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Ich weiß nicht, wie lange Aslan mich in dem kalten, feuchten Keller, der so nach Tod stinkt, gefesselt gehalten hat, aber es war lange genug dort unten, um krank zu werden

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Ich weiß nicht, wie lange Aslan mich in dem kalten, feuchten Keller, der so nach Tod stinkt, gefesselt gehalten hat, aber es war lange genug dort unten, um krank zu werden. Ich bin erkältet, zumindest fühlt es sich danach an, denn meine Nase läuft, meine Stimme ist fast weg und ich habe starke Halsschmerzen.

Wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob die Halsschmerzen von der Erkältung kommen oder ob es daran liegt, weil er mich gewürgt hat. Er hat so feste zugedrückt, dass ich kaum noch Luft bekommen hatte und ich spüre seinen groben Griff noch immer an meinem Hals.

Ich war so lange in diesem dunklen Keller ohne Fenster, welches nur mit einer flackernden Glühbirne beleuchtet wurde, dass ich sogar mein Zeitgefühl verloren habe und nicht weiß, wann ich wieder in ein Zimmer in seinem Haus gebracht wurde.

Es hat sich im Keller angefühlt, wie die Ewigkeit. Und ich erinnere mich nur wage daran, dass es draußen noch sehr hell war, als Ihsan mich wortlos in das Zimmer gebracht hat. Mittlerweile ist es draußen etwas dunkler.

Ich weiß auch gar nicht wie lange ich unter der Dusche stand, aber es muss lange genug gewesen sein, da die Sonne gerade untergeht und das Zimmer langsam aber sicher in die Dunkelheit taucht.

Dieses Mal bin ich in einem anderen Zimmer. Es ist etwas kleiner, aber sieht genau so aus wie das andere. Hier steht nur ein Riesen Spiegel an der Wand, den es im anderen Schlafzimmer nicht gab.

Angezogen in einem weißen Kleid, welches den anderen Kleidern, die ich die letzten Tage immer an hatte sehr ähnelt, sitze ich auf dem Boden vor dem Spiegel und sehe mich an.

Ich sehe mich an. Ich sehe mir selber aus leeren Augen entgegen und erkenne nichts in ihnen wieder. Weder Gefühle, noch Emotionen. Ich sehe mich einfach nur an und erkenne ein totes Mädchen vor mir.

Ich spüre einfach nur, wie mein Herz in meinem Brustkorb schlägt. Es schlägt langsam und im regelmäßigen Takt. Und das war es auch. Ich spüre nichts weiter in mir. Keine Gefühlsregung.

Ich fühle mich wortwörtlich leer.

Meine Augen, die sonst immer in einem schönen Blau gestrahlt haben, wirken nun so trist und grau, wie an einem kalten, regnerischen Tag, umgeben von grauen Wolken und dichtem Nebel.

Meine Haut wirkt noch blasser. So blass, das man denken könnte, ich wäre eine Leiche. Ich bin ein heller Typ, aber so habe ich mich im Spiegel noch nie gesehen. Als würde das Blut in den Blutgefäßen meiner Haut langsam abnehmen.

Ich fühle mich schwach. Sehr schwach sogar. Und es fällt mir schwer aufrecht auf dem Boden zu sitzen, während ich langsam meine Haltung verliere und mit gesenkten Schultern in den Spiegel sehe.

Ich versuche meine Gedanken etwas zu ordnen, denn sie sind nichts weiter als ein chaotisches Durcheinander. Denn immer wieder kreisen meine Gedanken zu Batu, Faruk und zu Aslan.

Wie in einem Teufelskreis, der nie zu enden scheint.

Seit dem Tag, als ich Aslan alles gestanden habe und er wortlos davon gestürmt ist, kann ich nichts anderes tun, als mir den Tod von meinem kleinen Bruder vorzustellen.

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