass ich diesem Verlangen nicht widerstehen kann.

Vorsichtig und ungewollt nehme ich meine Lippen wieder von ihm und warte auf eine Reaktion, doch stattdessen wendet er sich wieder zum Fernsehen und schaut weiter nach einem Film.
Was denkt er gerade und was hat er bei dem Kuss gefühlt?
Ich denke, ich werde keine Antwort bekommen.

Ich erhebe mich aus dem Bett und laufe Richtung Bad.
„Schläfst du hier?", erkundigt sich Mattheo, bevor ich die Tür zum Badezimmer schließe.
„Wenn du das möchtest", erwidere ich und schließe endgültig die Tür.

Gelangweilt sitze ich da, auf der Toilette und zähle die Fliesen auf dem Boden, in Mattheos Badezimmer, als ich Mattheos Stimme höre.
„Jetzt passt nicht. Was willst du hier?"
„Schön, aber jetzt nicht" nörgelt Mattheo lautstark weiter, während ich die andere Stimme nicht wirklich höre.
Es ist auf jeden Fall eine weibliche Stimme.

Schnell und fertig, stehe ich vom Klo auf und gehe zum Waschbecken. Abgespült habe ich absichtlich nicht, damit die beiden nicht wissen, dass ich fertig bin. Den Wasserstrahl lasse ich ganz schwach über meine Hand laufen, sodass ich das Gespräch weiter verfolgen kann.
„Nein! Ich will dich jetzt nicht hier haben" ruft Mattheo verärgert.
Noch immer leise trete ich aus dem Bad und laufe um die Ecke zur Zimmertüre.

Pansy steht im Türrahmen.
Sie trägt einen Schlafanzug. Ihren dunkelgrünen, mit Spitze verzierten.
„Pansy?", verwirrt schaue ich sie an.
„Y/n, dich habe ich gesucht" ,erwidert sie.
„Bei Mattheo?", frage ich skeptisch nach.
„Ja, nachdem was du vorhin erzählt hast..."
„...gut jetzt, wo ich dich gefunden habe, kann ich ja schlafen gehen", sagt Pansy und verschwindet ohne ein weiteres Wort.

„Y/n..." spricht Mattheo, doch ich unterbreche ihn.
„Ich habe vergessen abzuspülen", lüge ich und gehe ins Bad zurück.
Als ich in den Spiegel schaue und meinen verwirrt und doch so klaren Blick sehe, kommen mir die Tränen in die Augen. Warum steht Pansy mitten in der Nacht vor Mattheos Tür?
Aber besser noch, wenn sie mich gesucht hätte, wäre sie zuerst zu meinem Zimmer gegangen und dort wäre sie auf Katalina angetroffen. Kata hätte ihr dann alles erzählt und eine wahre Freundin hätte dann Mattheo und mich nicht gestört, oder?
Reime ich mir da jetzt wirres Zeug zusammen? Interpretiere ich zu viel?
Oder trägt sie ihren Spitzenschlafanzug für Mattheo?

Tränen weggewischten und abgespült, komme ich aus dem Bad und lege mich wieder zu Mattheo ins Bett. Mattheo hat natürlich einen Horrorfilm herausgesucht. Im hohen Gras. Ein seltsamer Film, aber dennoch werde ich nie wieder an hoch zugewachsenen Feldern, ohne einen Gedanken an den Film zu wenden, vorbeigehen können. Ich werde wahrscheinlich mir ab sofort immer irgendwas dann einbilden.

Stetig bin ich am Zusammenzucken, obwohl es keine wirklichen Schockszenen sind. Ich habe nur Angst das jetzt eine kommt. Mattheo legt einen Arm um mich, sodass ich auf seiner Brust liege, um mich zu beruhigen.
„Hat mi pequeño Angst?" hakt er provozieren nach.
„Nein", antworte ich stur.
Nach einer Weile schlafe ich ein. Der letzte Punkt, den ich mitbekomme, ist, wie die Leute im Film einen Fluchtplan haben. Das warme Gefühl der Bettdecke und das wohlige Gefühl durch ihn, ummanteln mich und machen mich unbeschreiblich glücklich.

______________________________________

„Du hast mich geküsst" hilft Mattheo mir weiter auf die Sprünge.
„Ja, ja, ich weiß" gehe ich ihm aus dem Weg.
„Und du hast nichts dazu gesagt...", murmle ich vor mich hin.
„Weil du betrunken warst, y/n"
„Ja ok, ich will frühstücken"
Eigentlich würde ich lieber im Erdboden versinken als frühstücken, doch wie soll ich anders aus dem Gespräch herauskommen.
„Dann auf, steh auf und zieh dich an!"

Nach einem trägen und anstrengenden Weg zu meinem Schlafraum, ziehe ich mich schnell um.
Schwarzer Rock, dunkelgrünes Oberteil und meine Slytherin Robe werfe ich mir über, während Mattheo an der Wand neben der Tür lehnt und mich genauestens betrachtet. Ein wenig Goldschmuck und schwarze Schuhe ziehe ich mir noch an und besprühe mich schließlich noch mit Parfüm.
„Jetzt komm, ich habe auch Hunger", jammert er, greift nach meiner Hand und verlässt mein Zimmer mit mir.
Während wir die Flure zur großen Halle ablaufen, hält er meine Hand noch immer fest in seiner. Viele Schüler schauen uns misstrauisch an, andere verwirrt und wieder andere schauen etwas eifersüchtig, doch ich schaue ihn nur an.
Angetan und doch verwirrt.
Auch in der großen Halle hält er meine Hand noch bis zum Tisch. Dort lässt er dann los, zieht mir den Stuhl zurück und setzt sich neben mich.
„Ähm.. Danke" bringe ich noch verwirrter vor.
Warum benimmt er sich den jetzt so?
Also ich finde es ja nicht unbedingt schlimm, aber das bin ich definitiv von ihm nicht gewohnt.
Pansy kommt in die Halle und lässt sich auf einen Stuhl am anderen Ende des Tisches nieder. Nicht einen Blick wendet sie mir zu. Sie ignoriert mich.
Theodore, Draco und Blaise setzen sich zu uns, während sie nicht einmal bemerken, dass Pansy sich von uns weggesetzt hat. Mein Blick liegt das ganze Frühstück auf ihr, da ich so vertieft bin zu überlegen, aus welchen Grund sie uns meidet. Bevor wir zu unserem Unterricht gehen, kommt Theodore auf mich zu.
„Hey, ähm.. ich wollte mit dir gerne mal über Katalina reden."

Infinite DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt