Verlobung

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Am Morgen erwachte Sofia und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Die Sonne schien bereits durch ihr Fenster und füllte den kleinen Raum mit Licht.

Sie konnte nicht sagen, wieso, aber sie freute sich darauf, heute der Familie Madrigal helfen zu können. In dem Dorf, in dem sie die letzten Jahre mit ihren Eltern gelebt hatte, hatte es sowas wie Zusammenhalt und gegenseitige Rücksichtnahme so gut wie nicht gegeben. Sofia dachte an ihren Vater, der allein zurück geblieben war und daran, wie sie versucht hatte ihn zu überreden mit ihr zu kommen. Doch er wollte nicht und Sofia hatte die Vermutung, daß die Reise für ihn ohnehin zu erschwerlich gewesen wäre.

Sofia sprang auf und machte sich dran, sich erst ein wenig frisch zu machen, bevor sie sich ihr Kleid anzog. 
Bevor sie ihr Zimmer verließ, strich sie die Falten glatt und schob sich eine Strähne ihres dunklen Haares hinters Ohr.
Fast schon hüpfend lief sie die Treppe herunter. Unten warteten auch schon ihre Tante und Mariano.

"Guten Morgen, Tía." Sofia gab ihrer Tante einen Kuss auf die Wange, während sie ihrem Cousin den Arm tätschelte. "Guten Morgen, Mariano."

"Sofia! Na du bist ja gut gelaunt." Ihre Tante lachte und drückte ihr eine Tasse Kaffee in die Hand.

Dankend nahm sie diese an und nahm vorsichtig einen Schluck des heißen Getränks. "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich heute zu den Madrigals gehen. Julieta hat mich gestern gebeten, nochmal vorbei zu kommen und vielleicht rückt sie für mich ja eins ihrer tollen Rezepte raus." Sofia lachte und nahm noch einen Schluck. Natürlich wusste sie, dass es keine heilende Wirkung haben würde, aber dennoch war es gestern einfach zu köstlich.

"Mach das. Das trifft sich sogar recht gut. Wir wollen am Abend bei den Madrigals essen. Mariano möchte der hübschen Isabela heute den Antrag machen. Vielleicht könntest du mit Julieta gleich das Menü besprechen?"

"Natürlich, Tía.", erwiderte Sofia, gab ihrer Tante nochmal einen Kuss auf die Wange, während sie ihre Tasse abstellte. Glücklich und aufgeregt darüber, was heute wohl alles passieren würde, stürmte sie nach draußen.

....

"Hola Casita.", begrüßte sie das Haus am nächsten Morgen, welches ihr freundlich die Tür öffnete. 

Gut gelaunt trat sie ein und sah sich ein wenig hilflos um. Sie kannte sich hier leider gar nicht aus und das Haus wirkte, nun da sie sich im Inneren befand, noch größer als es von außen den Anschein hatte. Zwar war sie bereits bei der Zeremonie hier gewesen, jedoch wirkte alles jetzt bei Tageslicht gleich ganz anders.

"Hola guapa." Hinter ihr tauchte plötzlich ein junger Mann auf, der sie breit an grinste. " Dich habe ich doch schon im Dorf gesehen. Du gehörst zu den Guzmáns oder?"

Die Schwarzhaarige nickte. "Sofia.", stellte sie sich vor und zuckte überrascht zurück, als Camilo sich plötzlich in sie selbst verwandelte. "Ich bin Camilo.", erwiderte er und wandelte sich wieder zurück. "Für meinen kleinen Bruder Antonio war die Zeremonie gestern."

Camilos Lächeln hatte etwas an sich... etwas, was ein wohliges Gefühl in ihr auslöste. "Soll ich dich ein wenig rum führen?", fragte er und bot ihr sogleich seinen Arm an, in dem die sich dankbar einhakte.

Zusammen liefen sie durch das Haus. Er zeigte ihr die Küche und das angrenzende Esszimmer, bevor er mit ihr die Treppe nach oben ging. Fasziniert betrachtete sie jede einzelne Tür. Die Magie, die diese zum leuchten brachte und die Schnitzereien hervor hob, erstaunte sie. Es war einfach einzigartig, wahrlich mit nichts von dem zu vergleichen, was sie in ihrem bisherigen Leben kennen gelernt hatte.

Sie dachte an die Worte ihrer Mutter. Das das Wunder von Encanto nichts Gutes sein konnte. Voller verborgenen Gefahr steckte. Doch wie konnte so etwas, was so vielen Menschen hier half, auch nur im Entferntesten schlecht sein?

dos oruguitas (Bruno x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt