29 - [Trapped]

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Enzo verschwand, aber sofort kamen zwei Männer die Treppe heruntergelaufen. Die beiden waren ebenfalls im Restaurant gewesen, sie standen weiter abseits bei den Fenstern.

Sie waren beide vielleicht nur einen Kopf größer gewesen als ich, dabei besaßen sie auch mehrere große Narben auf ihren Armen.

Die beiden grinsten mich an. Der eine hatte meine Schultern gepackt und der andere stellte sich hinter den Stuhl und löste die Fesseln.

,,Das Satori dich überhaupt so lange am Leben gelassen hat, ist ein absolutes Wunder" Er sprach mit Begeisterung, jedoch änderte sich sein Ton, als sein Blick zur Seite auf die Leiche fiel. Ich fragte mich, wann man sie entsorgen würde.

,,Bau ja kein scheiß" Drohte mir der Mann hinter mir. Seine Hand wanderte zu meinen Oberarm und packte die Stelle meiner Narbe.

Dank Adelina war sie gut verheilt, trotzdem schmerzte sie, als seine ekelhafte raue Hand sie berührte.

,,Aufstehen!" Sagten sie fast synchron und hoben mich aus den Stuhl. Ich spürte meine Beine kaum, mit schlappen Schritten folgte ich ihnen die Steintreppe hoch, die zu einem fast leeren Saal führte.

In der Mitte standen fünf prachtvolle Stühle, die fast wie Thröne aussahen. In der Mitte stand der größte, auf den saß Antonio, der mich schadenfreudig musterte.

Zu seiner rechten blieb ein Platz frei und erst einen Stuhl weiter saß Enzo darauf. Zu Antonios linken war ebenfalls ein Platz frei, während Adelina auf den daneben saß.

Zwei freie Plätze, für zwei Tote Menschen. Jedoch ob er sie aus Respekt frei hielt, war fraglich.

Die beiden Männer drückten mich auf meine Knie und stellten sich an die Wand zu den anderen, die ihre Pistolen schon bereit hielten.

Ich konnte nicht fliehen und dem Schicksal nicht entkommen.

,,Also ich muss schon sagen" Lachte Antonio fast ungläubig und stand von seinem Thron auf.
,,Du bist die erste, die Alessandro dazu gebracht hat, Hand an meine Tochter anzulegen" Er klang stolz, aber Adelina sah ihn nur geschockt hinterher.
,,Nur leider toleriere ich so ein Verhalten gegenüber meinen Kindern nicht"

Ich brach in Gelächter aus. Das war doch wirklich der größte Mist, den er überhaupt hätte sagen können. Adelina hätte nie so auf ihn reagiert, wenn er nicht mindestens einmal handgreiflich ihr gegenüber geworden wäre.

Mit einem Grinsen sah ich zu ihm auf. Er biss sich vor Wut die Zähne zusammen, fast hätte ich ihn sogar damit knirschen gehört. Allerdings versuchte er schnell wieder einen gelassen Ausdruck zu bewahren, schließlich gab es ja nichts erbärmlicheres, als sich von einer Frau ausspielen zu lassen.

,,Ein jammer, dass du dich so benimmst" Er Redete auf mich ein, wie ein Lehrer, der eigentlich mehr von seinen Schülern erwartete.
,,Enzo hat mir so viel gutes über dich erzählt"

Mein Blick glitt zu ihm. Sturr sah er zu seinen Händen herunter. Nicht einmal jetzt, konnte er mir einen Blick würdigen.

Das war doch das mindeste, was ich verdient hatte. All die Jahre konnten ihn doch nicht, nichts bedeuten. Schon gar nicht, wenn er sich noch um Nando sorgen machte.

,,Was hat er denn alles über mich erzählt?" Ich versuchte meine Stimme wiederzufinden, aber klang sie noch immer brüchig.
,,Er hat so viel über dich geredet, dass ich schon dachte, er würde um deine Hand anhalten"

Ich konnte Ekel in Enzos Gesicht aufsteigen sehen, jedoch teilten wir diese Reaktion.

,,Dein Vater hat es allerdings auch irgendwann aufgegeben, dich zu verheiraten" Antonio trug ein schadenfreudiges Grinsen auf seinen rissigen und spröden Lippen.
,,Ist allerdings auch verständlich, wenn das eigene Kind so eine Neigung besitzt"

Da war er, der Kommentar auf den ich gewartet hatte.

Heimlich ballte ich meine Fäuste und konnte meiner Fingernägel in meinem Fleisch spüren. Erhoffte er sich, dass ich vor Wut auf ihn losgehen würde? Giovanni hatte mir schlimmere Kommentare an den Kopf geworfen, als er von meiner Sexualität erfuhr. Seine Worte konnten mich also nicht verletzen.

Dafür aber Adelina.

Unruhig rutschte sie auf ihren Stuhl umher und sah hilfesuchend zu Enzo, der noch immer auf seine Hände starrte.

,,Und was hat ihr Sohn nun über mich gesagt?" Hakte ich noch einmal nach, was eventuell ein Fehler gewesen war.

Antonio sah sich freudig zu seinen Kindern um und genoss meine Ungeduld.

Auf und ab lief er, doch kam er nicht auf mich zu. Sollte es mich nervös machen? Das tat es nämlich nicht. Im Gegenteil sogar, er zog mein Ende in die Länge. Vielleicht gab es so sogar noch ein Chance, mit Adelina und Enzo zu reden. Es richtig zu klären.

,,Er war von deiner Stärke beeindruckt, erzählte mir fasziniert von deiner Treffsicherheit und konnte gar nicht aufhören von deiner Intelligenz zu sprechen"

Aus seinem Mund klang alles fehl am Platz. Als hätte er mir all das nicht zugetraut. Wahrscheinlich wollte er sich selbst davon überzeugen, jedoch wollte ich auf diese billige Masche nicht reinfallen, nur um von einen der dutzenden Männern erschossen zu werden, die hier im Saal verteilt standen.

In seiner Bewegung blieb er stehen. Etwas hatte er vor, was mich tatsächlich ein wenig beunruhigte.

Mit quälend langsamen Schritten lief er auf mich zu. Genau wie Giovanni trug auch er immer Zigarren mit sich herum. Antonio holte sie aus seiner Tasche und zündete sie sich an.

Vor mir blieb er stehen. Ich hätte ihn packen können, ihn zu meiner Geiseln nehmen und somit den Spieß umdrehen können. Allerdings war sein Blick genau auf meinen Hände gerichtet. Langsam lockerte ich sie.

,,So jemanden wie dich, könnte ich gut gebrauchen" Er kniete vor mir. Ich erwartete, dass er mir den Rauch wieder ins Gesicht blasen würde, doch tatsächlich drehte er seinen Kopf dabei zur Seite. Giovanni wäre das egal gewesen.

Mein Blick huschte zu Adelina. Hoffnungsvoll nickte sie mit den Kopf und hielt ihre Hände, wie bei einem Gebet. Enzo hingegen sah weiterhin zu Boden. Er wusste, was ich zu Antonios Angebot zu sagen hatte.

,,Nie würde ich meine Familie für jemanden wie Sie verraten" Presste ich mit hervor, gefolgt von meinen Speichel, der direkt in sein Gesicht landete.
,,Was zu Hölle bildest du dir eigentlich ein!" Schrie er. Seine Hand ergriff meinen Hals und drückte zu, während er sich mit seinen Ärmel über sein Gesicht fuhr.

Er sah viel schwächlicher aus, als er eigentlich war. Ich konnte meinen Hals nicht mehr spüren, geschweige denn atmen. Ich war mir sogar sicher, den Geschmack von Blut auf meiner Zunge schmecken konnte. Bevor mir jedoch schwarz vor Augen wurde, ließ er mich angewidert los.

Ich fiel leicht zu Boden vor. Schnell fassten meine beiden Hände die Stelle an, die er gequetscht hatte. Angestrengt ringte ich nach Luft und sah in dem Moment zu Antonio auf, der sich auf Adelina zu bewegte.

,,Vielleicht wird dich das ja etwas lehren"

Karma Is A Bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt