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Ich fühle mich leer

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Ich fühle mich leer. So unendlich leer.

Es fühlt sich so an, als hätte man mir alles weggenommen. Jegliche Gefühle wurden in mir erloschen und ich fühle mich einfach nur gefühllos. Kalt und leer. Als würden meine Organe nicht mehr arbeiten. Als würde nichts mehr in mir leben. Seelenlos.

Ich spüre einfach nichts mehr.

Weder den Schmerz des Verlustes von meinem Dede, noch die Trauer. Nichts. Ich will mir die Seele aus dem Leib schreien -ein Hilfeschrei, weil ich die Erlösung endlich brauche, will einfach nur weinen, weil sich immer mehr Tränen aufstauen, aber nichts der gleichen passiert.

Ich bin wie gelähmt.

Ich spüre nichts, nichts außer den Körper von Batu, der sich an mich drückt und mit jeder verlorene Träne verrückt vibriert. Er weint, schluchzt sich die Seele aus dem Leib und krallt seine kleinen Finger in meinen Körper.

Er sucht bei mir nach Halt.

Aber ich fühle mich so unendlich schwach, dass ich nicht einmal meine Arme um seinen kleinen, zitternden Körper legen kann. Ich spüre meine Skelettmuskeln nicht mehr. Nichts.

Nicht einmal meinen Herzschlag nehme ich noch wahr und bekomme es nicht mehr zu spüren. Meine Sinne arbeiten nicht mehr und mein ganzer Körper fühlt sich so an, als wäre es betäubt.

Ob meine Seele noch in meinem Körper lebt?
Denn ich fühle mich tot, wie eine Leiche.

»Ich vermisse Dede.« Ich auch Batu, ich auch. Unser Dede hat so einen schrecklichen Tod nicht verdient und sein lebloser Körper will mir seitdem nicht mehr vor Augen verschwinden. Ich sehe nur noch ihn. Tot.

Und du hast es nicht verdient, mitansehen zu müssen, wie er vor deinen Augen gestorben ist, Batu. Wenn ich mich schon so verloren fühle, wie muss es dir dann ergehen?

»Wieso hat der Mann das Dede angetan? Mag er ihn nicht?« Seine Tränen haben mittlerweile schon mein Shirt durchnässt und es klebt an mir wie eine zweite Haut. Es fühlt sich schrecklich an seine Tränen zu spüren.

Es tut mir verdammt weh.

Wieso Faruk ihn umgebracht hat? Wie zur Hölle soll ich sowas einem achtjährigen Jungen erklären? Wie soll ich sagen, dass der ältere Bruder, der ein Vorbild sein sollte, einfach nur egoistisch ist und nicht auf die Gefühle, die Sicherheit der anderen denkt?

Ich kann ihm nicht antworten.

Noch nie fiel es mir so verdammt schwer auf eine Frage zu antworten. Noch nie schien die Antwort einer Frage so unmöglich für mich. Ich kann nicht antworten, denn ich habe keine Antwort für ihn.

»Ich will wieder nach Hause, Beyla.« Sein lautes Schluchzen dröhnt in meine Ohren und hallt in meinem Kopf wieder. Und nach zwei Tagen dieser Leere in mir fühle ich wieder etwas. Ein brennen.

Carnivora Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt