Die Sonne ging unter und schickte ihre letzten Sonnenstrahlen in den Innenhof der neu aufgebauten Casita. Es war faszinierend was man erreichen konnte, wenn alle mit anpacken. Sofia drehte sich langsam einmal im Kreis und betrachtete das fertige Haus, ehe ihr Blick auf ihren Cousin fiel.
"Mariano?", fragte sie verwirrt und blickte zwischen ihm und der Schönheit an seinem Arm hin und her.
"Sofia, kennst du schon Dolores? Wir werden heiraten!", sagte er mit überschwänglich Freude und erntete von ihr und seiner neuen Angebeteten ein Lachen.
"Schön langsam, Großer." Dolores tätschelte liebevoll seinen Arm und richtete ihre Aufmerksamkeit dann auf Sofia. "Danke für deine Hilfe.", sagte sie Augenzwinkernd. Sofia wusste sofort, was sie meinte. Ohne weiter was zu erwidern, nickte sie und drehte sich um, um sich irgendetwas zu trinken zu besorgen.
Ihre Augen fanden Bruno, der an der Seite stand und noch einwenig deplatziert wirkte. Wer konnte es ihm verdenken? Schließlich hatte er 10 Jahre lang in einem sich selbst auferlegten Exil gelebt.
Ohne groß darüber nach zu denken, nahm sie all ihren Mut zusammen, holte in der Küche zwei Drinks und ging zu ihm.Bruno wollte bereits etwas sagen um sie ab zu weisen, doch sie winkte ab. "Jetzt vergiss es, zumindest für heute, und lass uns einfach den Abend genießen."
Kurz sag er sie nur an, bevor er lächelnd nickte und einen der Drinks dankbar annahm.
"Was für ein Tag!", sagte sie und nahm einen großen Schluck.
Bruno lachte auf und sorgte so dafür, dass Sofia ihn wieder an sah. Ein Großteil seiner Traurigkeit, die sie am Morgen noch in ihm gesehen hatte, war wie weg geblasen. Er schien glücklicher zu sein. Verständlicher Weise.
"Weist du, eigentlich hätte ich mir den ganzen Stress mit dir sparen können.", sagte sie ernst, musste aber laut los lachen, als er sie verdutzt ansah. "Wusstest du, dass Mariano eine Neue hat?"
"Was? Nein!" Gespielt dramatisch sah er sich um und erblickte ihren Cousin mit seiner anderen Nichte. "Skandalös!" Wie zur Unterstreichungen hob er seine Hand an seinen Mund und sorgte damit unbewusst dafür, dass Sofia der Kuss wieder in den Sinn kam. Um den Gedanken schnell wieder zu vertreiben schüttelte sie den Kopf und lachte über seine Darbietung.
Sie albernen noch ein wenig weiter und Bruno gab seine ganze Kunst zum Besten. Unterbrochen wurde das ganze nur mehr oder weniger durch Agustín, der anfing fröhlich in die Tasten des Klaviers zu hauen, welches an der Seite stand. Die improvisierte Tanzflächen im Hof füllte sich nach und nach mit Leuten.
"Nja...", kam es von Bruno, ehe er sie ohne Vorwarnung den Drink aus der Hand nahm und sie hinter sich her zog. Noch bevor sie es sich versah, befanden sie sich in der Mitte des Hofs und Sofia wurde von dem Älteren mit rhytmischen Schritten über die Tanzflächen geführt. Sie konnte nicht anders als fröhlich los lachen.
Alles war mit einem Schlag vergessen. Ihre Familie, der Kuss und Brunos Reaktion darauf, ebenso jetzt alle anderen um sie herum, die sie im übrigen seltsam musterten. Was aber auch nicht wirklich verwunderlich war. Schließlich erzählte man sich die übelsten Geschichten über Bruno und jetzt schwebte er durch den Raum, als wäre er ein völlig anderer Mensch. Der er im Grunde ja auch war.
Lachend kamen sie an der Seite zum stehen und Sofia versuchte die Blicke zu ignorieren, die auf ihnen lagen.
"Also für dein Alter machst du dich noch echt gut.", sagte sie kichernd und streckte ihm die Zunge raus, als er sie mit gespielter Empörung anschaute.
"Onkel Bruno?" Mirabel tauchte hinter ihnen auf. "Abuela möchte gern von allen ein Foto machen, kommst du kurz?"
Bruno sah Sofia noch kurz an, bevor er seiner Nichte folgte. Man konnte deutlich sehen, wie sehr es ihn freute, wieder Teil der Familie zu sein. Ihre Gedanken glitten zu ihrer eigenen Familie. Sie fragte sich, ob es ihrem Vater gut ging und dachte an ihre Mutter. Je mehr Zeit sie hier verbrachte, desto weniger konnte sie ihre Ängste nachvollziehen.
"Guten Abend, schöne Frau." Überrascht sah sie zu Manuel, er an ihrer Seite aufgetaucht ist.
"Oh, ich hab dich gar nicht gesehen.", sagte sie und lächelte ihn an.
"Das liegt wohl daran, daß du ein wenig abgelenkt warst." Wenn Sofia es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dass es wie ein Vorwurf klang. "Außerdem ziehe ich es vor, mich vom dem da fern zu halten." Die Schwarzhaarige musste gar nicht in die von Manuel gedeutet Richtung schauen, um zu wissen, dass er Bruno meinte.
"Er ist kein schlechter Mensch.", sagte sie und beobachtete den Älteren dabei, wie er noch von seiner Schwester in ein Gespräch verwickelt wurde, jedoch immer wieder einen Blick zu ihnen hinüber warf.
"Pff. Hat dir das deine Mutter auch so erzählt? Deswegen wollte sie doch gehen, oder nicht?"
Verwirrt und überrascht zugleich sah Sofia ihn an. "Was meinst du damit?"
"Warum fragst du ihn das nicht selbst?", fragte Manuel sie stattdessen, er sah für einen Kurzen Augenblick lang wütend aus, doch ein Gesichtsausdruck änderte sich schnell. "Verzeih, ich bin vermutlich jetzt zu weit gegangen. Man erzählte sich nur im Dorf, dass er eine Vision deiner Familie gehabt hat, worauf hin sie das Dorf verließen. Aber was weiß ich schon."
Das war tatsächlich interessant, etwas, von dem sie all die Jahre nie etwas gehört hatte. Aber Zuhause hatten sie auch nie wirklich über die Zeit in Encanto gesprochen. Doch Sofia beschloss, dass Manuel sicher nicht der Richtige dafür war um das auszudiskutueren. Und ohnehin würde es nichts an ihrem Standpunkt zu Bruno ändern. Er konnte nichts für seine Visionen.
"Ganz schön viel los hier.", sagte er schließlich nach einiger Zeit des Schweigens. "Möchtest du mich vielleicht nach draußen begleiten?"
Sofia war verwirrt, nickte aber. Zusammen liefen sie nach draußen, wo es etwas ruhiger war.
"Eine schöne Nacht.", sagte er schließlich und blickte in den Sternenhimmel.
"Ja", erwiderte sie schlicht und stellte nicht neben ihn. "Was ist los, Manuel? Gibt es vielleicht noch etwas, was du mir sagen willst?"
Er räusperte sich und sah schließlich auf seine Füße. "Ja das gibt es tatsächlich."
"Dann raus mit der Sprache." Sie stupste ihn mit dem Arm an.
"Weist du, der Abend bei deiner Tante....und auch unser Treffen am Markt... es hat sich angefühlt, als wärst du nie weg gewesen. So vertraut. Und ich weiß es kommt jetzt sehr plötzlich," Jetzt sah er sie direkt an, doch Sofia bekam kam mit was er sagte, denn sie ahnte es schon und ihre Welt schien sich zu drehen. " aber.... Sofia, ich würde dir gerne demnächst einen Antrag machen. Offiziell. Schon als wir kleine Kinder waren, warst du mir so nah, wie kaum ein Mensch. Und ich glaube das hat sich bis heute nicht geändert. Wir sind beide keine 20 mehr. Ich denke, es wäre eine gute Ehe." Manuel nahm ihre Hand in die seine. "Aber nur, wenn du das auch möchtest."
Sofia hatte Mühe, sich daran zu erinnern wie man atmet. Natürlich hatte sie geahnt, dass hinter dem Abendessen mehr stecken musste, aber das es wirklich so war, und dann auch so schnell... damit hatte sie nicht gerechnet.
"Ich....", fing sie an und entzog ihm ihre Hand. "... ich werde darüber nachdenken müssen, Manuel, ich hoffe du verstehst das."
"Natürlich. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst", sagte er nur und bot ihr seinen Arm an. "Komm, wir gehen wieder rein."
....
"Ist das bei Sofia nicht der Verkäufer vom Markt?", fragte Camilo, der neben seiner Schwester und ihrem neuen Freund stand.
"Er heißt Manuel. Sie kennen sich noch von Früher.", klärte Mariano die beiden auf. Oder wohl eher die drei, denn was sie nicht mit bekamen, war, dass Bruno in Hörweite stand und schon allein bei Sofias Namen die Ohren gespitzt hatte. "Mamá hat ihn vor kurzen zum Abendessen eingeladen."
"Er hat ihr gerade draußen gesagt, das er ihr einen Antrag machen möchte.", flüsterte Dolores und ließ damit die Bombe platzen.
"Ich mag ihn", sagte Mariano nur. Keiner von ihnen, außer natürlich Dolores, bekam mit, wie Bruno verschwand.
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dos oruguitas (Bruno x OC)
Fanfiction-- Encanto -- Um die Verlobung Ihres Cousins zu retten, muss Sofia herausfinden, wie man dem Wunder helfen kann. Doch kann sie ihre Angst überwinden und Bruno um Hilfe bitten? Charaktere könnten ooc werden, Story abweichen