Überraschung

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Zu Beginn eine kleine Anmerkung:

Wie ihr sicher ahnen könnt, geht die Geschichte jetzt aufs Ende zu. Die Fortsetzung ist bereits in Planung. Wer jetzt noch Wünsche hat, kann sie sehr gerne noch äußern!

Ach ja, euch ist sicher aufgefallen, dass ich bis jetzt nicht wieder auf die Vision von Sofias Zukunft eingegangen bin ;) das wird definitiv nicht vergessen werden

bis dahin, liebe Grüße und lasst doch gern ein Like und ein Kommi da <3 

Lilime

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Sofia stand zusammen mit Isabela vor dem Haus und ließ sich ein paar Blumenarrangements zeigen, die ihrer Meinung nach gut für die Hochzeit passen würden. Doch daran hatte Sofia nur wenig Interesse. Zum einen war sie noch Müde vom gestrigen Tag, an dem sie bis spät in die Nacht mit Señora Estevez die Schwangeren besucht hatte und es dabei nicht nur einen Streit gab. Dennoch war es ein guter Tag gewesen und es hatte sich fantastisch angefühlt, endlich etwas zu tun zu haben, was nicht mit Blumen oder Sitzordnungen zu tun hatte. Und zum anderen hatte Sofia keine Lust mehr, eine Hochzeit zu planen, die ja eh nicht stattfinden wird. Warum machten sich alle anderen immer noch etwas vor? 

"Sofia?", riss Isabela sie aus ihren Gedanken. "Was sagst du?"

Verwirrt blickte sie die Jüngere an, die allem Anschein nach eine Frage gestellt hatte. "Weißt du, ich fühle mich nicht sonderlich gut, hättest du ein Problem damit, vielleicht alles auszusuchen? Du hast so einen guten Geschmack, ich vertraue dir.", sagte sie ausweichend und wartete keine Antwort ab, sondern drehte sich um und ging ins Haus. 

Ein wenig verloren lief sie durch das Haus und bekam gar nicht mit, wie sie letztendlich vor einem ganz bestimmten Gemälde hängen blieb. Eine Ewigkeit stand sie davor und fragte sich, was passiert wäre, wenn sie in dieser einen Nacht nicht auf die Idee gekommen wäre, dass sich Bruno dahinter befinden könnte. Vorsichtig streckte sie die Finger danach aus und strich zaghaft über den Rahmen. Sie erinnerte sich, wie Bruno das erste Mal ihre Hand genommen hatte, kurz bevor Mirabel zu ihrer Schwester gegangen ist, um mit einer Umarmung das Wunder zu retten.  Sie seufzte lautlos und zog die Hand wieder weg.

Auf einmal hörte sie ein Piepsen von der Seite und drehte sich erschrocken zu dem Geräusch. Eine kleine Ratte huschte an ihr vorbei und krabbelt die Wand hoch, um hinter dem Bild zu verschwinden. Ohne weiter darüber nach zu denken, öffnete sie den Durchgang und huschte hinein. Es war ihr egal, ob jemand sie hörte. Sie war der Meinung, wenn die Ratten hinter den Wänden waren, vielleicht war es Bruno ja auch wieder? Schließlich würde er sie ja nicht auch zurücklassen. Wie Sofia.

Es kam ihr vor, als wäre der Weg heute noch viel länger. Doch da war sie. Die Tür zu Brunos Raum zwischen den Wänden. Hastig ergriff sie den Türknauf und riss die Tür förmlich auf. Doch es war leer. Der ganze Raum war plötzlich leer. Innerhalb von den paar Tagen, die seit Brunos Verschwinden vergangen waren. Alle Möbel, alle Sachen, das Geschirr... sogar das Spielzeug für die Ratten. Alles weg. Einzig und allein der große rote Sessel stand wie ein Denkmal in der Mitte des Raumes. So als müsste man erstmal daran erinnert werden, dass hier mal jemand jelebt hatte.

Am liebsten würde sie zusammen brechen. Auf wackligen Beinen ging sie zu dem Sessel und ließ sich hinein fallen. Kauerte sich zusammen und vergrub das Gesicht in den Falten ihres Kleides.

Keine Ahnung, wie lange sie so da gesessen hatte, bis sie die ersten Stimmen hörte. Im Haus suchte man anscheinend schon nach ihr. Sie hörte Camilos Stimme und Isabelas, wie sie nach ihr riefen. Doch sie wollte jetzt nicht wieder irgendwelche sinnlosen Aufträge erledigen oder entscheiden, welche Tischdenke am besten farblich zum dritten Grashalm links neben dem fünften Stein am Teich passte. Alles, was sie wollte, war ihre Ruhe.

"SOFIA!!!", hörte sie jetzt auch Mariano nach ihr rufen. Kurz sah sie auf und runzelte die Stirn. Dachte sich dann aber nichts weiter dabei. Wahrscheinlich war er wegen Dolores im Haus. Und wenn es wirklich wichtig war, würde er sie schon fragen, wo Sofia steckte.

Sie schniefte betrübt und ließ den Kopf wieder fallen.

"Habt ihr sie schon gefunden?", hörte sie Julieta in der Küche fragen.

"Noch nicht", erwiderte Agustín. "Aber ich denke, weit kann sie nicht sein. Isa meinte, sie hätte vorhin noch mit ihr draußen gestanden."

Mehr hörte Sofia nicht mehr. Eigentlich war es auch egal. Es schien einige Zeit zu vergehen und die Rufe nach ihr wurden immer weniger. Kurz überlegte sie, ob Dolores überhaupt etwas sagen würde. Immerhin hatte sie zehn Jahre lang Bruno auch nicht verraten. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Es waren komplett andere Situationen.

"Willst du mich nicht begrüßen?"

Wie von einer Tarantel gestochen, sprang sie auf und sah zur Tür. Sie musste träumen, da war sie sich ganz sicher. Denn Bruno stand da, sein Poncho ablegt und grinste hinter den dicken Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht fielen, schief hervor.

Aber es war ihr egal ob Einbildung oder nicht, sie rannte auf ihn zu und warf sich ihm in die Arm. Dadurch kam er ein wenig ins Straucheln, fing sich aber wieder. Erst, als er sie fest umschlang und sie sich die Zeit nahm, seinen wunderbaren Duft einzuatmen, realisierte sie, dass es kein Traum war.

Ruckartig löste sie sich von ihm. "Idiota!", fing sie sie und boxte ihn gegen die Brust. "Wie kannst du es wagen, einfach ab zu hauen, ohne ein Wort zu sagen. ¡Vaca ignorante!" Weiter trommelte sie auf ihn ein, doch er ließ es über sich ergehen. "gilipollas! Und dann hier noch auftauchen, als wäre nix."

Sofia ließ die Arme hängen und sah ihn traurig an. "Was sollte das?"

Verlegen kratzte Bruno nicht am Kopf. "Nun, als erstmal... ich hatte nicht vor, die Hochzeit irgendwie ab zu sagen oder dich und meine Familie im Stich zu lassen...", fing er an. Also hatte er mit den anderen schon gesprochen? "Aber es gab da etwas, was ich tun wollte... tun musste und naja... ich dachte eigentlich nicht, daß es so lange dauern würde."

Skeptisch sah sie ihn an. "Was genau meinst du?"

Er lächelte. "Ich glaub, das siehst du dir gleich selbst an.", sagte er und nahm ihre Hand in seine. "Aber sag... verzeiht du mir?"

Sofia ließ sich nichts anmerken. "Du bist ein Idiot, Bruno. Aber anscheinend liebe ich Idioten."

Das reichte ihm. Also zog er sie wieder in seine Arme, aber nicht ohne ihr dabei genau in die Augen zu sehen. "Ich liebe dich auch.", hauchte er und küsste sie innig. Das Paar schien sich fast gänzlich darin zu verlieren.

Sofia war schließlich diejenige, die sich von ihm löste. "Also nun, was gab es so dringendes zu erledigen?"

Bruno Madrigal grinste sie an und zog sie Hand in Hand nach draußen. "Komm. Sieh es dir selbst an."

dos oruguitas (Bruno x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt