"Unsere Ablenkung ist eingetroffen." Wisperte ich mit verschrängten Armen in Valentinos Halsbeuge. "Na dann."
Uns unter die Leute zu mischen war eine Sache, doch uns von diesen zu entfernen, ohne irgendwelche Aufmerksamkeit zu erregen, war eine völlig andere.
Wir mussten nur die Treppen hoch laufen, ohne das uns jemand sah. Nur wenn niemand dort oben stand, stachen wir anders wie die Nadel im Heuhaufen heraus.
"Dein Plan?" Fragte er mich, als ich seinen Atem an meinem Ohr spüren konnte. Noch immer verweilten seine Hände auf meiner Taille. "Zu erst wirst du die Hände von mir nehmen!" Sofort verspürte ich eine Erleichterung. "Und zweitens..."
Meine Augen wanderten mit einem Grinsen zum Kellner, welcher direkt an uns vorbei lief. "Entschuldigung," Hielt ich ihn mit meiner Stimme auf. Leicht lächelnd sah er zu mir, doch behielt er seinen leblosen Ausdruck auf den Lippen. "Sie wissen nicht zufällig, wo man hier etwas Privatsphäre bekommen würde, oder?"
Sein Blick wanderte zwischen mir und Valentino hin und her. Dabei spannte er sich sichtlich an. Ein angewidertes Lachen musste ich mir wirklich verkneifen.
"Das Bad. Ich möchte wissen, wo das Bad ist." Stellte ich klar. Sofort verfärbten sich seine Wangen zu einem breiten rot. "Natürlich! Sie müssen nur die Treppen hoch und dann rechts" Sprach er schnell, bevor er Stock und steif davon torkelte.
"In wie fern, hat uns das jetzt geholfen, nach oben zu kommen?" Fragte er mies gelaunt. Seufzend drückte ich meinen Nasenrücken. "Jetzt haben wir eine Ausrede. Wenn uns jemand da oben erwischt, ist es die Schuld des Kellerns." Erläuterte ich in einer hohen Stimme mit einem breiten Lächeln, dass Valentino einfach nur dämlich vorkommen sollte.
Noch kurz folgten meine Augen den Kellner, welcher zu Alfonso ging und ihn etwas ins Ohr flüsterte, bevor dieser sich mit einem schmierigen Grinsen zu uns drehte.
"Gehen wir!" Forderte ich Valentino auf, kurz bevor mein Blick an Aurora und Domenico hingen blieb, die sich Russo näherten.
Dabei behielt Aurora ihren Blick schüchtern gesenkt und lächelte ihn nur kurz zur Begrüßung an.
Ich musste von dieser Szene des Schreckens einfach wegsehen. Die Vorstellung, dass er sie so ansah, wie er mich ansah, widerte mich einfach an.
"Chiara." Hörte ich Valentino diesen Namen sagen und streckte mir seine Hand aus, bevor wir einfach die Treppen hoch liefen.
Vereinzelte Blicke folgten uns, doch vertieften diese sich wieder in ihre Gespräche, wie alle anderen, so das wir unbemerkt links abbiegen konnten, anstelle von rechts.
"War doch gar nicht so schwer." Ließ ich ihn mit einem provozierend Lächeln wissen, bevor er mir das Messer aus seinem Sakko gab. "Glück. Mehr nicht, Gaia." Keifte er genervt zurück.
Das war alles was ich wollte: ihn nerven — gut, das, und diese scheiß Papiere, die in Russo seinem Büro lagen.
Schleichend liefen wir den Gang entlang, bevor wir an einer Kurve stehen blieben.
Unaufmerksamkeit und gelangweilt bewachte ein Mann im schwarzen Anzug die Tür.
"Und was machen wir nun, ohne das er Hilfe ruft?" Fragte er angepisst. "Wir setzten auf mein Glück" Wisperte ich Valentino zu, als meine Hand seine Wangenknochen entlangfuhr und ihm seine Haare hinters Ohr strich.
Oh, er war nicht erfreut, doch das machte alles erst so lustig, bevor ich mich in den Gang stolpern ließ und sich seine ernste Miene zu einem geschockten Ausdruck veränderte.
Lachend lief ich in schlangenlienien auf diesen Mann zu, der mich völlig verdutzt ansah.
"Geht es Ihnen gut, Miss?" Fragte mich seine tiefe Stimme, ehe er etwas von der Tür verschwand und sich auf mich zu bewegte.
Seine Hände umfassten meine Oberarme, bevor ich mich aus diesen löste und ihm stattdessen um den Hals fiel.
"Was macht jemand wie Sie, allein hier oben?" Wisperte ich in sein Ohr und stellte dabei sicher, dass er meinen heißen Atem spüren konnte.
Langsam hoben sich seine Mundwinkel, ehe er seine Hände auf meiner Taille ablegte. Das Gefühl von seinem Fleisch auf meinem Körper, ließ mich wie einem Kerker fühlen. Fehlten nur noch die Eisenketten.
Sein Grinsen konnte einem so viel verraten. Er wollte seine Hände weiter nach unten wandern lassen, während er den Abstand unserer Lippen verringern wollte.
"Lass uns doch wo hingehen, wo uns niemand sehen wird." Lachend lehnte er mich gegen die Tür neben uns, bevor er diese öffnet und leise wieder zufallen ließ.
Das war meine Chance gewesen.
Mit einem Lächeln zog ich ihm zum Bett und schupste ihn auf dieses. Lachend wollte er sich schon seiner Kleidung entledigen, als ich auf ihn stieg, doch konnte ich mir mein Grinsen nicht mehr verkneifen.
"Das bleibt unser Geheimnis." Lehnte ich mich zu seinem Ohr vor, bevor ich das Messer hervorholte und ihn seine Kehle durchschnitt.
Genüsslich hörte ich ihn dabei zu, wie er verzweifelt um Hilfe krächzte, noch bevor seine Augen nach hinten rollten.
Angewidert und doch belustigt, verließ ich das Zimmer und beobachtete Valentino, der die Tür aufbrach.
"Deinen Spaß gehabt?" Fragte er mich desinteressiert, ehe er mir die offene Tür entgegen hielt. "Aber natürlich doch." Auch wenn es weitaus genüsslicher gewesen wäre, wenn er mich nicht angefasst hätte.
Meine Augen wanderten durch den Raum, der eigentlich keinen großen Unterschied zu Giovanni seinem Büro aufweisen konnte.
"Nimm jede Akte mit, auf der D'Amico steht." Forderte ich Valentino auf, der zum ersten Mal meine Befehle, ohne eine Anmerkung ausführte.
Sofort durchsuchte er die Aktenschränke, während ich mich an seinem Schreibtisch begab.
Wie unpersönlich.
Giovanni besaß wenigstens noch ein, zwei Bilder von Nando und mir, doch hier stand nichts, außer zwei Whiskygläser. Der Tisch besaß nicht mal irgendwelche Schubladen, also befand sich alles in seinen Aktenschränken.
"Hab' sie." Sprach er und klatschte mir die Akte auf den Tisch, aus welcher schon alles rausfiel. "Versteck sie in deinem Sakko, damit sie nicht auffällt" Meinte ich, doch da kam schon seine Anmerkung. "Ach, ich dachte, wir würden ganz normal damit rausspazieren."
Tief atmete ich ein, bevor ich mich aus dem Stuhl erhob und aus der Tür lief. Gefolgt von Valentino, der ungern seine Hand um meine Taille wieder legen wollte — ich wollte sie auch ungern wieder auf meiner Taille spüren.
Doch bevor wir die Treppe hinunter liefen, versteckten wir uns noch einmal hinter der Wand. Alfonso dürfte schließlich nicht sehen, dass wir von links kamen.
Nur hätte ich wahrscheinlich diesen Kuss nicht sehen dürfen. Mit einem breiten Lächeln, drückte Domenico seine Lippen auf die von Aurora, welche sofort verlegen ihren Kopf in seiner Halsbeuge verbarg.
Meine Finger krallten sich in den Stoff meines Kleides. Wir hatten diese scheiß Akte gewonnen, trotzdem hatte ich diesen verdammten Kuss verloren.
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Karma Is A Bitch
Roman d'amour➵ 𝐆𝐚𝐢𝐚 𝐮𝐧𝐝 𝐀𝐮𝐫𝐨𝐫𝐚 | 𝐌𝐚𝐟𝐢𝐚 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Gaia ist die älteste Tochter eines Mafiosi. Eigentlich müsste ihr aufgrund des angesehenen Status ihres Vaters, ganz Sizilien - nein, ganz Italien - zu Füßen liegen. Nur leider ist dies, nic...