06 | Aurora.

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Leise öffnete ich meine Schlafzimmertür. Mein Blick glitt durch den Raum und versuchte Aurora ausfindig zu machen.

Zusammengekauert lag sie auf meinem Bett. Die Fesseln hatten sich um ihre Gelenke herum etwas gelockert.

Tatsächlich war mir nicht danach sie zu wecken, weshalb ich mich langsam auf das Bett zu bewegte.

Ich betrachtete die violetten Abdrücke, welche sich um ihre Gelenke gebildet hatten. Vorsichtig striff ich die Fesseln ab.

Ich war mir sicher, dass ich es geschafft hatte, ohne sie zu wecken, doch Aurora schlief nicht tief, sie hatte einen sehr leichten schlaf. Bei der kleinsten Berührung erwachte sie. So auch bei meiner.

Die müden Augen der Schönheit musterten meine, welche sie ausdruckslos anstarrten.

Langsam erstarrte sie wieder zu Stein. Sie senkte ihren Blick erneut, nur fiel er diesmal auf meinen Arm.

Der Anzug hatten einen großen Riss am rechten Oberarm. Sie schaute meinen Arm so lange an, dass sogar ich meinen Blick senkte.

"Es ist nur ein kleiner Kratzer." Versuchte ich mich aus ihrem starren zu befreien, doch behielt sie mich trotzdem im Auge. Sie zögerte, doch sprach letztendlich: "Ein Kratzer sieht anders aus."

Überrascht sah ich sie an, ich hatte nicht mit einer Antwort gerechnet, oder diesen Ausdruck auf ihren Lippen. Ihre Augenbrauen waren besorgt zusammengezogen, während ihre Lippen leicht offen standen.

Sie wollte ihre Hand heben, doch wich ich sofort zurück. "Was hast du vor?" Zischte ich.

Die Schönheit schwieg, atmete scharf die Luft ein und versuchte meinen Blick zu meiden. Doch das gefiel mir nur noch weniger. Genervt entledigte ich mich aus meinem Blazer und ließ diesen zu Boden fallen.

Verunsicht hob Aurora ihren Kopf und musterte mein ehemals weißes Hemd, welches in Blut getränkt war.

Langsam richtete sie sich auf und kniff ihre Augen in Unglauben zusammen. "Das muss genäht werden." Sprach sie fassungslos, was mich doch leicht lächeln ließ.

Amüsiert wartete ich ihre nächste Handlung ab, da es langsam anfing Spaß zu machen. Sie wollte mit ihren Fingerspitzen über mein aufgerissenes Hemd fahren, doch zögerte sie, als würde sie erwarten, dass ich ihre Hand wegschlagen würde.

"Weisst du denn, wie man näht?" Sie sah etwas verwirrt zu mir auf, bevor sich ihre Augen zu weiten begannen. Verzögert nickte sie.

Mir reichte das, um sie unbeaufsichtigt im Zimmer zu lassen, in dem weder die Tür zum Balkon, noch meine Zimmertür anbeschlossen war.

Ich eilte den Flur entlang mit dem Nähkästchen in meinen Händen. Außerhalb meiner Zimmertür war alles still. Ich erwartete ein Wimmern oder ähnliches, doch die Ruhe verunsicherte mich.

Mit einer Wucht öffnete ich Tür, sofort viel mein Blick auf das Bett, welches verlassen war. Mein Griff festigte sich um den Kasten, als ich den Windzug der offen stehenden Balkontür spürte.

Meine Finger kratzen sich in das Holz, während ich schnell nach draußen lief. Scharf atmete ich die Luft vor Panik ein. Panik, welche ich eigentlich nicht verspüren sollte.

Wütend blieb ich im Rahmen der Glastür stehen, als ich sie an dem Geländer gelehnt sah. Erleichtert atmete ich ein, doch wollte ich sie eigentlich zur Rede stellen. Sie hätte auf meinem Bett warten und sich nicht vom Acker machen sollen.

Kopfschüttelnd näherte ich mich.
Im Mondschein leuchteten ihre dunkelvioletten Flecken in einem pechschwarz.

"Schöner Ausblick, nicht wahr?" Meine Augen waren ihren gefolgt. Wie in Trance sah sie zum Rosengarten meiner Mutter.

Karma Is A Bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt