Carnivora - Erwecke nicht den Löwen in ihm
Um ihre beiden Geschwister vor einem grausamen Schicksal zu bewahren, bleibt Beyla keine Wahl: Sie muss den Bruder des gefürchtetsten Mannes der Türkei töten. Doch was wie ein klarer Plan beginnt, entpuppt...
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Nachdem der Besitzer der Penthouse Wohnung, die ich jeden Sonntag putze, mir mein Geld in die Hand gedrückt hat, bin ich um mein Leben zur Bushaltestelle gelaufen, um nicht den Bus zu verpassen.
Und ich bin sowas von froh, dass ich ihn noch gekriegt habe und nicht wie gestern einen Anfall erleiden musste. Ich habe zwar Seitenstiche und bin außer Puste, aber das ist noch lange nichts.
Es gab Tage, vor allem als ich jünger war, wo ich vor Atemlosigkeit umgekippt bin und das auch nur, weil ich so ein unruhiges Kind war und immer hin und her gesprungen bin. Ich wollte ständig mit Eylül und ihrem älteren Bruder im Park spielen und schon als kleines Mädchen bin ich vor Aykut abgehauen.
Er war schon mit fünf ziemlich anhänglich.
Gerade steige ich in den Bus ein und halte meine Fahrkarte an das Gerät, damit das Geld für diese Busfahrt abgezogen wird, aber das Gerät leuchtet rot auf.
Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und halte meine Fahrkarte ein weiteres Mal an das Gerät. Wahrscheinlich habe ich die Karte zu schnell weggezogen. Aber auch jetzt leuchtet das Gerät rot auf und weigert sich das Geld abzuziehen.
»Das kann nicht sein«, nuschele ich und halte die Karte ein drittes Mal an das Gerät. »Sie haben kein Geld mehr auf der Karte. Sehen Sie es denn nicht?«
Das kann ehrlich nicht sein. Das ist unmöglich! Irgendwas muss mit dem Gerät nicht stimmen, denn ich habe erst letzte Woche die Karte aufgeladen und bin kaum irgendwohin gefa-
Bahir!
Ich glaub es einfach nicht! Dieser Mistkerl! Er hat die ganzen fünfzig Lira auf der Karte für seine Fahrten ausgegeben und das innerhalb von einer Woche!
Dieser Junge ist unmöglich und bringt mich weiterhin an meine Grenzen! Wut staut sich in mir auf, weil er in seinem Alter so verdammt Verantwortungslos ist! Ich glaub's nicht!
Wenn er schon angeblich kein Geld hat, um die Karte aufzuladen, dann hätte er mir wenigstens Bescheid geben können. Meine letzten paar Liras auf der Karte habe ich heute Morgen verbraucht und es nicht einmal gemerkt.
Ihm werde ich es noch zeigen!
»Ich zahle schon für dich mit, Kind. Los geh durch.« Ich drehe mich zu dem älteren Mann um. »Vielen Dank!«, bedanke ich mich sofort bei ihm und er macht wegwerfende Handbewegungen, nachdem er mich sanft angelächelt hat.
Er hält seine Karte zwei Mal an das Gerät, damit einmal für ihn und für meine Fahrt das Geld abgezogen wird.
Nachdem ich mich ein weiteres Mal bei ihm bedankt habe, laufe ich bis zur Mitte durch und halte mich an einer freien Stange fest. Dabei geht mir einfach Bahir und seine dumme Aktion nicht aus dem Kopf.
Schon wieder hat er mich einfach so stehen gelassen! Und ich komme einfach nicht darauf klar, wie unzuverlässig ein Mann in seinem Alter nur sein kann.