25 - [Nicht Provozieren]

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Aufgeregt saß ich mit meinem Handy an dem Tisch, der in einer leicht abgeschottenen Ecke stand.

Hier hatten wir unsere Ruhe.

Meine Lippen formten sich zu einem Lächeln, als ich die Glückwünsche von Domenico las. In Sekundentakt schickte er mir eine Nachricht nach der anderen, in der er mir erzählte, wie glücklich es ihn doch machte, dass wir von all dem fliehen wollten.

Ich konnte bei jeder seiner Nachrichten den riss in meinem Herzen spüren, der immer größer wurde.

Schließlich würde ich nun alles, was ich jemals im Leben wollte, zurücklassen, nur um meine baldige Frau beschützen zu können.

Und doch war es das wert. Als ich ihr breites Lächeln sah, mit welchem sie von den WC's wiederkam, um ihr langes rotes kleid zu richten. Ich konnte die Nadeln spüren, mit denen sie den Riss der Unvollständigkeit nähen tat.

Mein Telefon ließ ich in die Tasche meiner schwarzen Hose gleiten, bevor ich mich von meinen Platz erhob und zu ihren Stuhl lief.
,,Lass dich von mir heute verwöhnen" Wisperte ich gegen ihren Nacken, als ich ihr Haar über ihre Schulter legte. Eine Gänsehaut bereitete sich sofort auf ihrer Haut aus.

Sie wollte sich zu mir drehen, schon konnte ich ihre Worte in meinen Gedanken hören: du verwöhnst mich doch schon jeden Tag.

Allerdings griffen meine Hände nach der Stuhllehne, bevor sie sich zu mir drehen konnte. Mit einem Grinsen schob ich den Stuhl nach hinten, damit sie sich auf diesen setzen konnte, ehe ich ihn auch wieder an den Tisch schob.

,,Gaia" Hörte ich sie meinen Namen leicht lachen, als ich mich wieder auf meinen Stuhl setzte.
,,Ja, mein Liebling?" Meine Hand wanderte über die rote Tischdecke, nur um ihre Hand halten zu können.
,,Wenn wir ins Ausland gehen -" Setzte sie an, doch ließ ich sie nicht ausreden.
,,Welchen Teil der Welt du auch immer sehen möchtest, ich werde dich dort hin bringen"

Ein verlegendes Lächeln zierten ihre rosanen Lippen, sowie sich ein dunkles rot auf ihren Wangen ablegte.
,,Das meine ich aber nicht, Gaia" Ihr Lächeln verschwand und nur ein Ausdruck von Besorgnis blieb übrig.
,,Glaubst du nicht auch, dass Geld eine Rolle in all dem hier spielen wird"

Meinen Handrücken führte ich zu meinen Mund und versuchte mein Grinsen zu verbergen.
,,Du weisst nicht, wie viele Auslandskonten ich besitze"

Mit Giovanni als meinen Vater, der nicht besessener von Geld hätte sein können, musste ich all das gestohlene Geld wo anlegen, wo er es niemals vermutet hätte.

Erleichterung stieg in ihr auf. Gelassen senkte Aurora ihren Kopf.
,,Gibt es etwas, an das du nicht gedacht hast?" Lachte sie.

,,An das hier!"

Meine Kopf drehte sich in Windeseile zu der männlichen Stimme, die sich aus einen der vorderen Plätze erhoben hatte. Die Flammen unserer Kerzen wurden von dem Windzug ausgeblassen.

Immer mehr Männer erhoben sich und kamen mit geladenen Waffen auf uns zu. Es war sinnlos meine K9 zu ziehen, ich hätte Aurora nur in Gefahr gebracht.

Langsam glitt mein Blick zu ihr, die einfach ihre Tränen laufen ließen. Ich konnte nichts sagen, sie nicht in meine Arme nehmen und sie beschützen, ich konnte nur den Griff meiner Hand festigen, die ihre noch immer umschlugen hatte.

Lachend kam der Mann der gesprochen hatte auf uns zu. Eine riesige Narbe zierte seine kahle Kopfhaut.

,,Ich hätte nicht gedacht, dass eine Frau hinter all dem steckt" Mit völliger Verachtung sprach er den zweiten Teil seines Satzes aus.

Das war gut. Das hätte ich mir zu Nutzen machen können. Er zweifelte, ich hätte ihn überwältigen können, wenn nicht noch mindestens 15 weitere Männer uns umzingeltet hätten.

Niemand anderes war er in dem Restaurant, allerdings war auch niemand geflüchtet.

Dieser Überfall war von Anfang an geplant, stellte ich mit sturrer Miene fest.

,,Lächel doch mal" Forderte er spöttisch, als wäre ich ein Kleinkind.
,,Wer seid ihr?" Fragte ich jedoch nur in einer gelangweilt Tonlage. Wenn sie wussten, dass sie mir keine Angst einjagen konnten, dann wäre alles schneller vorbei gewesen.

Sein lockeres Grinsen formte sich zu Unglauben. Völlig fassungslos sah er mich an.
,,Was?" Schnaubte er, als hätte er sich nur verhört und ich sicherlich wissen müssen, wer er war.
,,Du hast mich schon verstanden"

Triumphierend grinste ich ihn entgegen.
,,Lächel ich nun genug?" Er wusste, dass ich mich nur über ihn lustig machte.

Die meisten hätten vor Demütigung die Waffe auf mich gerichtet, doch er hatte nicht einmal versucht Hand an mich zu legen. Genau deshalb war er nichts weiter als ein Handlanger, der versuchte sich als Boss auszugeben.

,,Für wen arbeitest du?" Schweißperlen liefen ihn die Stirn herunter. Seine Kehle war wohl ganz ausgetrocknet, denn er bekam keinen Ton mehr heraus.

Vor Wut schoss Blut in sein Gesicht, während sich dicke Adern an seiner Stirn sichtbar machten.

Vielleicht hätte ich ihn nicht provozieren sollen. Nur um etwas zu beweisen, hätte er mich anschießen können.

Aber genau das war doch das Problem von den meisten Männern gewesen, die für die Mafia arbeiteten: sie waren alle viel zu reizbar.

,,Wer auch immer dein Boss ist, ich kann dir das doppelte zahlen" Gelogen, ich hätte keinen Cent am diesen Mann verschwenden, aber das musste er auch nicht wissen.

,,Du machst dich lustig über mich!" Schrie er. Mich hätte es nicht gewundert, wenn ihn eine Halsschlagader geplatzt wäre. Grinsend sah ich zu ihm hoch.
,,Ach, auch schon gemerkt"

Wütend wollte er irgendetwas zu Boden schmeißen. Seine Männer sahen sich nur fragend an. Jetzt rechnete ich mit meinem Tod, aber er fing sich wieder.

Mit einem Lächeln sah er zu mir und lief auf Aurora zu. Mein Grinsen sank unkonzentriert zu Boden und seines sah mir nur triumphierend entgegen.
,,Mal gucken ob du immer noch so eine große Fresse besitzt, wenn ich deine kleine abknalle"

Ein Schauer zog über Aurora. In Schock hob sie ihren Kopf und sah mich mit geröteten Augen an. Ihre Pupillen waren kaum sichtbar.

Auroras hand krallte sich in meine. Ich konnte schon das Blut laufen spüren, welches aus meiner Hand floss.

Mein Blick glitt von dem Typen zu seinen Männern, die alle im Schock einander ansahen. Sie wollten dagegen protestieren, doch traute sich niemand etwas zu sagen.

,,Wir sollten gehen" Sprach er mit einem Grinsen.

Ich konnte schritte hinter mir hören, doch bevor ich mich umdrehen konnte, wurde alles schwarz.

Karma Is A Bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt