24 - [You And Me]

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Ich konnte das grüne Gras unter meinen Füßen kitzeln spüren. Die Sonne strahlte hell, und Aurora schien es wahrlich zu genießen.

Sie atmete die frische Luft mit einem Lächeln ein, während sie in den Sonnenstrahlen baden zu schien.

Mit einer Leichtigkeit wirbelte sie sich in dem weißen Kleid, welches ihr bis zu ihren Oberschenkeln ging, um ihre eigene Achse.

Ihr Lachen schallte zusammen mit den Wellen des Meeres in meinen Ohren. Wenn es nur immer so friedlich hätte sein können.

Wenn ich mir nur keine Gedanken um Nando machen müsste, oder um Aurora, wie ihr etwas passieren würde.

Ich wollte sie vor all dem schützen.

,,Darling" Rief ich. Sofort blieb sie in ihrer Bewegung stehen, während das Kleid sich nur zu den Seiten drehte.
,,Lauf mit mir doch etwas"

Lachend tappste sie zu mir her und streckte ihre Hand aus, um mir beim aufstehen von der letzten Treppenstufen zu helfen.

Ihre Hand nahm ich fest in meine, doch nicht ohne meine Lippen auf diese zu drücken.
,,Lass uns doch zu einem ruhigeren Ort gehen" Sprach ich allerdings sofort darauf und sah in die Richtung des Rosengartens.

Zögernd schluckte sie stark. Flehend sah sie mich an, irgendwo anders hinzugehen, doch konnte ich ihr diesen Wunsch nicht erfüllen.
,,Es tut mir leid, darling" Seufzte ich.
,,Aber woanders können wir sonst nicht reden"

Ihr Griff festigte sich um meine Hand. Aurora selbst schien das aber nicht zu bemerken, stattdessen lächelte sie mich eher zwanghaft an.

Vorsichtig führte ich sie durch den Bogen an Rosen durch. Hastig drehte sich ihr Kopf in alle Richtungen, nur um bei den kleinen Brunen mich panisch anzusehen.

Die Finger ihrer beiden Hände krallten sich in meine Haut, dass sie diese sicherlich schon aufkratzten.

Genervt schnalzte ich mit der Zunge. Wenn Blick töten könnten, hätte Giovanni schon längst unsere Leichen verscharren müssen.

Mit seinem Oberkörper stand er zum Brunnen gerichtet. Hier saßen wir meist zu dritt - meine Mutter, mein Bruder und ich - während Giovanni uns von seinem Büro aus beobachtete.

,,Du bewegst dich auf dünnen Eis, Gaia" Zischte er mir zu, als er an uns vorbeiging.

Ich hätte Gott mein Wort gegeben, dass, als er verschwand, die Rosen an Farbe gewonnen.

,,Warum hier, Gaia?" Hörte ich die heiserne Stimme von Aurora zittrig fragen. Mir wäre auch ein anderer Ort lieber gewesen, nur leider konnte ich mir bei keinen so sicher sein, wie bei diesem.
,,Er würde es niemals wagen, in Mutter ihren Garten uns zu belauschen"

Verwirrt nahm Aurora ihre Hände von mir. Ein dumpfer Schmerz durchfuhr plötzlich meinen Arm. Besorgnis huschte über ihre leicht verstörte Miene. Ihr Körper versteifte sich und sturr wartete sie auf eine Erklärung.

Seufzend führte ich sie u der Holzbank, die im Grün des Gartens fast unterging.
,,Ich habe Angst dich zu verlieren" Sprach ich frei heraus. Man konnte diese unberechenbare Wahrheit nicht schön reden.
,,Warum würdest du mich verlieren?"

Ich schwieg, versuchte mein abwesendes Lachen zu verbergen. Schließlich war es in dieses Branche ja unausweichlich gewesen.
,,Aus dem selben Grund, weshalb ich meine Mutter verloren habe"

Ihr Ausdruck versteinerte, doch konnte ich gleichzeitig eine beschämte Neugier in ihren Augen aufblitzen sehen.
,,Du bist meine größte Schwäche"

Mehr musste nicht gesagt werden. Sie verstand schon - mein schlaues Mädchen.

Mit einem erbärmlichen Lächeln sah ich sie an. Ihre blauen Augen wirkten blasser als sonst. Lautlos musterte ich ihre Lippen, die etwas sagen wollten, doch keinen Satz formen konnten.

Aurora verdiente dieses Leben nicht.

Unüberlegt striffen meine Lippen gegen ihre. So zart, so weich. Meine Hand wanderte zu ihrer und umschloss sie fest.
,,Verschwinde mit mir" Hauchte ich ihr wispernd zu, ehe ich mich von ihr entfernte und mein Griff fester wurd.

Überfordert sah sie zu mir. Ich befürchtete schlimmes, doch hoben sich ihre Mundwinkel stattdessen an.
,,Wo auch immer du hingehst, ich werde dir folgen" Flüsterte sie zurück, bevor sie noch einmal unsere Lippen aufeinander drückte.

Ich wollte mich ihr völlig hingegen, als ich die Kälte verspürte, die sich ausbreitete, als sie sich von mir entfernte.
,,Aber warum möchtest du verschwinden?"

Mein Blick schweifte zur Seite. Mein Körper wollte sich verkrampfen. Alles was ich jemals im Leben wollte, und sogar endlich bekam, schmiss ich achtlos weg - nur für sie. Nur für Aurora. Nur für meine geliebte.

,,Ich möchte dich nicht verlieren" Wiederholte ich die Worte, die mir unaufhörlich durch den Kopf gingen.

Auroras Finger fuhren durch mein dunkles Haar, ehe sie es hinter mein rechtes Ohr schob und ihre Lippen darauf zu führte.
,,Ich dich auch nicht" Wisperte sie so leise, dass ich schon fast glaubte, es mir eingebildet zu haben.

Sie lächelte traurig und doch erleichtert. Das Licht der Sonne schien auf ihr braunes Haar und ließ es golden aufleuchten.

,,Wohin verschlägt es dich, darling?" Fragte ich, da ich diesen Ausdruck der Trauer nicht mehr sehen konnte.
,,Irgendwo, wo wir akzeptiert werden"

Verlegen sah sie zur Seite. Ihr Blick fiel auf die Steinplatten, auf der sie Giovanni zum ersten Mal begegnet war. Ihre Lippen verkrampften sich etwas, als hätte sie sich an das Gefühl seiner Berührung zurück erinnert.

,,Irgendwo, wo wir heiraten können" Entfloh mir allerdings dieser Satz gedankenverloren, als ich sie betrachtete.

Sie war wunderschön. Sie blendete mich förmlich.

Kurz hoffte ich, dass sie es nicht gehört hätte, doch drehte sich ihr Kopf schnell in meine Richtung.
,,Wiederhol das bitte" Forderte sie mich.

Besorgnis schlich sich auf ihre Lippen, als hätte die befürchtet, dass sie sich nur verhört hätte.

Aus meiner lockeren Haltung setzte ich mich gerade auf und nahm auch ihre andere Hand in meine.

Was ich als versehen gesagt hatte, hätte eventuell der beste Fehler meines Lebens sein können.

,,Heirate mich, Aurora Moretti"

Schweigend sah sie mich an. War es vielleicht zu früh gewesen? Wollte sie sich überhaupt an mich binden?

Fragen und Zweifel, die mir nie zuvor durch den Kopf gingen, bewölkten nun meine Gedanken.

Nervös lag mein Blick auf Aurora, doch versuchte ich mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen.

Erst als sich langsam ihre Mundwinkel hoben und kleine Tränen ihre Wangen bedeckten, überkam mich die Erleichterung.

,,Ich würde nichts lieber als deine Frau sein"

Karma Is A Bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt