dos oruguitas (Bruno x OC)

Ein Abend mit Bruno

Zögernd stand Sofia an der Tür zu Brunos Raum zwischen den Wänden, den kleinen Korb in der Hand. Im Hause der Madrigals war heute recht viel los. Das halbe Dorf schien gekommen zu sein um mit Abuela über die Magie zu reden.

Sofia konnte das nur recht sein, denn bei dem ganzen Chaos würde keiner auf sie achten. Und so stand sie nun den zweiten Tag in Folge vor Brunos Tür. Ihr Mundwinkel zuckte nach oben, als sie seine Stimme von der anderen Seite her murmeln hörte.

Sanft klopfte sie an und ließ einen Augenblick vergehen, bevor sie eintrat. Bruno schaute hinter seinem Sessel hervor, wo er sich anscheinend versucht hatte zu verstecken.

"Du bist es.", sagte er und stand auf. Bruno lief zu einer kleinen Holzkiste hinüber, die aussah wie ein kleines selbstgebautes Theater, und fing an ein paar Kärtchen zu sortieren. "Was willst du hier?"

Sofia sagte nichts, sondern lief zu dem kleinen Tischchen und stellte den Korb ab. Im Gehen beobachtete sie die kleinen Ratten, die überall im Raum herum rannten.

"Was ist das?" Neugierig kam Bruno zu ihr und schaute über ihre Schulter, als sie das Tuch entfernte.

"Für dich.", sagte sie nur und schob ihn schließlich auf seinen Stuhl.

Mit großen Augen sah er sie an und Sofia konnte den Hauch eines Lächelns erkennen. "Das ist wirklich nett... aber warum?"

Die Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und machte es sich dann in seinem Sessel bequem. Zumindest soweit das in diesem kaputten Ding überhaupt möglich war. "Ich wollte dir gern eine Freude machen."

Dankbar sah er sie an und machte sich dann dran, sich einmal quer durch die selbstgemachten Leckereien zu probieren. Genüsslich schloss er die Augen, als er von einer Emsaimada* abbiss. Schweigend saßen sie eine ganze Zeit lang da und Sofia lauschte den Stimmen in der Küche, die an ihr Ohr drangen. Wenn sie sich vorstellte, dass Bruno all die Jahre hier war und alles mit bekommen hatte... auch das verboten wurde überhaupt über ihn zu reden... Sie konnte sich nicht ausmalen, wie er sich fühlen musste.

Da kam ich plötzlich etwas anderes in den Sinn. "Bruno?" Er überrascht sah zu ihr, vermutlich hatte er bereits vergessen, dass sie auch da war. "Was hast du hier eigentlich die ganze Zeit gemacht?"

Der ältere Lockenkopf schlucke den Bissen hinunter, den er gerade noch im Mund hatte, und sah sie dann mit einen schüchternen Lächeln an. "Naja so dies und das. Bücher, die Ratten... man bekommt die Zeit schon irgendwie rum." Bruno stand auf und kratzte sich am Kopf.

Die Schwarzhaarige konnte nur den Kopf schütteln. "Wie lange ist das jetzt her?"

"Hm, so 10 Jahre.", sagte er leise und zuckte mit den Schultern.

"Sie vermissen Dich, weißt Du? Auch wenn sie es versuchen zu überspielen."

Er sagte dazu nichts. Während Sofia das Tuch von ihren Schultern nahm, sah sie dabei zu, wie eine der Ratten auf seine Schulter kletterte.

"Hat sie einen Namen?", fragte sie und ebenfalls auf.

"Carlos" Er streichelte ihr vorsichtig über den kleinen Kopf und lächelte. "Sind wirklich schlaue Tiere, diese kleinen Wesen." Seine Stimme hatte etwas liebevolles. "Darf ich fragen... ich mein, ich habe mit bekommen, dass du früher schon mal hier gewohnt hast, aber... was ist mit deiner Familie?"

Sofia seufzte und blickte zu Boden. "Meine Mamá starb vor ein paar Wochen. Die Zeit danach war nicht leicht für Papá und mich. Wir haben lange gebraucht, bis unser Leben wieder halbwegs geordnet lief. Ich wollte einen Neuanfang und daher bin ich zurück gekommen. Lange hab ich versucht Papá zu überreden, mit mir zu kommen, aber... zu Fuß hätte er es nicht geschafft und für einen Wagen sind die Berge zu steil, das hätte nicht funktioniert."