"warum hüpfst du so dumm rum, Herz?"

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Nathalie

Ich.Wie.Woher.Wer..wer bist du?", stammle ich mir einen ab. Ich sehe zu meinen Schultern. Er hat seine Hände immer noch dort. Er bemerkt meinen Blick und lässt von mir ab.

„Es tut mir leid. Es ist nur... ." Er hört abrupt auf zu reden und fährt sich nervös mit der Hand durch das Haar.

Ich kann derweil nicht aufhören ihn anzustarren. Es ist dunkel und ich kann ehrlich gesagt nicht viel von ihm sehen, außer seiner ungewöhnlichen und atemberaubenden grünen Augen, die diesen warmen Goldschimmer in sich tragen. Ja die kann ich sehen. Sie blitzen mich regelrecht an.

Du solltest besser gehen. Er ist ein Fremder. Was wenn er dich gleich kidnappt? Meine Alarmglocken beginnen zu schrillen und trotzdem bewege ich mich keinen Zentimeter.

Das Prickeln, dass ich die ganze Zeit gespürt habe, ist jetzt an seinem Höhepunkt angekommen.

Was hat das zu bedeuten?

Im nächsten Moment zückt der Fremde, dessen Name anscheinend Neil ist, sein Handy und leuchtet mir mit der grellen Taschenlampe direkt ins Gesicht.

Ich halte mir die Hand schützend vor die Augen und fange an zu fluchen.

„Sag mal bist du wahnsinnig, was stimmt mit dir nicht?", frage ich ihn und entferne mich automatisch ein paar Schritte.

„Das kann nicht wahr sein", flüstert er, seine bescheuerte Taschenlampe immer noch auf mich gerichtet. „Es ist unmöglich."

Will der Kerl mich verarschen? Keine Ahnung, was er mit unmöglich meint aber ich jedenfalls finde es unmöglich, das er mich gerade halb erblinden lässt.

„Okay, das reicht", sage ich und stolpere an ihm vorbei.

„Hey nein. Warte, bitte geh nicht. Sorry der Move mit der Taschenlampe war echt uncool gerade. Ich wollte nur...vergiss es, auf jeden fall tut es mir leid.", schießt es aus ihm heraus und ich bleibe einen Moment stehen. Irgendwas stimmt doch ganz und gar nicht mit diesem Neil. Ich gehe also weiter, ohne mich noch ein einziges Mal umzudrehen, da merke ich dass er mir einfach nachläuft.

„Könntest du bitte aufhören mich zu verfolgen", sage ich in einem mittlerweile leicht genervten Ton. Mir läuft gerade ein Fremder hinterher, mitten im nirgendwo und mein Auto ist noch geschlagene zehn Minuten entfernt. Hier sind weder Häuser, noch Menschen. Ich glaube nicht mal, dass es hier irgend ein anderes Lebewesen gibt. Doch, Ameisen vielleicht. Das heißt, sollte der Typ hinter mir ein Psychopath sein, dann bin ich im definitiv ausgeliefert und trotzdem verspüre ich nicht den Hauch einer Angst. „Weißt du", sage ich und versuche dabei nicht über sämtliche Steine oder meine eigenen Füße zu fliegen. „Es ist ziemlich unhöflich nachts fremden Mädchen nachzustellen. Ganz abgesehen von der Aktion mit der Taschenlampe, das war echt cringe. Ich hoffe du weißt das."

Der hölzerne Duft nähert sich langsam wieder meiner Nase und ich kann seine Anwesenheit jetzt deutlich in meinem Nacken spüren. Er hat mittlerweile aufgeholt und ist wieder direkt hinter mir und mit einem Satz auch schon neben mir. „Du hast recht. Ich bin schon eine Ewigkeit hinter dir her, aber nachstellen ist das falsche Wort." Ich stocke in meiner Bewegung und schaue ihn schräg an. „Ist das dein Ernst?", frage ich. Und da ist es wieder, dieses faszinierte Blitzen in seinen Augen. Ich muss schlucken. Diese Augen sind echt nicht ohne. Ja, sie sind regelrecht gefährlich. Ich sollte einfach weitergehen und ihn ignorieren. Er macht kurz den Mund auf und schließt ihn dann wieder, so als wollte er etwas sagen und sich im selben Moment denken Ne das lass ich lieber doch mal.

„Tut mir leid. Ich rede nur Müll. Natürlich stelle ich dir nicht nach", sagt er und ich habe das absurde Gefühl, das er nicht ganz zufällig hier ist.

Nach einer gefühlten Ewigkeiten, diesen Neil im Schlepptau, bin ich endlich an meinem Auto angekommen. Ich drehe mich schwungvoll um, wobei ich ihm meine langen Haare sozusagen fast direkt ins Gesicht schleudere. Ich kann sein amüsiertes Lachen spüren, auch wenn ich es nicht so gut sehen kann. Was für ein Idiot. Mit verschränkten Armen stehe ich vor ihm und werfe ihm ein paar böse Blicke zu, dann dreh ich mich wieder um und öffne die Autotür.

„Na dann, war schön dich kennengelernt zu haben, Neil." Ich steige ein und will gerade die Tür schließen, da hält er sie fest und beugt sich zu mir runter. Sein Gesicht ist dieses Mal definitiv zu nah an meinem. Mein Herz sieht das genau so, denn es legt gerade mächtig an Geschwindigkeit zu.

Ich kenne ihn nicht. Was soll das, warum hüpfst du so dumm rum, Herz?

Er greift über meinen Kopf weg und knipst das Innenlicht des Autos an, was dazu führt, dass ich ihn jetzt komplett sehen kann. Jedes Farbspiel, das sich in seinen Augen abspielt und die Grübchen, die sich um seinen Mund bilden, als er bemerkt, dass ich ihn anstarre. Sein markantes Gesicht, dass eigentlich aussieht wie in Stein gemeißelt und die dunkelbraunen Haare, von denen zwei Strähnen jetzt in seinem Gesicht hängen. Er streicht sie nach hinten und aus dem leichten Schmunzeln von eben wird ein freches Grinsen. „Ich wollte dein Gesicht nochmal sehen und es ist im übrigen wunderschön. Ich hoffe inständig, heute nacht davon zu träumen", sagt er mit tiefer Stimme und dann wendet er sich ab und lässt Die Tür zufallen. Einfach so. Dann geht er. Einfach so.

Ich rede mir den gesamten Nachhauseweg ein, dass ich diesen Typen überhaupt nicht zum Sterben attraktiv finde und das es mich auch überhaupt nicht stört, dass alles was ich von ihm weiß sein Name ist und das er verboten gut riecht und das ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehen werde.

One HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt