Schon am frühen Morgen musste ich meinen Körper aus dem Bett zwingen und mich in ein Auto setzten, um zur Firma von Giovanni zu kommen.
Auroras Worte hatten mich zum Nachdenken angeregt. Auch wenn sie ihre Familie zu hassen schien, wollte sie wissen, ob es ihnen gut ging.
Tatsächlich hoffte ich zum ersten Mal, dass Giovanni sie nicht mit einen Schuss in die Hölle geschickt hatte, sondern sie irgendwie am Leben ließ - auch wenn der Tod wahrscheinlich angenehmer gewesen wäre.
Der Wagen kam vor einem riesigen Gebäude, welches bis in den Himmel ragte, zum Stehen.
Nur leider mussten sich meine Augen an die Polizeiwagen erfreuen, welche schon fast das gesamte Gelände umzingelten.
"So 'ne Scheiße." Murmelte ich, bevor ich aus dem Auto stürmte und durch die Glastür Schritt.
Ich spürte die Augen seiner Männer auf mir liegen, welche mir panisch versuchten zu vermitteln, dass ich nicht in sein Büro gehen sollte, doch stand ich schon im Aufzug und verschränkt meine Arme.
Ich musste mir eine Lüge einfallen lassen, sonst wäre es doch auffällig gewesen. Ausgerechnet wenn die Polizei hier war, musste ich mit Giovanni über seine Mordopfer sprechen.
Zufälle gibt's.
Meine Augen wanderten zur der Anzeige, die mir sagte, dass ich nur noch einen Stock vor mir hatte, bevor ich ebenfalls im Verhör landete.
Noch immer hatte ich mir keine Lüge zurecht gelegt, doch war es dafür sowieso nun zu spät.
Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich. Ich dachte nicht daran vor seinem Büro zu warten, stattdessen stürmte ich einfach direkt hinein.
"Und warum glauben Sie, dass ich diese Familie ermordet habe?" Sprach Giovanni theatralisch, einfach aus Provokation.
Sein Blick glitt an den Polizisten vorbei, direkt auf mich. Seine Augen leuchteten und sofort begann er zu Grinsen.
,,Außerdem habe ich ein Alibi. Ich war an dem Tag mit meiner Tochter zusammen. Stimmts Gaia?" Die Polizisten drehten sich zu mir um, misstrauisch musterten sie mir.Sie glaubten ihn kein Wort.
Kopfschüttelnd lief ich auf die drei zu. "Wie oft wollen sie meinen Vater noch etwas unterstellen?" Schnauzte ich empört, dabei wanderten meine Augen zu Giovannis Schreibtisch und sah die Akte, in der Bilder von Leichen zu sehen war.
Leichen, die er zu verantworten hatte.
"Hören Sie, wir machen auch nur unseren Job." Wollte sich der jüngere Cop herausreden. "Einmal im Monat kommen sie hierher und wollen mein Vater so etwas unterstellen!" Mit einer Wucht zeigte mein Finger auf die Akte. "Schon mal überlegt, dass es ihn jemand in die Schuhe schieben möchte. Das Business hier ist hart!"
Schamvoll senkte der jüngere seinen Kopf, während der ältere mich stur anstarrte. Er ließ sich nicht so leicht in die Mangel nehmen.
"Wir werden wiederkommen." War alles, was er sagte, bevor er den Raum verließ und sein Partner ihm hinterher rennen musste.
"Was würde ich nur ohne dich tun?" Lachte er sarkastisch, bevor er sich eine Zigarre zur Feier anzündete. "Wer waren sie?" Fragte ich jedoch stumpf und verdorb ihm jede Freude.
Er wusste, dass sich meine Frage nicht auf die Polizisten Bezug, sondern auf die Bilder.
"Nur die Familie unseres kleines Deals." Meinte er mit einem schulterzucken und aschte einfach auf dem Boden ab.
Ihm konnte es ja egal sein, er musste dieses riesige Gebäude nicht sauber machen.
"Du hast die Moretti's einfach abgeschlachtet?" Ich wollte mir nichts anmerken lassen, sonst war es mir ja auch egal. Aber heute ließen mich seine Worte nicht so einfach kalt.
Er tötete viele. Egal ob jung oder alt. Mann oder Frau. Schwarz oder weiß.
Aber heute stellte ich zum ersten Mal meine Enttäuschung fest, dass er sie nicht am Leben gelassen hatte.
Aurora hatte tatsächlich ihre gesamte Familie verloren.
Zwar ahnte ich es schon, doch war die Realität noch mal ein Stücken anders. Mir war nicht danach es ihr zu erzählen, schließlich meinte ich ja schon, dass es wahrscheinlicher war, dass sie tot als lebendig waren.
"Wie läuft es eigentlich mit meinem Geld, hat sie schon eine kleine Summe verdient?" Gierig grinste er mich an, während ich gleichzeitig sehen konnte, wie er für mein versagen betete.
Ich wollte ihm nicht die Genugtuung geben, nach die er sich so sehnte. "Warum möchtest du das wissen? So wie ich dich kenne, würdest du wahrscheinlich nur die Zahlen manipulieren."
Mein Oberkörper stützte sich auf seinen Schreibtisch ab, während ich ihn provozierend angrinste.
Mürrisch wandte er seinen Blick ab und drehte sich mit seinem Stuhl zu den riesigen Fenstern.
"Warum bist du hier?" Fragte er mit der selben Kälte, mit der er wahrscheinlich auch die Moretti's tötete.
Ich hatte meine Antwort schon, also musste ich mir doch noch eine Lüge einfallen lassen. Wenn er nämlich gewusst hätte, warum ich hier war, hätte er Aurora das selbe angetan.
Er war schließlich ein herzloser Bastard. Ich war aber auch nicht besser gewesen, immerhin war ich seine Tochter.
"Wegen dem Erbe." Sprach ich schnell, aber noch immer mit einer Gelassenheit.
Sofort begann Giovanni zu lachen. Er drehte sich von den Fenster weg und winkte mich zu ihm heran.
Meine leichten Absetze schallten durch den Raum, bis ich mit ihm die Aussicht teilte.
"Ich will, dass Valentino meine rechte Hand wird." Mit einem Grinsen zog er an der Zigarre, als würde er denken, dass Velentino eine Nummer zu groß für mich wäre.
Debei wusste er nicht einmal, dass ich ihn schon besaß. Velentino tat alles für mich, ich musste nur mit dem Finger schnipsen.
"Valentino gehört Nando." - "Nur solange, wie ihm das Erbe auch gehört."
Ein unbeeindruckter laut gab Giovanni von sich. Ihm gefiel es nicht, mit was einer Selbstsicherheit ich sprach.
Mein Selbstbewusstsein schüchterte ihn ein. Er wusste, wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann bekam ich auch das, was ich wollte.
Und ich wollte seit Jahren das Familiengeschäft übernehmen. Giovanni wusste, dass er sich sein eigenes Grab geschaufelt hatte.
Grinsend starrte ich ihn aus dem Augenwinkel heraus an. Stur starrte er zu Boden, als würde er hoffen, dass irgendetwas passieren würde, um dieses Gespräch aufzulösen.
"Hör auf damit!" Befahl er mir, doch mir war nicht danach. Wenn es darum ging ihn zu provozieren, dann hätte ich auch Schläge in Kauf genommen. "Womit denn?" Lachte ich.
Sofort spürte ich seine Hand, die sich fest um meinen Hals griff und mich zwang in seine Augen zu sehen.
"Du gehst jetzt besser, bevor wir beide etwas zu bereuen haben." Flüsterte er mir in mein Ohr, bevor er mich zurückschubste.
Noch immer behielt ich mein provozierendes Lächeln auf den Lippen. "Wir sind doch Familie. Man droht seiner Familie nicht damit sie umzubringen."
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Karma Is A Bitch
Romance➵ 𝐆𝐚𝐢𝐚 𝐮𝐧𝐝 𝐀𝐮𝐫𝐨𝐫𝐚 | 𝐌𝐚𝐟𝐢𝐚 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Gaia ist die älteste Tochter eines Mafiosi. Eigentlich müsste ihr aufgrund des angesehenen Status ihres Vaters, ganz Sizilien - nein, ganz Italien - zu Füßen liegen. Nur leider ist dies, nic...