Treffen mit Freunden ?

118 7 0
                                    

Sofia schlief die Nacht nicht sonderlich gut. Die ganze Zeit konnte sie an nichts anderes denken als an den Mann, der all die Jahre zwischen den Wänden lebte. Träumte sogar wieder von ihm. Doch die Träume waren anders diesmal. Nicht mehr düster. Bruno war vollkommen anders, als sie sich vorgestellt hatte. Wenn sie doch nur wüsste, wie sie ihn dazu bringen könnte, hervor zu kommen. Und wenn schon nur um mit Mirabel zu reden.

Ihr Morgen verlief soweit recht ruhig, sie half ihrer Tante bei der Hausarbeit und versuchte sich nicht allzu sehr von ihren Gedanken ablenken zu lassen.

Nach dem Mittag beschloss sie, sich nochmal auf eigene Faust im Dorf um zu sehen. Vielleicht würde sie ja irgendetwas sehen, was den anderen verborgen blieb um zu einer Lösung zu kommen.

Am Springbrunnen, der sich vor ihrem Haus befand, sah sie Camilo zwischen einer Gruppe jüngerer Kinder, als sie gerade die Tür hinter sich schloss. Sofort zauberte sich ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie sah, wie er sich gefühlt im Sekundentakt verwandelte und damit die Kinderaugen um sich herum zum Strahlen brachte.

Als sie näher heran trat, liefen die Kinder kichernd davon, nur um sich sogleich gegenseitig fangen zu wollen.

"Dein kleiner Fanclub?", fragte sie, während sich der junge Mann überrascht zu ihr herum drehte.

"Sofia!" Eine leichte Rote schlich sich auf seine Wangen und er kratzte sich verlegen am Kopf. "Was machst du denn hier?"

"Ich wollte ein wenig das Dorf erkunden und vielleicht noch ein wenig Obst für einen Kuchen oder so besorgen." Sofia deutete mit einem Nicken auf einen der Läden am Rand des Marktplatzes.

"Was dagegen, wenn ich dich ein Stück begleite?", fragte der Brünette und wirkte fast schon ein wenig schüchtern.

Es war schon ein bisschen süß, fand Sofia und hakte sich Lächelnd bei ihm ein. Generell war Camilo... nun, wie sollte sie sagen... ein Mann, bei dem sie sich doch recht wohl zu fühlen schien.

"Wie geht es dir, Camilo? Wie läuft es in der Casita? Hat es sich ein wenig beruhigt?"

"Irgendwie nicht so gut", erwiderte er und fuhr sich mit einer Hand durch das Haar, während sie zusammen über den Platz liefen. "Abuela ist immer noch ziemlich sauer auf Mirabel wegen dem Chaos, dass sie angerichtet hat."

Sofia nickte und blieb kurz stehen, biss sich nervös auf die Unterlippe. "Darf ich dich was fragen?"

"Ja klar, alles."

"Die Magie... hat Mirabel damit wirklich recht?"

Camilo wandte nervös den Blick ab. "Nun ja...."

"Camilo... du kannst es mir ruhig sagen. Was ist los?"

"Weist du... ach man." Er seufzte und ließ die Schultern hängen. "Sag es bitte Abuela nicht, aber... seit dem Abend habe ich irgendwie das Gefühl... meine Gabe nicht mehr hundert Prozent kontrollieren zu können. Manchmal verwandele ich mich auch, obwohl ich es gar nicht will." Seine Stimme wurde immer mehr zu einem Flüstern. Vermutlich wollte er nicht, dass einer der Dorfbewohner mithörte. "Keine Ahnung, was ER wirklich gesehen hat, aber irgendwas... läuft hier gewaltig schief."

"Ich bin mir sicher, alles wird gut.", sagte Sofia und lächelte ihm aufmunternd, zu bevor sie sich wieder in Bewegung setzten.

Camilo brachte sie noch bis zum Obsthändler und wurde dort gleich von einer Frau mit dunkelblonden Haaren abgefangen.

Interessiert betrachtete Sofia die Auswahl vor sich, bevor der Händler ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. "Verzeihung, Señorita... aber kann es sein, dass wir uns kennen?"

Sofia sah ihn ein wenig verwirrt an. Er war ein recht schlank gebauter Mann um die 30 mit dunklen kurzen Haaren und einem Grübchen im Kinn.

"Ich weiß nicht.", gab sie zu und lächelte. "Ich wohne erst seit ein paar Tagen wieder hier, drüben bei meiner Tante. Señora Guzmán."

Ein breites Grinsen zierte nun das Gesicht des Verkäufers. "Sofia? Meine Güte, wir haben uns ja ewig nicht gesehen!" Er kam zu ihr und schüttelte ihre Hand. "Manuel Ruiz. Wir haben als Kinder immer zusammen vor dem Haus deiner Eltern gespielt."

Erkenntnis kam in ihr auf. "Natürlich. Oh, es ist schon so lange her." Aus dem Hände schütteln wurde schließlich eine Umarmung.

Manuel und sie waren damals oft zusammen unterwegs gewesen und hatten sich immer irgendwelchen Ärger eingebrockt. Sie erinnerte sich auch daran, wie traurig sie gewesen war, als sie fort ging und annehmen musste, nie zurück zu kommen.

"Wie geht es dir? Wie geht es deiner Familie?", fragte sie, als sie sich schließlich wieder von einander lösten.

"Mamá geht es gut, sie wohnt immer noch in ihrem kleinem Haus am Stadtrand. Meine Schwester Valeria hat vor einem Jahr geheiratet. Javier, den Sohn vom Schuhmacher. Erinnerst du dich an ihn?"

Sofia nickte und lächelte, als sie sich an die genannten Personen dachte. Oh es war so lange her, die Erinnerungen schon fast verblasst.

Manuel beschloss, dass er sich ruhig eine kleine Pause verdient hatte und zusammen holten sie sich etwas zu essen und einen starken Kaffee. Gemeinsam setzten sie sich zum Springbrunnen und auf einmal war es, als wären sie nie getrennt gewesen. Sie albernen, sie lachten. Es war wie in einem Traum und Sofia merkte, wie sich in ihr ein merkwürdiges Kribbeln ausbreitete.

Während Manuel ihr erzählte, was die letzten Jahre so passiert ist und sie auf den neusten Stand brachte, beobachtete sie Julieta, die an einem Tisch am Rand des Marktplatzes stand und Essen verteilte. Oh und sie bemerkte auch die strahlenden Gesichter der Männer und Frauen, die durch ihre Köstlichkeiten schließlich geheilt wurden.

Da kam ihr plötzlich eine Idee. "Manuel? Verzeih, aber ich glaube, ich muss los." Viel sie ihm ins Wort und düste auch schon nach Hause.

Zurück blieb ein verwirrt drein blickender Mann, der sich auf ihr Verhalten keine Erklärung geben konnte.

.....

Erschöpft lies Sofia sich auf einen Stuhl fallen und betrachtete den kleinen Korb, den sie randvoll mit allerlei Leckereien gefüllt hatte. Natürlich war es bei weitem nicht so gut, wie das Essen, welches er sich von Julieta aus der Küche stibitzte, jedoch hoffe sie, dass allein die Geste etwas bewirkte.

"Oh, was hast du denn da schönes gemacht?" Ihre Tía kam herein und hob das Tuch an, welches Sofia über den Korb gelegt hatte um den Inhalt vor Insekten und der warmen Nachmittagssonne zu schützen.

"Ich habe ein paar von Mamas Rezepten ausprobiert. Nach dem Durcheinander der letzten Tage, wollte ich mich etwas ablenken." Sofia stand auf und nahm den Korb in die Hand, bevor ihre Tía weiter nach fragen, oder sie sogar aufhalten konnte. "Ich wollte noch einen kleinen Spaziergang machen, vielleicht kann ich nebenbei das hier noch verteilen." Sie lächelte ihre Tía an und ging an ihr vorbei zur Tür, wo sie sich noch ein Tuch über die Schulter legte. "Ich habe für euch selbst noch etwas in der Küche stehen lassen, bedien dich ruhig!"

Damit verschwand die Schwarzhaarige aus dem Haus.

dos oruguitas (Bruno x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt