20 - [Razzia]

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,,Wann ist es soweit?" Fragte Giovanni ungeduldig, in einer Tonlage, die mich dazu fordernd aufrufte, den Prozess schneller ablaufen zu lassen. Seine Finger tippten auf seinen gekreuzten Armen umher.

Dieser Mann wollte mich wirklich in den Wahnsinn treiben, mit dieser Mentalität eines Kleinkindes, welches während einer Autofahrt ständig "sind wir schon da?" fragte.
,,Ich meinte, wir wären zu früh, aber du konntest ja nicht warten!" Schimpfte ich ihn auch deshalb, wie ein kleines Kind aus.

Ich wollte es mir allerdings nicht anmerken lassen, dass es wirklich viel zu ruhig hier war.

Hier am Hafen war wirklich kein Lebenszeichen von irgendjemanden zu sehen. Langsam hätte mich das Gefühl beschleichen sollen, dass Russo vielleicht wusste, wer ich war und eventuell im Vorfeld eine falsche Akte in seinen Schrank gelegt hatte.

Aber so schlau war Alfonso nicht, und das bewahrheitete sich auch, als all diese weißen Trucks, ohne registriertes Nummernschild im Hafen einfuhren.

,,Zufrieden?" Fragte ich Giovanni mit einem provozierenden Grinsen, welches er nur durch ein genervtes schnauben erwiderte.

Fast verwahrlost standen dutzende von Holzkisten auf dem Steg, der normalerweise von Containern umzingelt war.

Ich hätte wissen müssen, dass sie hinter diesen Kisten her waren.

,,Und was nun? Warten wir hier einfach versteckt weiter, bis sie mit der Ware verschwunden sind?" Regte sich Giovanni weiterhin auf.

Mein Kopf drehte sich zu ihm, doch griff seine Hand nach meinen Hemd und drückte mich gegen die kalte Steinwand eines Lagers.

,,Ich weiss, was ich tu, also musst du mir wohl oder übel vertrauen" Grinste ich. Seine Hand ließ von mir ab, aber nicht ohne mich vorher noch einmal an die Wand zu schubsen.

Er musste mir vertrauen, schließlich besaß ich ein Ass im Ärmel, mit dem selbst er nicht rechnete.

,,Ich warne dich, Gaia" Begann er, doch sofort legte ich meinen Zeigefinger auf meine Lippen und deutete zu einem der Männer, dessen Oberkörper etwas zu stämmig im Gegensatz zum Rest seinen Körpers wirkte.

,,Showtime"

Aus heiterem Himmel dröhnten die Sirenen der Polizeiwägen in meinen Ohren, auf die ich gewartet hatte.

Hände hoch, sie sind umstellt. Lachte ich in meinen Gedanken schon, als der stämmige Mann eine Waffe zog.

,,Was passiert hier?" Fragte Giovanni misstrauisch. Zweifellos dachte er wahrscheinlich schon darüber nach, wie er mich für seine Flucht hätte opfern können. Hätten er sich einfach heimlich von hier weg schleichen sollen? Mich vielleicht doch den kleinen hang herunterschubsen sollen? Oder sich doch lieber die K9 aus meinen Gürtel nehmen und sie auf mich halten sollen?

,,Eventuell hat irgendjemand der Polizei einen kleinen Tipp gegeben"

Wie erstarrt hielt er in seiner Bewegung inne und sah mich mit offen stehenden Mund an.
,,Wie bitte?" Geblendet von seiner eigenen Unfähigkeit, eins und eins zusammen zu zählen, sah er mich völlig verwirrt an.

Lachend schlenderte ich auf ihn zu und legte meinen Arm um seine Schulter, bevor meine Augen auf das glänzende Wasser schauten. Dabei ignorierte ich die in blau gekleideten Männer, die hinter einigen der Container hervorkamen.

,,Russo soll dafür bezahlen, was er Nando angetan hat. Und wie könnte man dieses geldgierigen Schwein am besten schaden? In dem die Polizei seine Leute verhaftet und seine Drogen in Gewahrsam nimmt"

Giovanni konnte meine Worte nicht einmal verarbeiten. Er war völlig geschockt, wie ich so etwas auf die Reihe bringen konnte.

,,Warum sind wir dann hier?" Er riss sich aus meiner Berührung und sah mich noch immer drohend an. Sollte irgendetwas schief gehen, hätter er mich den Wölfen zum Fraß vorgeworfen.
,,Wir warten auf den ersten Schuss"

Stumm wiederholte er meine Worte, ich konnte die Bewegung seiner Lippen sehen.

,,Warum?"
,,Hast du nicht langsam genug Fragen gestellt? Vielleicht solltest du mir einfach mal zu sehen" Entgegnete ich ihn völlig genervt.

Das er mir nicht vertraute war mir auch klar, doch musste er es wenigstens versuchen. Ohne mich würde er schließlich nichts von Alfonso Russo wissen und wie er uns über Jahre hinweg beschatten ließ.

Ich hatte ihn auf dieses Schwein aufmerksam gemacht, also hätte er mir dafür wenigstens danken können. Aber wahrscheinlich war das schon wieder zu viel verlangt.

Mein Körper lehnte sich an die Wand, während meine Ohren versuchten, Giovannis Gemecker zu ignorieren.

Doch genau in dem Moment erklang ein ganz anderes Geräusch.
,,Na endlich" Gab ich schon ganz ungeduldig von mir und zückte meine K9.

Schutzsuchend wichen die Polizisten den Kugeln aus. Alfonsos Leute hatten wahrscheinlich noch nie eine Waffe in ihren Leben gehalten.

Wie die Leute von denen ich das Kokain genommen hatte, konnte auch keiner von diesen einen guten Schuss abfeuern.

Die Kugeln prallten auf den Steinboden, teilweise trafen sie das Holz der Kisten und nur wenige knallten gegen das Metall der Container.

,,Da sind deine Schüsse" Hörte ich Giovannis Stimme sagen.
,,Wir sind sofort wieder weg, versprochen" Grinste ich und zielte endlich mit meiner Pistole auf eine Person.

Der junge Mann war genau in meine Schusslinie geraten. Panisch guckten seine Augen unter seinem schwarzen Haaren hervor, als er das Magazin nachladen wollte.

Schnell verlor er jedoch jegliche Panik, als seine Augen bis in seinen Hinterkopf rollten und er zu dem Boden sank.

Eine Kugel, mehr hatte ich nicht gebraucht, um ihn das Leben zu nehmen.

,,Gehen wir" Ließ ich Giovanni wissen und schmiss meine K9 in den kleinen Fluss, der in das offene Meer mündete. Schnell genug wäre sie vom Wasser verschluckt worden. So schnell hätte man sie nicht gefunden.

,,Warum schmeißt du sie weg?"
,,Wo ist denn da der Spaß, wenn niemand herausfinden kann, dass ich es war"

Seine Augen weiteten. Fast hätte ich sogar geglaubt, dass ich einen Funken von stolz sah, der jedoch schnell wieder verschwand.
,,Sehr waghalsig" Das meinte er tatsächlich in einem lobenden Ton. Ich hatte mir seinen Stolz also doch nicht eingebildet.
,,Bald werde ich deinen Platz einnehmen. Sie alle sollten sich also darauf vorbereiten, auf wen sie sich eingelassen haben"

Lachend hörte er mir zu, doch blitzten Fragen ihn auf der Zunge auf.
,,Wer war der Junge?" Wollte er wissen und schien wohl zu glauben, dass er nichts als unbedeutend war.
,,Lorenzo Romano, der Sohn von Francisco Romano - Russos rechte Hand"

Ich wollte Russo mehr als nur seine Leute und sein Geld nehmen. Francisco gehörte zu seiner Familie, wie Valentino zu meiner. Lorenzos Tod war also nicht weniger wert, wie der Tod seiner eigenen Kinder.

Karma Is A Bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt