Es war bereits Nachmittag des nächsten Tages, als sie mit ihrer Tante und Mariano durch die Straßen des Dorfes lief und sich alles zeigen ließ. Ihr schwirrte der Kopf von so vielen Eindrücken, von so vielen Menschen, die sie bisher kennen gelernt hatte. Auch Rosas Erklärungen trugen nicht unbedingt dazu bei, dass es besser wurde. Sie erzählte ihr von der Magie und von den verschiedenen Familien.
Als sie sich allmählich zurück zum Marktplatz und damit auch nach Hause machten, war Sofia froh, dass sie sich endlich etwas Ruhe gönnen konnte. Die Strapazen der langen Reise nagten immer noch an ihr. Vom Muskelkater ganz zu schweigen.
Leider jedoch hatte sie sich ein wenig zu früh gefreut, denn ihre Tante steuerte auf eine ältere Frau zu, die sich eben mit einer Gruppe junger Männer unterhielt.
"Señora Madrigal!" Die Angesprochene drehte sich um und begrüßte Rosa mit einem Lächeln.
"Señora, darf ich Ihnen meine Nichte Sofia vorstellen? Sie kam den weiten Weg über unser Gebirge zu uns, um wieder hier bei uns zu leben!"
Señora Madrigal nickte und reichte Sofia die Hand. "Es freut mich sehr, ich kann mich noch gut an dich erinnern. Und an deine Familie. Es ist schön, dass du heil zu uns zurück gefunden hast. Nenn mich ruhig Abuela, schließlich sind unserer beider Familien in naher Zukunft eng verbunden.", sagte sie und tätschelte ihre Hand.
Verwirrt sah Sofia zwischen Abuela und ihrer Tante hin und her.
"Mariano hat vor ihrer Enkelin Isabela demnächst einen Antrag zu machen.", ließ ihre Tía sie wissen.
"Ich würde mich natürlich sehr freuen, dich dann auch dabei zu haben.", fuhr Abuela fort. "Ebenso heute Abend. Es findet für meinen kleinen Enkel Antonio eine große Zeremonie statt, die sehr bedeutend für das Encanto sein wird."
Die ältere Frau ließ nun endlich ihre Hand los und hakte sich stattdessen bei ihrer Tante unter. Sofia konnte nur noch mit ansehen, wie die beiden Frauen sich von ihr entfernten, völlig ins Gespräch vertieft.
Zusammen mit Mariano ging sie in ihr neues Zuhause.
Dort angekommen, bedankte sie sich bei ihrem Cousin für die freundliche Führung und verzog sich sogleich in das Zimmer, welches sie von ihrer Tante netterweise zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Es besaß ein kleines Bett, welches auf der rechten Seite stand, sowie eine Kommode und einen Stuhl auf der linken. Es war nicht viel, reichte aber allemal.
Erschöpft ließ sie sich auf das Bett fallen und noch eh sie es sich versah, war sie auch schon eingeschlafen.
....
Rosa weckte sie ein paar Stunden später, damit sie sich für die Feier im Haus der Madrigals fertig machen konnte.
Sie entschied sich für eine eher unauffällig Hochsteckfrisur und zog ein Kleid an, welches ihre Tía ihr am Morgen noch gekauft hatte. Auch wenn sie es erst dankbar ablehnen wollte, so musste sie schließlich doch zu stimmen. Denn in dem Kleid, mit welchen sie hier angekommen ist, konnte sie unmöglich weiter herum laufen. Mit den ganzen Rissen und Löchern, die sie sich unterwegs eingefangen hatte, hätte sie eher wie eine Herumtreiberin ausgesehen.
Zusammen machten sie sich auf den Weg. Insgeheim hoffte Sofia, nicht allzu lange bleiben zu müssen. Vielleicht konnte sie sich ja auch irgendwann unauffällig zurück ziehen. Sicher hätte ihre Tante Verständnis dafür.
Die Straßen waren voller Mensch, die allesamt in eine Richtung liefen. Das Haus der Madrigals war das vermutlich größte Gebäude des Dorfes. Mit der bunten Fassade und den vielen Blumen wirkte es geradezu einladend.
Erschrocken machte Sofia einen Satz zurück, als sich plötzlich die Fensterläden und Ziegel wie von Geisterhand bewegten. Marianos Lachen dröhnte in ihren Ohren und er erklärte ihr, dass das ganze Haus durch die Magie eine Art Eigenleben besaß.
Zaghaft folgte sie ihren Verwandten ins Haus und sah sich mit offenem Mund um.
Zeremonie läuft
Der Innenhof war mittlerweile wie leer gefegt. Alle hatten sich in das Zimmer des kleinen Jungen zum Feiern zurück gezogen. Nur Sofia nicht. Die ganzen Eindrücke machten ihr noch ein wenig zu schaffen, musste sie zugeben. Es war faszinierend und erschreckend zugleich. Unwillkürlich musste sie sich fragen, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht fort gegangen wäre.
Sofia drehte eine kleine Runde und sah sich um. Die Casita, wie das Haus hier genannt wurde, schien wirklich äußerst freundlich zu sein und versuchte sie anscheinend auch ein wenig aufzumuntern. Zumindest legte sie sich wirklich ins Zeug und brachte bei Sofia das ein oder andere Lachen hervor.
Gerade als die Schwarzhaarige dank Casita die Treppe nach unten rutschte, bemerkt sie in der Nähe der Küche eine Gestalt durch die Schatten huschen.
Erschrocken quiekte sie auf und fasste sich an die Burst. Es schien ihr als würde ihr Herz jeden Moment aus ihr heraus springen wollen.
Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich wieder gefasst hatte. Vermutlich nur ein Kind, dachte sie sich und lief in Richtung Küche.
Casita war gerade dabei, die Unordnung, die hier entstanden ist, zu beseitigen, also sah Sofia sich einfach nur um. An der Wand entdeckte sie ein Bild, das einen Stammbaum zeigte. Sie erkannte im Dunkeln ein paar Gesichter wieder, unter anderem Abuela und deren Tochter Julieta, mit der sie sich eine ganze Weile unterhalten hatte. Allgemein war sie heute einigen vorgestellt wurden und jeder schien überraschender Weise erfreut über ihre Anwesenheit zu sein.
Irritiert zog sie eine Augenbraue in die Höhe, als sie im unteren Teil einen Riss aus machte, aus dem Licht zu kommen schien? Doch noch ehe sie näher heran treten konnte, um vielleicht etwas interessantes sehen zu können, tauchte hinter ihr Mariano auf, der sie nach Hause bringen wollte.
Von dem folgenden Drama, um Mirabel und den entstehenden Rissen im Haus, bekam sie nichts mehr mit.
DU LIEST GERADE
dos oruguitas (Bruno x OC)
Fanfiction-- Encanto -- Um die Verlobung Ihres Cousins zu retten, muss Sofia herausfinden, wie man dem Wunder helfen kann. Doch kann sie ihre Angst überwinden und Bruno um Hilfe bitten? Charaktere könnten ooc werden, Story abweichen