"Der Abend sollte besser enden..."

23 11 1
                                    


Nathalie:

Der Bass der Musik dröhnt in meinen Ohren und der Alkohol brennt in meiner Kehle, um mich herum tanzen Menschen und genießen ihr Leben. Sie trinken und feiern, weil es ihnen Spaß macht, ich trinke einfach nur, in der Hoffnung in irgend einen Rausch zu fallen, der nichts mit Caleb zu tun hat.

Wir sind auf einer Hausparty von irgend so einem steinreichen, verwöhnten und eingebildeten Typen. Sein Name ist Maddox und sein Vater ist einer der besten Wettkämpfer der Highland Games, was er auch in nahezu jedem Satz betont, als wäre er der Erfolgreiche und nicht sein Vater, derweil ist er einfach nur  ein schlimmer Angeber aber eigentlich ist er auch relativ witzig. Außerdem sieht er natürlich ziemlich gut aus, weshalb Vanessa mit ihren Lippen fast schon an ihm klebt. „Findest du auch seine Haare haben diesen leichten rötlichen Stich? Und die Lippen, er spitzt sie die ganze Zeit so außerdem sind die voller als meine, was meinst du soll ich es mal mit Botox probieren?", lallt Vanessa mir ins Ohr. Wir sitzen auf einem hellgrauen Sofa im Wohnzimmer des Hauses. Die Einrichtung ist modern, die Wände sind hoch und überall stehen schottische Figuren, die Teilnehmer der Highland Games darstellen sollen, ungewohnt aber es hat was. Ich sehe gedankenverloren in meinen halb vollen Becher, indem sich eine Whisky-Cola Mische befindet. „Ja er sieht gut aus, wieso gehst du nicht hin und bezirzt ihn mit deinem bezaubernden Wimpernschlag", ziehe ich sie auf und klimpere gekünstelt mit meinen Wimpern.

Wir müssen beide Lachen und ich bin in diesem Moment ziemlich froh, dass es so aussieht als hätte ich tatsächlich eine neue Freundin gefunden. Als Neil mir alles erzählt hatte über seine Vermutungen, die jetzt eigentlich keine Vermutungen, sondern vielmehr Tatsachen sind, hatte ich das Gefühl wie ein Spiegel in tausend Teile zu splittern. Vanessa ist da gewesen, hat mich abgelenkt und mich überredet auf diese Party zu gehen.

Er durfte weiterleben, dafür Caleb nicht und ich habe mich Hals über Kopf in ihn verliebt, was keine optimalen Voraussetzungen sind, wenn man bedenkt das jenes Herz in ihm schlägt, dass einst mal dem Menschen gehört hatte für den ich die Welt in Schutt und Asche gelegt hätte.

Ich blinzle und schütte mir dieses grauenvolle hochprozentige Zeug in den Rachen. Kurz verziehe ich die Miene, dann streiche ich mein schwarzes Minikleid glatt, stehe mit zu viel Schwung auf und lande danach auf direktem Weg wieder auf dem harten Sofa. „Ups", sage ich kichernd.

Vanessa legt ihren Kopf schief, wobei ihr die rötlich, kurzen Strähnen ins Auge fallen. „Du bist voll", stellt sie fest. Sie seufzt. „Ich glaube der steht nicht auf mich, sondern auf dich. Der zieht dich ja fast aus mit seinen Blicken." Ich sehe sie mit kritischer Miene an und lasse meinen Blick ans andere Ende des Raumes schweifen. Dort steht Maddox, angelehnt am Türrahmen und unterhält sich mit ein paar anderen Jungs, wobei er mich fast durchlöchert mit seinen Augen. Ich verziehe das Gesicht. „Ich würde lieber über Reißzwecke laufen, als was mit diesem Typen anzufangen."

Sie sieht mich ungläubig an und verpasst mir einen leichten Ellenbogenstoß.

Maddox und die anderen bewegen sich derweil in unsere Richtung, darauf habe ich jetzt absolut keine Lust. Im selben Moment erscheint ein mir viel zu bekanntes Gesicht. Eins, dass mein Herz in die Höhe schnellen lässt und meinen Puls in ein bedenkliches Tempo bringt.

Neil steht mit drei anderen Jungs an der Schwelle der weit geöffneten Terrassentür. Wie es scheint, sind sie gerade erst gekommen. Er sieht sich um und als unsere Blicke sich treffen, hellt sich seine Miene auf, seine grünen Augen leuchten mich warm an und irgendwie habe ich das Gefühl er ist überhaupt nicht überrascht mich hier zu treffen. Ist er vielleicht nur wegen mir hier? Nach dem letzten Mal hatte ich ihm gesagt, dass ich ein paar Tage Zeit bräuchte um das alles zu verarbeiten, wahrscheinlich würde ich es aber sowieso nie schaffen.

Der intensive Blickkontakt wird allerdings prompt zerstört, denn Maddox lässt sich mit viel Schwung neben mich aufs Sofa fallen, wobei er fast sein halbes Getränk über meinem Kleid entleert.

„Oh sorry Kleine, war keine Absicht. Soll ich das schnell wegmachen?" Will der gerade seine Griffel an mich legen? Ich schlage seine Hände von mir und stehe wütend auf. „Lass mich raten, das ist deine erfolgreichste Masche bei Mädchen - nicht", fahre ich ihn an und nehme plötzlich einen mir sehr bekannten Geruch von Zedernholz und Moschus wahr.

Neil steht mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Blick - so kühl, dass es mich wundert das Maddox noch nicht zu Eis gefroren ist - neben mir und zieht mich an seine Brust. „Gibt es hier ein Problem?", frägt er mit mordlustiger Stimme. Der Abend sollte besser enden. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass schlimm auch immer nochmal schlimmer geht. 

One HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt