"Keine Sorge, die Realität wird morgen auch noch da sein.."

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Nathalie:

Ist dir auch warm genug?", fragt Neil mich mit besorgter Miene. Er starrt mich nun schon seit Minuten so an, als würde er herausfinden wollen, ob noch alles an mir dran ist.

„Ja, es geht mir gut. Ich habe nur leicht Kopfweh, du musst dir also keine Gedanken machen."

Er fährt sich durch die goldbraunen Haare, wobei ihm vereinzelte Strähnen sofort wieder ins Gesicht fallen, dann gibt er ein leicht ironisches Lächeln von sich. „Es gibt ja auch absolut keinen Grund sich Gedanken zu machen, richtig?"

Ich blicke stumm auf die Tasse Tee in meiner Hand. Die Wärme die von ihr ausgeht ist angenehm und der Geruch frischer Minzblätter umhüllt mich. „Nein gibt es nicht", zische ich.

Nach der grenzenlos verwirrenden und mysteriösen Aktion am Strand, in der ich mich wohl verhalten habe, als wäre ich nicht mehr Herr meiner Sinne, hat Neil mich sofort gepackt, in sein Auto gesetzt und zu sich gefahren. Jetzt sitzen wir in seinem Zimmer, oder sollte ich lieber sagen Palast?

Ich hatte zuvor noch nie so Etwas gesehen. Sein Zimmer ist ungefähr so groß, dass auch eine gesamte Schulklasse darin nächtigen könnte. Die Wände sind in einem hellen Grauton gestrichen, das selbe Grau, dass auch sein riesiges Boxspringbett hat, mit eingeschlossen das hochwertige Sofa, vor dem ein riesiger Flachbildfernseher hängt, der auch eine halbe Kinoleinwand hätte darstellen können.

Ich bin ihm unendlich dankbar, dass er mich hierher gebracht hat, denn der letzte Ort an dem ich jetzt sein könnte, wäre Zuhause bei Joe. Nur habe ich weder die Kraft noch die Lust über diese Sache von gerade eben zu reden. Ich will es einfach nur vergessen, am Besten für immer.

Erneut gibt er ein verzweifeltes Lachen von sich. „Das kann doch nicht wahr sein.", nuschelt er in sich hinein. „Du hast dich fast umgebracht, ist dir das eigentlich bewusst?" Jetzt kommt er näher und nimmt meinen Kopf in seine Hände. Sein Blick ist stechend und löst ein nervöses Hüpfen in meinem Herzen aus.

„Können wir das nicht wenigstens für diese eine Nacht vergessen? Keine Sorge, die Realität läuft nicht davon, sie wird morgen auch noch da sein."

Er hält kurz inne, bevor seine Hände den Weg in meinen Nacken finden. Ich gebe einen angenehmen Seufzer von mir und schließe dabei die Augen. „Denkst du es gibt eine Möglichkeit, wie wir es vergessen können, zumindest für heute?", fragt er mit rauer Stimme.

Ich muss schlucken und eine Welle der Hitze rollt über meinen Körper und lässt mich auf eine Art und Weise schaudern, wie ich sie zuvor noch nicht erlebt hatte. Es ist neu und es ist schön.

„Ja und du?", flüstere ich.

Ich habe die Augen noch immer geschlossen, während mich sein Geruch von Moschus und Zedernholz in andere Welten verfrachtet. Sein Kinn streift meine rechte Wange und ich kann seinen Atem an meinem Hals wahrnehmen. „Ja, ganz sicher", haucht er mir zu und dann kann ich seine warmen Lippen auf meiner Haut spüren, oder besser gesagt ich kann diese Berührung über all an meinem Körper spüren. Es fühlt sich an wie ein Stromschlag.

„Nathalie." Seine Stimme gleicht einem leisen und sanften Windstoß und als seine Lippen langsam den Weg zu meinen finden, dann fühlt sich das bittersüß und schmerzhaft zugleich an. Schmerzhaft, weil es das Gefühl in mir auslöst, das er im Stande dazu ist mich heilen zu können, das Loch in meiner Brust füllen zu können, wäre da nur nicht diese innere Mauer, gegen die ich jedes mal pralle wenn Neil und ich uns näher kommen.

Sie hält mich zurück, aber ich habe sie erschaffen. Diese Mauer bin ich, niemand anderes.

Ich stehe mir selbst im Weg, weil ich nicht loslassen kann.

Ich kann Caleb nicht loslassen, obwohl er mich darum gebeten hat

Ich mag mir viel einbilden, aber was ich mir nicht eingebildet habe ist, das er heute mit mir gesprochen hat, auch wenn er verdammt nochmal nicht mehr am Leben war, irgendwie ist er doch noch da und ich habe die dumpfe Vorahnung, dass nur ich ihn von seinem Leid befreien kann..und von meinem eigenen, was auch immer das zu bedeuten hat.

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Hey ihr Lieben,

tut mir leid, dass meine Kapitel in letzter Zeit eher "kurz" geraten.

Die nächsten Kapitel werden wieder länger.

Was sagt ihr eigentlich zu Neil, mögt ihr ihn : )?

Ich hoffe meine Geschichte gefällt euch bis jetzt, euer Feedback ist mir wichtig und hilft mir ungemein weiter, deshalb freue ich mich über jedes Kommentar und jeden Vote <3

One HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt