11 | Wieso, weshalb, warum?

1.3K 58 2
                                    

Domenico nahm sich ein weiteres Glas, wann immer Aurora an uns vorbeilief. Mittlerweile standen hier bestimmt schon sechs Weingläser, wobei ich nur aus zwei getrunken hatte.

Domenico war kein großer Trinker. Bei der Eröffnung seines Clubs wetteten wir sogar, wer als erstes betrunken nach Hause fahren würde. Zu meiner Überraschung hielt er viel mehr aus, als eigentlich angenommen hatte, weswegen ich ihn auch bei dieser dummen Wette sehr unterschätzt hatte.

Zwar wurde der Gewinner nie bekannt gegeben, da Valentino mich damals ins Auto zerrte und mit mir zurück fuhr, aber hatte Domenico auch nie bestritten, dass ich die Wette gewonnen hatte.

Valentino meinte tatsächlich, dass ich betrunken unerträglich sei. Das sah ich natürlich als eine neue Herausforderung an.

Ich wollte ihn einfach nerven. Vor allem zu wissen, dass er nichts wirklich dagegen tun und sagen konnte, erfreute mich umso mehr.

"Was grinst du so hinterlistig?" Fragte Domenico amüsiert, der in meine Richtung starrte. Zusammen trafen unsere Augen auf Aurora. "Versteh schon." Zwinkerte er mir zu.

Leicht schlug meine Hand gegen seine Rippen, so, dass er in sich zusammenfuhr, bevor er in Gelächter ausbrach.

Eigentlich wollte ich ihm mit einen Spruch entgegenkommen, doch behielt ich meine Worte für mich, als ich mein Telefon vibrieren fühlte.

Seufzend holte ich es aus der Tasche meiner schwarzen Hose heraus und las Valentino sein Name von dem Display ab.

Aus meinem Augenwinkel heraus, konnte ich Domenico auf mein Handy starren sehen. Er trug den selben verwirrten Ausdruck wie ich.

"Was ist?" Fragte ich, doch kam nur ein angestrengtes atmen von der anderen Seite der Leitung. "Du musst ins Krankenhaus kommen!" Sprach er so leise, dass ich von der Couch aufstehen musste, um mich von der Musik zu entfernen. "Warum?" — "Nando! Es geht um Nando!"

Für den Moment könnte ich fühlen, wie mein Herz aufhörte zu schlagen, dass alles um mich herum verstummte. Was auch immer passiert war, ich betete dafür, dass es ihm gut ging.

"Er wurde angeschossen!" Hauchte er vor Erschöpfung in das Telefon.

Der Griff um mein Handy festigte sich, während ich mit aller Kraft meine Zähne zusammenbiss.

Egal wie sehr ich ihn für die bloße Tatsache, dass er ein Mann war, beneidete und hoffte, dass ihm das Erbe einfach wie der Boden unter den Füßen hinweg gerissen werden würde, war er immer noch mein kleiner Bruder, um den ich mir Sorgen machte.

Nando war kein Mensch, der sich in Angelegenheiten der Mafia einmischte, dennoch war er als Sohn von Giovanni D'Amico bekannt gewesen, was seinen Unfall nur zu einer Warnung machen konnte.

Die Verbindung zwischen uns brach. Er hatte einfach aufgelegt. Mit schnellen Schritten lief ich zu Domenico hin, der besorgt von der Couch aufgestanden war.

"Kümmer dich um Aurora!" Rief ich über die laute Musik hinweg, bevor meine Augen zu Aurora selbst striffen.

Besorgnis huschte über ihre Lippen, allerdings machte ich auch keine anstalten meinen Stress zu verbergen.

Ich zwang mich meine Augen von ihr zu nehmen, bevor ich aus dem Club zu meinen Wagen rannte.

Die Sonne war schon am untergehen, doch hätte ich sogar in einem lichtlosen Raum jedes Tempolimit überschritten, wenn es bedeutet hätte, dass ich schnellstmöglich bei ihm sein konnte.

Quietschende Reifen, hupen anderer Fahrer und Geschrei der Leute, füllten meine Ohren, als ich auf den Parkplatz des Krankenhauses einbog.

Mit einer Wucht knallte ich meine Autotür auf und mit der selben Kraft auch wieder zu.

Karma Is A Bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt