Bruno 2

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Sofia öffnete am Morgen die Augen und fühlte sich wie gerädert. Immer wieder war sie aus ihren Alpträumen erwacht. Es war immer wieder der selbe gewesen. Bruno, der seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte und mit einem fiesen Grinsen auf sie zu kam. Seine langen Finger griffen nach ihr und dann... wachte sie auf. Immer und immer wieder.

Gähnend fuhr sie sich mit der Hand übers Gesicht, bevor sie sich aus dem Bett schwang. Mit noch halb geschlossenen Augen machte sie sich fertig für den Tag. Während sie ihre Haare bürstete und hoch steckte, nahm sie sich vor, sich später noch ein nettes Haarband oder so zu besorgen.

Schon ein wenig wacher, verließ sie ihr Zimmer und wollte die Treppen nach unten gehen, als sie auf der untersten Stufe ihren Cousin sitzen sah.

"Mariano?" Zaghaft legte sie ihrem Cousin eine Hand auf die Schulter und setzte sich neben ihn auf die Stufen. "Wie gehts dir?", fragte sie und merkte, wie er sich hastig eine Träne weg wischte.

"Es hätte alles perfekt laufen sollen." Der Schwarzhaarige schniefte traurig und sah sie an. "Weist du... ich liebe sie wirklich. Isabela... ist einfach perfekt."

Sofia legte den Arm um ihn und drückte ihn. "Es wird alles gut werden, das verspreche ich. Wenn nicht, sorge ich halt dafür.", sagte sie locker und klopfte sich den Staub vom Kleid während sie wieder aufstand.

Mariano schniefte wieder. "Und wie willst du das anstellen?"

"Keine Ahnung." Sofia zuckte mit den Schultern und grinste ihn schließlich an. "Mir wird schon was einfallen, vertrau mir, primo."

Ehe ihr Cousin nachfragen konnte, war sie auch schon auf dem Weg nach draußen. Die warme Vormittagssonne schien ihr unbarmherzig ins Gesicht und sie brauchte einen Moment, ehe sie sich daran gewöhnt hatte.

Während sie sich auf dem Weg zum Haus der Madrigals machte, überlegte sie, wie sie es am Besten angehen sollte. Mit Abuela Alma reden? Nein. Isabela? Würde wahrscheinlich auch nicht beim Grundproblem helfen. Im Grunde fiel ihr nur eine Person ein, die helfen könnte, damit alles wieder so wird, wie es war.

Sie hatte Mühe, ihre aufkommende Angst beiseite zu schieben. Doch sie hatte Mariano schließlich ein Versprechen gegeben, etwas, dass sie eigentlich zu halten gedenkte.

Sofia atmete tief durch und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als Casita ihr einladend die Türen öffnete. Aus einem der oberen Zimmer drangen Stimmen, die sich aufgeregt unterhielten. Sie meinte auch, Julieta und ihren Mann in der Küche zu hören. Ansonsten konnte sie niemanden sehen.

Fest entschlossen, alles wieder ins Reine zu bringen, eilte sie die Treppen nach oben. Hektisch sah sie sich immer wieder um, in der Angst, jemand könnte sie entdecken. Doch momentan schien sich wirklich niemand in der Nähe aufzuhalten. Bis auf sie... und Bruno. Zumindest hoffte sie einfach mal, dass er nicht schon längst das weite gesucht hatte.

Noch einmal sah sie sich um, bevor sie das Bild beiseite schob und hindurch huschte. Je weiter sie zwischen den Wänden entlang lief und näher an die hölzerne Tür heran kam, desto stärker und schneller schien ihr Herz zu schlagen.

Und da war sie dann auch schon. Die Tür. Die Tür hinter der sich höchstwahrscheinlich der Mann verbarg, der dem Ganzen durcheinander vermutlich ein Ende bereiten konnte. Und wenn das geschafft war, konnten die Hochzeitsglocken läuten.

Mit schlanken Fingern umschloss sie den Türknauf und hielt plötzlich inne. Sollte sie vielleicht vorher anklopfen?

Innerlich schüttelte sie selbst über diese Frage den Kopf. Das sollte sie wohl eher machen, wenn sie wollte, dass er genug Zeit hatte, irgendwie wieder zu verschwinden.

dos oruguitas (Bruno x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt