Ich schüttelte die Gänsehaut von meinem Körper ab. Ich zwang mich, das unangenehme Gefühl der Nacktheit zu vergessen, wann immer ich ein Kleid und keinen Anzug trug.
Ich ließ mich tiefer in die weinrote Couch von Domenico fallen, um das Gefühl der Beobachtung zu entfliehen. In den gedämmten roten Lichtern, konnte aber auch ich nicht meine Augen von den hübschen Stripperinnen lassen.
Doch war ich schließlich nicht wegen ihnen gekommen. Meine Augen wanderten zu der anderen Seite des Clubs. Lachend beobachtete ich Aurora, wie sie in Latex-Kleidung versuchte einige der Gäste zu bedienen. Ich war eine Heuchlerin.
Zitternd hielt sie das Tablett hoch und suchte immer wieder nach Blickkontakt zwischen uns. Als würde es ihr einen Halt geben.
Das schleichen der Gestalt hinter mir, konnte ich trotz der lauten Musik, das Gelächter der Leute und das Geschrei der Männer nicht überhören. "Wie macht sie sich in deinen Augen, Domenico?" Fragte ich die mir allzu bekannte Silhouette hinter mir. "Sie zieht wahrlich die Kunden an, doch nicht für die Gründe an die man eigentlich denken würde." Er trug einen leichten besorgten Klang in seiner Stimme.
Seine Besorgnis konnte ich nur erwidern. Die Männer mochten nicht die Art wie sie von Aurora bedient wurden, sie mochten, dass Aurora verängstigt und wahrscheinlich nicht in der Lage gewesen war, um sich selbst zu verteidigen.
Sie sahen sie als leichte Beute an.
Ich schwang meinen Kopf über meine Schulter und betrachtete Domenico, der seine Arme gekreuzt hatte und sich über die Lehne der Couch lehnte. "Wenn ihr irgendetwas passiert, kannst du dich von deinem Leben verabschieden." Zischte ich, doch stellte ich sicher, dass er mir direkt in die Augen sah. Schließlich wollte ich eine Art von Unwohlsein in ihnen erkennen.
Die Angst der Menschen gab einem immer die Versicherung, dass sie ihre Versprechen halten würden. Denn sie fürchteten sich mehr vor den Konsequenzen, als vor der eigentlichen Bedrohung.
"Keine Sorge. Wer sich nicht an die Regeln hält, der zahlt eben seine Schulden mit seinem Leben ab. Aber das weisst du ja." Zwar lachte Domenico, doch es war bitterer Ernst. Und genau das gefiel mir.
Ausgelassen schwang er sich zu mir auf die Couch. Seine Augen machten keine anstalt, um mich heimlich zu betrachten. "Themenwechsel: was hat es damit auf sich?" Sein Finger zeigte auf das weiße Tuch, welches unordentlich um meinen Oberarm geschlungen war.
Wirklich eine Antwort konnte ich ihn nicht darauf geben, als ich heute morgen aufgewacht war, trug ich es einfach.
Doch hatte ich natürlich schon eine Vermutung gehabt. Naheliegend war es, dass Aurora sich mein Hemd genommen hatte und ein Stück davon als Verband nahm.
"Ich hatte keine Verbände mehr." Ich nahm meine Augen von Domenico und richtete sie stattdessen auf die Tänzerin vor mir. Vertraut lächelte sie mich an.
Freudig musterte ich ihre Bewegungen an der Stange. Mit einer Leichtigkeit schwang sie in kreisenden Bewegungen herum.
Schnaufend lachte ich aus. "Wann hat sich Camilla die Haare gefärbt?" ich war beeindruckt. Die dunkelbraunen Haare wurden nun von blonder Farbe bedeckt. "Vor ein paar Tagen" Gab Domenico Stolz von sich.
Genau das liebte ich an diesen laden; jedes Mädchen wurde von Domenico mit Würde behandelt. Er kannte sie und sorgte sich um ihr Wohlergehen. Trotzdem blieb ich eine Heuchlerin.
Das war allerdings auch eine der Bedingungen die ich ihm stellte, um ihn überhaupt das Geld für diesen Laden zu leihen.
Ein ekelhaftes Lachen riss jedoch meinen Blick von der Tänzerin. Aurora kniete auf dem Boden und versuchte die Scherben der Gläser aufzusammeln.
Vier Männer standen um sie herum und lachten sie aus. Ich war schon dabei auf zu stehen und einzugreifen, doch Domenico hielt mich davon ab.
Knurrend blieb ich mit verschrängten Armen sitzen. Von weiten konnte ich jedoch die glassigen Augen von Aurora erkennen.
Camilla und die restlichen Mädchen verzogen sich nach hinten, die anderen Gäste schielten aggressiv zu dem Tisch, zu dem sich Domenico hinbegeben hatte.
Leicht taumeld Schritt Aurora auf mich zu. "Ich glaube, wir sollten jetzt nach hinten gehen." Etwas desorientiert folgte mir Aurora in das Hinterzimmer des Ladens.
Ein roter Vorhang führte zu einer Treppe. Der Keller bestand aus einer riesigen Lounge. In den Wänden dieser, waren jeweils verschiedene Türen, die abgeschlossen waren. Normalerweise konnte man hinter diesen Türen seine wildesten — oder auch prüdesten — Fantasien ausleben.
Aus meinen Blickwinkel heraus konnte ich sehen, wie Camilla, Marcella und Valentina versuchten sich Aurora zu nähern.
Von all den Mädchen die hier arbeiteten, war Aurora tatsächlich die einzige gewesen, die hier unfreiwillig arbeitete.
Die Minuten verstrichen und Domenico kam nicht wieder. Noch war kein Schuss gefallen, also wurde versucht wieder zu arbeiten.
Die Mädchen tanzten an vereinzelte privaten Bühnen, um welche eine Couchgruppe gezogen wurde.
Diese Bühnen wurden nur benutzt, wenn man für einen privaten Tanz zahlte, doch in sochl einen Fall, wo die Leben der Gäste und Angestellten in möglicher Gefahr waren, fiel die Bezahlung und Reservierung aus.
Mein Blick schweifte immer wieder zu Aurora ab. Sie saß auf einen Stuhl an der Bar und redete mit Elona.
Aurora und Elona waren mehr oder weniger die einzigen, die nicht an den Stangen tanzten, sondern sich wirklich nur um die Bedienung der Gäste kümmerten.
Ich hob das Glas vor mir an und wollte schon daraus trinken, als mich jemand davon abhielt. "Du solltest deine Aufmerksamkeit auf mich richten." Camillas Hände stützten sich neben meinen Oberschenkel auf der Couch ab, während ihre Knie ihr auf der kleinen Bühne hält gaben. Sie streckte prachtvoll ihr Gesäß in die Luft und ließ sich von den schmierigen Typen mustern.
Lachend senkte ich mein Glas. "Entschuldige, meine hübsche." Camilla stieg von der Bühne und gesellte sich mit gekreutzten Beinen zu mir.
"Wer ist die kleine?" Sie hatte einen ersten Tonfall. "Ihre Familie hat Schulden bei uns, doch möchte ich sie nicht alleine hier lassen." Meinte ich mit einem schulterzucken. "Du kannst mir vertrauen, wenn ich sage, dass ich gut auf sie aufpassen werde."
Ich konnte in ihrem Blick erkennen, dass es ihr völlig fern lag, warum ich Aurora in solch einen Laden geschickt hatte, jedoch fragte sie nicht nach warum.
Stattdessen nahm sie mein Kinn in ihre Hand und streifte zart meine Oberschenkel mit ihrer Hand. "Wollen wir eventuell etwas anderes tun?" Sprach sie verführerisch und zeigte auf eine der Türen.
Wirkliches Interesse besaß ich heute nicht, doch lehnte ich Camillas Vorschlag nicht ab.
Kurz striffen meine Augen Auroras. Verzweifelt sah sie mich an, doch richtete sie ihren enttäuschten Ausdruck zurück zu Elona.
***
Die Lichter im schallgedämpften Raum waren gedämmt. Auf dem Bett lagen rote Blühtenblätter.
Camilla legte sich mit ihren Rücken auf das Bett. Mit einem schelmischen Grinsen konnte ich nicht anders, als mich über sie zu positionieren.
Mein Blick glitt über ihren Körper. Ich hatte so viel Gedanken, doch behielt ich sie lieber für mich.
Camillas blond gefärbte Haare, waren kein schöner Braunton mehr. Ich wollte meine schwarzen Haare auf braun treffen lassen. Ich wollte von ein paar lustvollen blauen Augen betrachtet werden, nicht von ihren braunen. Mir war nicht nach Camillas schlanken Oberschenkel, ich wollte etwas mit mehr Fülle. Doch konnte ich nicht das selbe über ihre Oberweite sagen, da wollte ich es kleiner.
Ich wollte es mir nicht eingestehen, doch es hätte Aurora unter mir liegen sollen, und nicht Camilla.
Trotzdem küssten ich sie, auch wenn zum ersten Mal die Leidenschaft fehlte.
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Karma Is A Bitch
Romansa➵ 𝐆𝐚𝐢𝐚 𝐮𝐧𝐝 𝐀𝐮𝐫𝐨𝐫𝐚 | 𝐌𝐚𝐟𝐢𝐚 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Gaia ist die älteste Tochter eines Mafiosi. Eigentlich müsste ihr aufgrund des angesehenen Status ihres Vaters, ganz Sizilien - nein, ganz Italien - zu Füßen liegen. Nur leider ist dies, nic...