Sofia erwachte am nächsten Morgen, noch bevor Mirabel die Chance hatte, sie zu wecken. Es war nicht wirklich überraschend, dass sie sich so gut fühlte, wie schon lange nicht mehr. Am vergangenen Tag hatten Bruno und sie sich ihre Liebe gestanden und nun schien sie auf Wolken zu schweben. Grinsend stand sie auf und sah zu Mirabel hinüber, die immer noch friedlich schlief, bevor sie sich ihr Kleid anzog.
Fast schon hüpfend ging sie die Treppe hinunter und traf in der Küche auf Julieta.
"Guten Morgen", sagte sie fröhlich und konnte ihr Grinsen nicht verbergen.
"Guten Morgen, Sofia.", entgegnete die Ältere, während Casita ihr eine Tasse Kaffee eingoss.
"Danke", flüsterte Sogia zu dem Haus und nahm das heiße Getränk. "Kann ich dir irgendwie helfen, Julieta?"
"Nein nein, ich bin so gut wie fertig.", sagte sie und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.
Während sich die beiden Frauen unterhielten, wobei Sofia den gestrigen Tag aus ließ, trudelten nach und nach die anderen Familienmitglieder zum Frühstück ein. Auch Bruno. Noch ehe sie so richtig reagieren konnte, kam dieser grinsend auf sie zu und drückte ihr einen kurzen Kuss auf den Mund. Sofia bemerkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, denn ihr war sehr wohl bewusst, dass seine gesamte Familie sich hier befand und die beiden beobachtete. Von der Seite hörte sie Mirabel kichern. Bruno schien erst jetzt zu merken, dass sich alle in der Küche, beziehungsweise dem angrenzenden Esszimmer befanden, um schaute verlegen zur Seite.
"Na dann, setzt euch.", sagte Julieta um das aufkommende Schweigen zu durchbrechen.
....
Sofia saß auf dem kleinen Zweisitzer an der Seite und blätterte in einem Buch, welches sie in Mirabels Zimmer gefunden hatte. Sie fühlte sich ein wenig nutzlos, wie sie hier einfach da saß und nichts tat. Alle anderen... Sie hatten ihre Aufgabe, trugen ihren Teil zu allem bei. Selbst Bruno, der wieder an fing, hin und wieder für die Dorfbewohner in die Zukunft zu schauen. Beschwerden gab es deswegen zwar immer noch, aber es schien, als würden sie sich mittlerweile zurück halten.
Sie hörte Krach in der Küche und stand auf, um nach zu schauen. Als sie den Raum betrat, sah sie Bruno mit Camilo und Mirabel am Tisch sitzen und an irgendetwas rum fummeln.
"Lass mich und meine zarten Hände da mal ran."
"Zarte Hände?", hörte sie Mirabel lachen. "Tío, du hast keine zarten Hände. Ich weiß das genau. Du hast die verdammt knochigsten Todesgriff-Hände, die ich je gesehen habe. Gott helfe der Frau, die dich heiratet."
Mit hochroten Kopf stand Sofia da, bevor sie sich zügig zurück zog. Sie wollte gar nicht wissen, mit welchem Blick Bruno seine Nichte jetzt ansah. Das sie so mit ihm sprach... Gut, Sofia wusste, dass Mirabel schon immer sehr frei in ihrem Reden war, nach dem Neubau der Casita sowieso. Aber das...
"So ist das also."
Sofia schüttelte gerade den Kopf, als auch schon Bruno aus dem Zimmer stürmte.
"Ach Bruno, jetzt komm schon..." Lachend folgte ihm Camilo.
"Nein, da gehe ich lieber zurück zwischen die Wände.", sagte Bruno und stapfte die Treppe hoch.
"Tío, bitte, nicht..." Mirabel versuchte ernst zu klingen, doch man sah das ihr vom Lachen sogar schon die Tränen aus dem Auge kullerten.
"Ich sehe euch dann in zehn Jahren wieder." Bruno öffnete den Durchgang zum Gemälde, während die beiden Lockenköpfe hinter ihm nur lachten.
"Onkel Bruno! Jetzt komm zurück!", kicherte Mirabel, doch ihr Tío reagierte nicht mehr drauf. Zusammen mit ihrem Cousin ging sie wieder nach unten, wo Sofia schon mit verschränkten Armen auf sie wartete.
"Ihr seid unmöglich.", sagte sie und schüttelte den Kopf.
"Tío kann ruhig ein bisschen Spaß vertragen", entgegnete die Jüngere und zog grinsend ab.
"Wie gehts dir, Sofia?", fragte Camilo sie und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Scheint zwischen euch ja doch nicht so schlecht zu laufen.", deutete er auf den Kuss am Morgen hin.
Sofia schoss das Blut in den Kopf und sie lächelte nur."Wenn es so ist, dann freue ich mich wirklich für dich. Für euch beide." Camilo nahm sie kurz in den Arm, bevor er an ihr vorbei zur Küche blickte. "Aber ich sollte lieber mal schauen, was Mirabel macht, nicht das sie alles versaut." Damit rauschte er zügig an ihr vorbei.
Lächelnd schüttelte sie den Kopf und ging schließlich die Treppe hoch, um nach Bruno zu sehen. Vor der Tür begrüßte sie schon eine von seinen Ratten, die sie vorsichtig auf ihre Hand hopsen ließ. Zusammen mit dem kleinen Nager trat sie ein.
"Hey", sagte sie zu Bruno und streichelte der Ratte in ihrer Hand über den Kopf. Er kam zu ihr herüber und küsste sie leidenschaftlich, was dafür sorgte, dass die Ratte zu ihm rüber sprang und über seiner Schulter verschwand.
"Was habt ihr in der Küche gemacht?", fragte sie, als sie sich von einander lösten und musste ein kichern unterdrücken.
"Ach Mirabel wollte nur etwas für die Kinder im Dorf machen.", sagte er und zuckte mit den Schultern. Er drehte sich um und setzte sich auf seinen roten Sessel.
"Ah... und du willst jetzt wieder zehn Jahre abtauchen?", fragte sie grinsend und ging zu ihm hinüber. "Was machst du denn dann die ganze Zeit? An neuen Theaterstücken feilen?"
"Hm...", machte er und tat so, als müsste er wirklich angestrengt darüber nachdenken. "Wie wäre es damit?" Noch ehe sie realisieren konnte, was er vor hatte, hatte er sie auch schon an der Hand gepackt und auf seinen Schoß gezogen. Erschrocken quiekte sie auf und rechnete fast damit, dass der alte Sessel unter ihnen zusammenbrechen würde. "Oder damit?" Mit einer Hand strich er ihre Haare beiseite, um besseren Zugang zu ihrem Hals haben zu können, bevor er diesen mit hauchzarten Küssen übersäte. Aus ihrer Kehle drang ein genüssliches Stöhnen, als er die empfindliche Stelle unter ihrem Ohr erreichte und ihr damit einen wohligen Schauer durch den Körper jagte. Einen Augenblick lang fragte sie sich, was passieren würde, wenn sie sich einfach von den Gefühlen treiben lassen würden. Weiter gehen würden.
Sofia horchte auf, als sie Alma nach ihr rufen hörte. "Ich glaub, ich sollte gehen"
Bruno nickte und ließ seufzend von ihr ab. Er brachte sie noch bis zum Gemälde, wo er sich, jedoch nicht ohne sich noch einen Kuss zu stehlen, verabschiedete. Gerade rechtzeitig schlüpfte sie durch das Gemälde, bevor Brunos Mutter um die Ecke bog.
"Ah, Sofia.", sagte sie und lächelte. Anscheinend hatte sie sich recht gut damit abgefunden, dass ihr Sohn und die Schwarzhaarige heiraten würden. Da hatte Sofia ja erst ihre Zweifel gehabt. "Wir beide müssten noch die Details zur Hochzeit besprechen.", sagte sie und hakte sich bei Sofia ein. "Lass und ein wenig spazieren gehen, da haben wir unsere Ruhe.", fügte sie hinzu und warf einen Blick auf Antonio, der im Innenhof lautstark mit den Tieren spielte.
Sofia konnte nicht mehr als Nicken und ließ sich von ihrer zukünftigen Schwiegermutter nach draußen führen. Gott, wie merkwürdig sich das anhörte. Erst da wurde ihr so richtig bewusst, also so richtig richtig, dass sie in einer Woche schon mit Bruno verheiratet sein würde. Ihr Herz fing an zu rasen. Bruno Madrigal wäre dann ihr Mann. Schnell schon Sofia den Gedanken beiseite und versuchte sich durch gleichmäßiges ein und aus atmen zu beruhigen.
Als sie sich schließlich beruhigt hatte, bekam sie mit, dass Alma schon eine ganze Weile zu reden schien. "... Blumen, natürlich nicht zu vergessen. Ich dachte da an Rosen, Isabela macht wirklich die Schönsten! Und nach der Trauung werden wir natürlich hier feiern, wo alle Gäste Platz haben werden."
Sofia schwirrte der Kopf und sie brauchte einen Moment, um einen klaren Gedanken zu fassen. "Also wenn ich ehrlich bin", fing sie an und nahm all ihren Mut zusammen. Denn Brunos Mutter zu widersprechen, war für sie nicht leicht. "möchte ich es eher schlicht halten."
Überrascht sah Alma sie an, nickte aber. "Erzähl mir, was du dir vor stellst."
DU LIEST GERADE
dos oruguitas (Bruno x OC)
Fanfiction-- Encanto -- Um die Verlobung Ihres Cousins zu retten, muss Sofia herausfinden, wie man dem Wunder helfen kann. Doch kann sie ihre Angst überwinden und Bruno um Hilfe bitten? Charaktere könnten ooc werden, Story abweichen